Krieg im 21. Jahrhundert
Ach ja, Quintus Fabius und die Infanterie.

Infanterie zu Fuß ist halt extrem langsam. Warum würde ich auf Tempo und Bewegung verzichten wollen? Gegner müssen überrascht, Schwerpunkte müssen gelegt werden, Reserven nachgeführt, Durchbrüche ausgeweitet, Situationen ausgenutzt, Gegner gestellt oder eingekesselt werden können. Distanzen die mit Fahrzeugen binnen Minuten überwunden werden können, bindet und exponiert die Infanterie zu Fuß schnell über Stunden. Auch wenn der Kampfraum "nur" 10 oder 20km tief ist.

Infanterie zu Fuß ist hochgradig verwundbar. Selbst ungeschützte Fahrzeuge wären auf den von Artillerie und Drohnen dominierten Schlachtfeld noch besser als zu Fuß vorzurücken. Es ist zwar richtig, dass Drohnen und Artillerie immer niedergehalten werden müssten, jedoch können Mechanisierte Verbände durchaus noch in Lagen agieren, in denen Infanterie zu Fuß längst vernichtet wurde.

Infanterie zu Fuß hat sicher nicht den gleichen logistischen Fußabdruck wie ein mechanisierter Verband der gleichen Ebene. Jedoch auch nicht die gleiche Kampfkraft. Im klassischen Angriffsgeschehen hat eine Panzerbrigade die zwei bis dreifache Angriffskraft einer motorisierten Infanteriebrigade.
Wie sich dann die Logistik darstellt wenn du im Gefecht zehn, zwanzig, dreißig und mehr Prozent Ausfälle der Infanterie hast um die du dich kümmern musst, während der mechanisierte Verband unter Schutz zwingend weniger Ausfälle bei insgesamt schon deutlich weniger Personal haben wird möchte ich auch erst mal sehen.

Auch wirst du wenn du infanteristisch kämpfen willst wahrscheinlich gewaltig mehr Munition verbrauchen. Schon weil die Artillerie über viel längere Zeiträume wirken müssen um die langsame und verwundbare Infanterie irgendwie zu schützen und auch weil *1000 Mann zu Fuß* halt erheblich mehr Blei in die Welt pumpen werden müssen um *100 Mann im Graben* zu überwinden als es *100 Mann mit Panzerfahrzeugen* tun müssten.

Reine Infanterieinheiten hätten sicherlich den Vorteil leichter aufgestellt und unterhalten werden zu können, im taktischen Kontext sind sie gegenüber mechanisierten Einheiten viel zu deutlich unterlegen und würden nur zu horrenden Verlusten führen.
Tatsächlich ist es doch so, dass Russland das was du hier skizzierst eine ganze Weile in dieser Richtung praktiziert hat. Infanterie greift unter massiver artilleristischer Überlegenheit an. Das resultierende Kampfgeschehen konnte nur als beidseitiges Gemetzel bezeichnet werden.
Haben wir eigentlich alles schon mal durchgespielt. Der Panzerverband war dem Sturmbataillone überlegen.

Zitat:Zunächst stellt sich die Frage, ob besagter Diktatfrieden angesichts der Umstände nicht besser wäre.
Die Frage stellt sich der Ukraine schon seit klar ist, dass die westlichen Mächte nicht die Absicht haben, die AUF zum militärischen Sieg zu befähigen und die Implosion Russlands mehr fürchten als alles andere.
Unter diesen Voraussetzungen gibt es für die Ukraine sehr wenig zu gewinnen und je länger der Krieg geführt wird nur mehr zu verlieren. Eigentlich müsste die Ukrainische Führung diese Problematik politisch und medial viel stärker bespielen als gute Miene zu bösen Spiel zu machen.
Zitat: Denn es gibt in diesem Kontext noch ein wesentliches Problem: es ist in der praktischen Realität extrem schwierig, zugleich Krieg zu führen, und zeitgleich die Streitkräfte richtig auszubilden und noch schwieriger, sie zeitgleich zu modernsieren.

Da nützen alle Vergleiche zum 2WK und was während dieser noch lief alles geschafft wurde rein gar nichts - und es war auch damals extrem schwierig. Die militärischen wie politischen Führer dieser Zeit waren jedoch fähiger oder viel fähiger. Und trotzdem kann man beispielsweise bei der Wehrmacht klar feststellen, wie die Qualität der Ausbildung dann 44 und 45 stark erodierte.

Gleichzeitig konnte man feststellen, dass bei den Westalliierten die Qualität der Ausbildung und Verbandsführung deutlich anstiegt. Die Ukraine ist sicherlich nicht in der Situation der Wehrmacht in den späten Kriegsphasen und könnte im Westen auf ausgezeichnete Ausbildungsbedingungen und Knowhow zurückgreifen. Die Aufgabe wäre sicherlich nicht einfach am fern der Unmöglichkeit würde man sie ernsthaft angehen wollen.
Und das ist IMO halt der wesentliche Punkt, die höhere politische und militärische Führung der Ukraine scheint mir kein gesteigertes Interesse daran zu haben die verfahrene Lage aufbrechen zu wollen. Vielmehr scheint man sich damit abgefunden zu haben und reitet ohne Ideen und Ambition einen Verhandlungs- /Diktatfrieden entgegen.
Zitat: Meine These ist nun, dass es zur höheren Wahrscheinlichkeit so oder so einen Folgekrieg geben wird. Bei einem Frieden jetzt - ganz genau so wie bei einem Erschöpfungsfrieden später - ganz genau so wie bei einem (wie auch immer definierten) ukrainischen Sieg.
Wozu? In einem Folgekrieg gäbe es für Russland dort viel weniger zu gewissen als im ersten Einmarsch. Wenn Putin unbedingt weiter Krieg führen möchte bzw aus Gründen wieder weiter Krieg führen muss wird er entweder die ganz große Klaviatur gegen die Nato versuchen oder sich einen Gegner suchen bei dem er was zu gewinnen hat.
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