28.07.2025, 18:59
Die Motorräder werden definitiv nicht überwiegend von Spähern eingesetzt. Erst gestern hat die ukrainische 81. Luftlandebrigade ein Video veröffentlicht, das die Abwehr eines russischen Sturmangriffs mit 41 Motorrädern und 30 Fahrzeugen (hauptsächlich Buchankas) im Raum Sewersk zeigt. Motorräder tauchen auf russischer Seite vor allem bei Angriffen (wenngleich selten in diesem Umfang) und für Versorgungsfahrten auf.
— Trennung —
Igor Girkin alias Strelkow hat sich mit beißender Kritik am Kreml aus der Haft zurückgemeldet. Er schreibt [von mir um Wiederholungen und Propagandaauswüchse gekürzt]: "Die Situation entwickelt sich gemäß dem Drehbuch. Wie Merlin sagen würde (aus dem Strugazki-Roman 'Der Montag fängt am Samstag an'): 'Haben Sie bemerkt, meine Herren, was für ein Wetter wir haben?—Vorhergesagt!' Schade, dass wir uns nicht genauso [wie Merlin] freuen können.
Unser 'König Artus' ist jedenfalls wie immer munter, fröhlich und unnachahmlich brillant. Es scheint, dass er ein Jahr nach Trumps Wahlsieg endlich zu erkennen beginnt, wieder mal getäuscht worden zu sein. Aber ich bin nicht sicher … (Nicht hinsichtlich der Frage, ob er getäuscht wurde, das wurde er, sondern ob er es erkennt; das kann ich nicht garantieren.)
Nach sechs Monaten stehen auf der Habenseite ein paar Quadratkilometer Waldplantagen und Felder, zwei bis drei Dutzend dem Erdboden gleichgemachte Siedlungen ländlichen […] und zwei, drei Siedlungen städtischen Typs.
Demgegenüber steht ein Minus von weiteren sechs Monaten Verzögerung der Maßnahmen, die für einen Sieg in diesem langen blutigen Krieg nötig wären; weitere sechs Monate des Ausbleibens von Personalentscheidungen hinsichtlich der Oberen, die alles verdorben haben; weitere sechs Monate des Vortäuschens von Aktivität in allen Bereichen von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft […]
Kurz gesagt, wir haben unseren ehemaligen 'lieben westlichen Partnern' weitere sechs Monate gegeben, sich besser auf die Konfrontation mit Russland vorzubereiten und der sogenannten 'Ukraine' besser zu helfen. Natürlich dauert es noch, bis die Früchte fallen, aber die Blüten dieser Politik (Drohnen über fast allen russischen Regionen bis zum Amur) können der dankbaren Bevölkerung nicht länger verborgen bleiben. Doch die Früchte reifen, keine Sorge! Und das rasch.
Unsere Offensive scheiterte erneut: Es gelang nicht, den Feind aus der Volksrepublik Donezk zu vertreiben, eine einzige Stadt zu nehmen (unser befreites Sudscha nicht mitgerechnet), oder auch nur einen einzigen Verband der Ukrainer zu besiegen (geschweige denn einzukesseln und zu vernichten). Der Feind verteidigte sich aktiv (und tut dies weiterhin), führt stellenweise Gegenangriffe (mitunter sogar erfolgreich), und bewahrt sorgfältig seine Reserven.
Bald werden wir herausfinden, wo und wie uns die ukrainischen Streitkräfte eine weitere Überraschung bereiten werden; eine feindliche Offensive (oder zumindest der Versuch einer solchen) ist meiner Meinung nach nahezu unvermeidlich.
Sollte die feindliche Offensive scheitern, erhält die Staatsführung eine letzte Gelegenheit umzusteuern. Die Hoffnung darauf ist jedoch so gering, dass es praktisch keine Hoffnung mehr gibt. Sich anderen anzubiedern, ist bei uns immer gern gesehen, aber die 'grauen Zellen' anzustrengen oder gar Willen und Mut zu zeigen, das ist nichts für uns." (Quelle)
Der letzte Absatz scheint auf die verstärkte Kooperation mit Nordkorea gemünzt.
[Bild: https://i.ibb.co/GQVhkw6F/Image1.jpg]
Girkins Beschreibung ist überspitzt, aber sachlich korrekt. Die Ukrainer verzögern insgesamt erfolgreich, weichen aus, wenn der Druck zu groß wird, und trotzen den Russen massive Verluste für insgesamt unbedeutende Erfolge ab.
Nichts, was zurzeit geschieht, bringt Russland seinem strategischen Ziel näher, die ukrainische Eigenstaatlichkeit zu beenden. Auch seinen operativen Zielen kommt es nur langsam näher, und kaum rascher als früher. Pokrowsk etwa ist seit einem Jahr umkämpft, wenn dieser Kampf nun zu Ende geht, ist das aus Girkins Sicht kein Zusammenbruch, sondern logische Konsequenz von Syrskyjs Ansatz, Zeit gegen Raum zu tauschen—und es scheint, dass er Recht hat.
Auf operativer Ebene wird nun zwar ein ukrainischer Rückzug aus Pokrowsk allmählich unvermeidlich. Theoretisch öffnet sich dadurch auch die Europastraße 50 und der Weg Richtung Dnipro. Praktisch hingegen dürfte es auf einen russischen Pyrrhussieg hinauslaufen, falls die ukrainische Verteidigung nicht kollabiert; denn längst warten Ausweichstellungen westlich der Stadt und an der Wowtscha. Und dahinter Pawlohrad, doppelt so groß wie Pokrowsk.
