Vor 5 Stunden
Zu 1: Ja, die konkrete Lage kann sich immer ganz anders darstellen als eine grundsätzliche Skizzierung.
Hier ist es konkret doch so, dass die Front offensichtlich von unzureichenden Kräften ‚gehalten‘ wurde. Wahrscheinlich lag im fraglichen Sektor wenig mehr als ein ausgeblutetes Bataillon. Selbstverständlich hätte man hier lokal mit einigen Regimentern größere Effekte erzielen können, erst recht wenn man die zu langsam hergeholte Ukrainische Reserve auch noch abweisen kann.
Es geht dabei nicht um größere Erfolge im strategischen Gesamtbild, sondern schlicht darum mit überlegenen Kräften rasch taktische Räume zu nehmen die in der jetzigen Zermürbungsphase über Monate umkämpft und nur mit exorbitanten Verlusten genommen werden können. Tiefere Operationen sollen daraus garnicht entstehen, entsprechend nachrangig sind logistische Aspekte.
Zu 2. Das es Unterschiede gibt ist eine Binsenweisheit. In der Ukraine tobt längst nicht überall Krieg. Tatsächlich tobt in den allermeisten Landesteilen kein Krieg. Und hinter der Ukraine liegt ein ganzes Staatenbündnis, dass traumhafte Trainingsbedingungen zu Verfügung stellt. Die Ukraine könnte hier völlig unbehelligt Truppen im gewaltigen Umfang generieren. Man will aus Gründen halt nicht, ruft jüngere Jahrgänge garnicht zu den Waffen, lässt es zu, dass Hundertausende im Ausland sitzen etc.
Ich sehe dann auch nicht, dass es unmöglich wäre Verbänden zu lehren, wie mehrere Brigaden zusammen geführt und eingesetzt werden können. Dass ist kein Hexenwerk, Verbündete mit einschlägiger Erfahrung sind vorhanden und es wurde in vergangenen Kriegen auch mit frisch aufgestellten Verbänden mit zwei Jahren Ausbildung (und das allerwenigste davon im Verbund mit anderen Großverbänden) erfolgreich agiert. Slim in Burma ist gut und schön, auf dem westeuropäischen Kriegsschauplatz sah es teilweise ganz anders aus. In der Wehrmacht mit dem Aufwuchs der Panzerkräfte vor und in den ersten Kriegsjahren sowieso. Es gibt keinen gesteigerten Grund warum die Ukraine nicht derartige Kräfte hätte generieren können. Man will aber halt nicht.
Die Sommeroffensive ist sicherlich nicht daran gescheitert, dass die Einheiten nicht ausreichend trainiert wurden. Die Sommeroffensive scheiterte weil a) Monate über Monate verschenkt wurden bis sich der Westen überhaupt erst entschloss Material zu liefern, b) das strategische Ziel und damit die Angriffsrichtung völlig offensichtlich war, c) die Russen es meisterhaft verstanden, die fraglichen Räume zu befestigen, d) die Ukrainer versprochenes Material nicht oder viel zu spät erhielten, e) die Ukrainer keine Mittel und Fähigkeiten gegen wesentliche Elemente der russischen Verteidigung (Minenfelder, Kampfhubschrauber) hatten, f) Zelensky darauf bestand gleichzeitig zum Süden auch bei Bachmut angreifen zu müssen und andere Brigaden noch an ganz andere Frontabschnitte verlegt wurden, g) man im ukrainischen Generalstab völlig Unwillens und unfähig war die (zu wenigen) verblieben Kräfte operativ konzentriert einzusetzen und schlussendlich h) im Süden auch noch völlig uninspiriert an ungeeigneter und zu stark befestigter Stelle angriff.
So wurden aus zwei Panzerkorps die den Angriff im Süden führen sollten zwei Brigaden in der Hauptstoßrichtung die vielleicht nach zu wenigen Kilometern aber insgesamt völlig erwartbar stecken geblieben sind. Ich habe das hier schon damals von der ersten Minute der Offensive an gesagt.
Hätte man es vernünftiger aufgezogen, sprich die beiden Korps wirklich konzentriert eingesetzt, hätte man ATACMs rechtzeitiger bekommen, hätte man Geparden an die Front verlegt, wären die zugesagten Kräfte auch rechtzeitig zu Verfügung gestanden und hätte man deutlich weiter östlich im einfacheren Gelände angegriffen – es hätte schon mit einer Kombination aus diesen Faktoren ganz anders aussehen können.
Andererseits hätte es ein Jahr späteren unter diesen Voraussetzungen auch nicht anders ausgesehen. Das Kernproblem war und ist, dass man sich weigert wirklich ausreichende Kräfte mit den notwendigen Fähigkeiten konzentriert einzusetzen. Man macht es nicht, weil man es nicht kann und man kann es nicht, weil man nicht will.
Zu 3. Natürlich ist ein Großteil der Soldaten nicht an der Front. Das sind dann aber keine Reserven die geschlossen an die Front verlegt werden können, sondern Verbände die im Rückwärtigen Raum diversen Aufgaben nachgehen. Wenn die Ukraine infanteristisch geprägte Verbände hat und diese nicht an die Front verlegt wäre es in der jetzigen Lage mehr als töricht. Schon allein, weil die im Donbas stehenden Verbände dringend schneller rotiert und länger in der Auffrischung verbleiben müssen.
Tatsächlich aber sehe ich das so nicht. Was ich lese wurden die Kräfte, die jetzt die Russen aufgefangen haben im Wesentlichen durch aus Fronteinheiten herausgelösten einzelnen Bataillonen generiert. Eigentlich ein Rezept für ein Desaster wenn die andere Seite mit koordiniert mit geschlossenen Verbänden agiert.
Zu 4. Ein Durchbruch mit mehreren Regimentern in den rückwärtigen Raum eines Bataillons zwingt das Bataillon Raum aufzugeben. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was es da ernsthaft zu diskutieren gibt. Wenn der Gegner hinter dir mit deutlich überlegenen mechanisierten Kräften aktiv kannst du stehen und abgeschnitten untergehen oder zusehen das du über noch freie Räume ausweichen kannst.
Das Drohnenproblem ist dabei übertrieben und rührt alleine daher, dass auch die Russen unfähig sind Flugabwehr und Eloka mit nach vorne zu schieben und mit shlicht überlegenen Kräften zu agieren. Wie ich das meine: In einem Frontabschnitt der wir hier gesehen von wenigen Kompanieäquivalenten durchbrochen werden kann sind zwangsläufig zu wenige Drohnenoperateure aktiv um auch nur diesen kleinen Angriff abzuweisen. Entsprechend wären sie mit nachgeschobenen mechanisierten Kräften völlig überfordert.
Natürlich wird die Ukraine versuchen Kräfte nachzuschieben aber wie wir gesehen haben dauert das so lange, dass bereitgehaltene russische Kräfte den Durchbruch bereits vollendet hätte. Nachrückende unkoordinierte Ukrainische Kräfte prallen dann auf vorrückende russische mechanisierte Angriffsspitzen und werden geworfen, Panik macht sich breit, die Lage ist zu dynamisch als das Drohnenoperateure im unbekannten Gelände effektiv mit Kurzstrecken FPVs agieren könnten – entsprechend steigen die Ukrainischen Verluste.
Und darum geht es für die Russen. Nicht um damit den Krieg damit zugewinnen oder die halbe Front kollabieren zu lassen, auch nicht um bloß Räume zu nehmen, sondern mit dem Einsatz mechanisierter Kräfte Lagen zu erzeugen, die wenigstens lokal einen Ausbruch aus der Logik des Zermürbungskrieges ermöglichen. Ordentlicher aufgezogen hätten die Russen mit diesem örtlichen Happening in einer Aktion mehr erreichen können als in sechs Monaten. Bei in der Summe dann geringeren eigenen Verlusten bei gleichzeitiger Maximierung der Ukrainischen Ausfälle.
Je mehr sie die Ukrainische Kampfkraft damit degenerieren in dem sie deren schwindende Reserven von Schwerpunkt zu Schwerpunkt jagen, desto eher kommen sie an dem Punkt an dem die AUF tatsächlich nicht mehr halten können, auch wenn irgendwo *bei Kiev* noch Einheiten liegen möchten. Und wenigstens nach meiner Lesart der Frontlage liegt dieser Punkt deutlich näher als es für die Ukrainer gut ist.
Seitens der Ukraine hingegen - Jeder Quadratmeter Raum den die Ukraine befreit entfernt die Russen einen Quadratmeter mehr von ihrem Kriegsziel. Jeder Quadratmeter den die Ukraine befreit distanziert den Krieg von noch bewohntem und lebensfähigem ukrainischem Territorium. Jeder Quadratmeter den die Ukraine befreit steigert die Moral der Truppe und Heimatfront und schwächt analog den Gegner. Jeder Quadratmeter den die Ukraine befreit stabilisiert die westliche Unterstützung.
Dass heißt aber natürlich nicht, dass man (so wie es die Ukraine größtenteils tut) auch jeden Quadratmeter erbittert verteidigen sollte. Ich habe hier immer wieder strategische Rückgänge auf besseres Gelände, Frontverkürzungen und vor allen Dingen rechtzeitige Rückzüge gefordert. Daran scheitert man regelmäßig auch daran, dass man keine operativen Ideen entwickeln mag.
Hier ist es konkret doch so, dass die Front offensichtlich von unzureichenden Kräften ‚gehalten‘ wurde. Wahrscheinlich lag im fraglichen Sektor wenig mehr als ein ausgeblutetes Bataillon. Selbstverständlich hätte man hier lokal mit einigen Regimentern größere Effekte erzielen können, erst recht wenn man die zu langsam hergeholte Ukrainische Reserve auch noch abweisen kann.
Es geht dabei nicht um größere Erfolge im strategischen Gesamtbild, sondern schlicht darum mit überlegenen Kräften rasch taktische Räume zu nehmen die in der jetzigen Zermürbungsphase über Monate umkämpft und nur mit exorbitanten Verlusten genommen werden können. Tiefere Operationen sollen daraus garnicht entstehen, entsprechend nachrangig sind logistische Aspekte.
Zu 2. Das es Unterschiede gibt ist eine Binsenweisheit. In der Ukraine tobt längst nicht überall Krieg. Tatsächlich tobt in den allermeisten Landesteilen kein Krieg. Und hinter der Ukraine liegt ein ganzes Staatenbündnis, dass traumhafte Trainingsbedingungen zu Verfügung stellt. Die Ukraine könnte hier völlig unbehelligt Truppen im gewaltigen Umfang generieren. Man will aus Gründen halt nicht, ruft jüngere Jahrgänge garnicht zu den Waffen, lässt es zu, dass Hundertausende im Ausland sitzen etc.
Ich sehe dann auch nicht, dass es unmöglich wäre Verbänden zu lehren, wie mehrere Brigaden zusammen geführt und eingesetzt werden können. Dass ist kein Hexenwerk, Verbündete mit einschlägiger Erfahrung sind vorhanden und es wurde in vergangenen Kriegen auch mit frisch aufgestellten Verbänden mit zwei Jahren Ausbildung (und das allerwenigste davon im Verbund mit anderen Großverbänden) erfolgreich agiert. Slim in Burma ist gut und schön, auf dem westeuropäischen Kriegsschauplatz sah es teilweise ganz anders aus. In der Wehrmacht mit dem Aufwuchs der Panzerkräfte vor und in den ersten Kriegsjahren sowieso. Es gibt keinen gesteigerten Grund warum die Ukraine nicht derartige Kräfte hätte generieren können. Man will aber halt nicht.
Die Sommeroffensive ist sicherlich nicht daran gescheitert, dass die Einheiten nicht ausreichend trainiert wurden. Die Sommeroffensive scheiterte weil a) Monate über Monate verschenkt wurden bis sich der Westen überhaupt erst entschloss Material zu liefern, b) das strategische Ziel und damit die Angriffsrichtung völlig offensichtlich war, c) die Russen es meisterhaft verstanden, die fraglichen Räume zu befestigen, d) die Ukrainer versprochenes Material nicht oder viel zu spät erhielten, e) die Ukrainer keine Mittel und Fähigkeiten gegen wesentliche Elemente der russischen Verteidigung (Minenfelder, Kampfhubschrauber) hatten, f) Zelensky darauf bestand gleichzeitig zum Süden auch bei Bachmut angreifen zu müssen und andere Brigaden noch an ganz andere Frontabschnitte verlegt wurden, g) man im ukrainischen Generalstab völlig Unwillens und unfähig war die (zu wenigen) verblieben Kräfte operativ konzentriert einzusetzen und schlussendlich h) im Süden auch noch völlig uninspiriert an ungeeigneter und zu stark befestigter Stelle angriff.
So wurden aus zwei Panzerkorps die den Angriff im Süden führen sollten zwei Brigaden in der Hauptstoßrichtung die vielleicht nach zu wenigen Kilometern aber insgesamt völlig erwartbar stecken geblieben sind. Ich habe das hier schon damals von der ersten Minute der Offensive an gesagt.
Hätte man es vernünftiger aufgezogen, sprich die beiden Korps wirklich konzentriert eingesetzt, hätte man ATACMs rechtzeitiger bekommen, hätte man Geparden an die Front verlegt, wären die zugesagten Kräfte auch rechtzeitig zu Verfügung gestanden und hätte man deutlich weiter östlich im einfacheren Gelände angegriffen – es hätte schon mit einer Kombination aus diesen Faktoren ganz anders aussehen können.
Andererseits hätte es ein Jahr späteren unter diesen Voraussetzungen auch nicht anders ausgesehen. Das Kernproblem war und ist, dass man sich weigert wirklich ausreichende Kräfte mit den notwendigen Fähigkeiten konzentriert einzusetzen. Man macht es nicht, weil man es nicht kann und man kann es nicht, weil man nicht will.
Zu 3. Natürlich ist ein Großteil der Soldaten nicht an der Front. Das sind dann aber keine Reserven die geschlossen an die Front verlegt werden können, sondern Verbände die im Rückwärtigen Raum diversen Aufgaben nachgehen. Wenn die Ukraine infanteristisch geprägte Verbände hat und diese nicht an die Front verlegt wäre es in der jetzigen Lage mehr als töricht. Schon allein, weil die im Donbas stehenden Verbände dringend schneller rotiert und länger in der Auffrischung verbleiben müssen.
Tatsächlich aber sehe ich das so nicht. Was ich lese wurden die Kräfte, die jetzt die Russen aufgefangen haben im Wesentlichen durch aus Fronteinheiten herausgelösten einzelnen Bataillonen generiert. Eigentlich ein Rezept für ein Desaster wenn die andere Seite mit koordiniert mit geschlossenen Verbänden agiert.
Zu 4. Ein Durchbruch mit mehreren Regimentern in den rückwärtigen Raum eines Bataillons zwingt das Bataillon Raum aufzugeben. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was es da ernsthaft zu diskutieren gibt. Wenn der Gegner hinter dir mit deutlich überlegenen mechanisierten Kräften aktiv kannst du stehen und abgeschnitten untergehen oder zusehen das du über noch freie Räume ausweichen kannst.
Das Drohnenproblem ist dabei übertrieben und rührt alleine daher, dass auch die Russen unfähig sind Flugabwehr und Eloka mit nach vorne zu schieben und mit shlicht überlegenen Kräften zu agieren. Wie ich das meine: In einem Frontabschnitt der wir hier gesehen von wenigen Kompanieäquivalenten durchbrochen werden kann sind zwangsläufig zu wenige Drohnenoperateure aktiv um auch nur diesen kleinen Angriff abzuweisen. Entsprechend wären sie mit nachgeschobenen mechanisierten Kräften völlig überfordert.
Natürlich wird die Ukraine versuchen Kräfte nachzuschieben aber wie wir gesehen haben dauert das so lange, dass bereitgehaltene russische Kräfte den Durchbruch bereits vollendet hätte. Nachrückende unkoordinierte Ukrainische Kräfte prallen dann auf vorrückende russische mechanisierte Angriffsspitzen und werden geworfen, Panik macht sich breit, die Lage ist zu dynamisch als das Drohnenoperateure im unbekannten Gelände effektiv mit Kurzstrecken FPVs agieren könnten – entsprechend steigen die Ukrainischen Verluste.
Und darum geht es für die Russen. Nicht um damit den Krieg damit zugewinnen oder die halbe Front kollabieren zu lassen, auch nicht um bloß Räume zu nehmen, sondern mit dem Einsatz mechanisierter Kräfte Lagen zu erzeugen, die wenigstens lokal einen Ausbruch aus der Logik des Zermürbungskrieges ermöglichen. Ordentlicher aufgezogen hätten die Russen mit diesem örtlichen Happening in einer Aktion mehr erreichen können als in sechs Monaten. Bei in der Summe dann geringeren eigenen Verlusten bei gleichzeitiger Maximierung der Ukrainischen Ausfälle.
Je mehr sie die Ukrainische Kampfkraft damit degenerieren in dem sie deren schwindende Reserven von Schwerpunkt zu Schwerpunkt jagen, desto eher kommen sie an dem Punkt an dem die AUF tatsächlich nicht mehr halten können, auch wenn irgendwo *bei Kiev* noch Einheiten liegen möchten. Und wenigstens nach meiner Lesart der Frontlage liegt dieser Punkt deutlich näher als es für die Ukrainer gut ist.
Seitens der Ukraine hingegen - Jeder Quadratmeter Raum den die Ukraine befreit entfernt die Russen einen Quadratmeter mehr von ihrem Kriegsziel. Jeder Quadratmeter den die Ukraine befreit distanziert den Krieg von noch bewohntem und lebensfähigem ukrainischem Territorium. Jeder Quadratmeter den die Ukraine befreit steigert die Moral der Truppe und Heimatfront und schwächt analog den Gegner. Jeder Quadratmeter den die Ukraine befreit stabilisiert die westliche Unterstützung.
Dass heißt aber natürlich nicht, dass man (so wie es die Ukraine größtenteils tut) auch jeden Quadratmeter erbittert verteidigen sollte. Ich habe hier immer wieder strategische Rückgänge auf besseres Gelände, Frontverkürzungen und vor allen Dingen rechtzeitige Rückzüge gefordert. Daran scheitert man regelmäßig auch daran, dass man keine operativen Ideen entwickeln mag.