Kramatorsk ist bedroht, falls Kostjantyniwka erobert wird und die Russen die Nationalstraße 20 (Slowjansk→Mariupol) öffnen können. Aber auch Kramatorsk ist eine Großstadt, die zu nehmen die Russen etliche Monate und zehntausende Soldaten kosten dürfte. Das Spiel geht also immer wieder von vorne los.
Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass das Tempo des russischen Vorstoßes nennenswert anziehen wird, sondern vermute eine Fortsetzung des bisherigen Schemas. Das Problem des ukrainischen Heeres ist das Fehlen einer Siegesperspektive. Selbst die von Girkin befürchtete Offensive würde, mangels Masse, wohl nichts Wesentliches daran ändern.
Das Personal für eine größere Offensive scheint zwar noch vorhanden zu sein, nicht aber Ausrüstung und Ausbildungsstand, um durchzubrechen und Bewegungskrieg in einem Maßstab zu führen, der geeignet wäre, nennenswerte Veränderungen zu erzwingen. Also wird weiter verteidigt und das (bezogen aufs Ganze) Patt aufrechterhalten, bis die Russen endlich ergebnisoffen verhandeln.
Letzten Endes wird es auf Gebietsabtretungen hinauslaufen, mit denen sich die ukrainische Führung und die Bevölkerung bereits abgefunden zu haben scheinen (die Truppe und die Soldatenfamilien sind offenbar weniger dazu bereit). Ein akzeptabler Kompromiss, sofern die Souveränität und Verteidigungsfähigkeit der Ukraine bewahrt werden kann.
Ich glaube jedoch, dass die Grenzen der Oblast Donezk das Maximum dessen markieren, was Russland gewaltsam erobern kann. Und das eher 2026 als 2025. Solange sich Putin nicht zur Mobilisierung entschließt und die letzten Reserven freigibt, fehlen schlichtweg die Männer und das Gerät, um die Ukrainer zu überrennen.
Dieser Krieg könnte noch sehr lange dauern.
— Trennung —
Igor Girkin alias Strelkow hat sich mit beißender Kritik am Kreml aus der Haft zurückgemeldet. Er schreibt [von mir um Wiederholungen und Propagandaauswüchse gekürzt]: "Die Situation entwickelt sich gemäß dem Drehbuch. Wie Merlin sagen würde (aus dem Strugazki-Roman 'Der Montag fängt am Samstag an'): 'Haben Sie bemerkt, meine Herren, was für ein Wetter wir haben?—Vorhergesagt!' Schade, dass wir uns nicht genauso [wie Merlin] freuen können.
Unser 'König Artus' ist jedenfalls wie immer munter, fröhlich und unnachahmlich brillant. Es scheint, dass er ein Jahr nach Trumps Wahlsieg endlich zu erkennen beginnt, wieder mal getäuscht worden zu sein. Aber ich bin nicht sicher … (Nicht hinsichtlich der Frage, ob er getäuscht wurde, das wurde er, sondern ob er es erkennt; das kann ich nicht garantieren.)
Nach sechs Monaten stehen auf der Habenseite ein paar Quadratkilometer Waldplantagen und Felder, zwei bis drei Dutzend dem Erdboden gleichgemachte Siedlungen ländlichen […] und zwei, drei Siedlungen städtischen Typs.
Demgegenüber steht ein Minus von weiteren sechs Monaten Verzögerung der Maßnahmen, die für einen Sieg in diesem langen blutigen Krieg nötig wären; weitere sechs Monate des Ausbleibens von Personalentscheidungen hinsichtlich der Oberen, die alles verdorben haben; weitere sechs Monate des Vortäuschens von Aktivität in allen Bereichen von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft […]
Kurz gesagt, wir haben unseren ehemaligen 'lieben westlichen Partnern' weitere sechs Monate gegeben, sich besser auf die Konfrontation mit Russland vorzubereiten und der sogenannten 'Ukraine' besser zu helfen. Natürlich dauert es noch, bis die Früchte fallen, aber die Blüten dieser Politik (Drohnen über fast allen russischen Regionen bis zum Amur) können der dankbaren Bevölkerung nicht länger verborgen bleiben. Doch die Früchte reifen, keine Sorge! Und das rasch.
Unsere Offensive scheiterte erneut: Es gelang nicht, den Feind aus der Volksrepublik Donezk zu vertreiben, eine einzige Stadt zu nehmen (unser befreites Sudscha nicht mitgerechnet), oder auch nur einen einzigen Verband der Ukrainer zu besiegen (geschweige denn einzukesseln und zu vernichten). Der Feind verteidigte sich aktiv (und tut dies weiterhin), führt stellenweise Gegenangriffe (mitunter sogar erfolgreich), und bewahrt sorgfältig seine Reserven.
Bald werden wir herausfinden, wo und wie uns die ukrainischen Streitkräfte eine weitere Überraschung bereiten werden; eine feindliche Offensive (oder zumindest der Versuch einer solchen) ist meiner Meinung nach nahezu unvermeidlich.
Sollte die feindliche Offensive scheitern, erhält die Staatsführung eine letzte Gelegenheit umzusteuern. Die Hoffnung darauf ist jedoch so gering, dass es praktisch keine Hoffnung mehr gibt. Sich anderen anzubiedern, ist bei uns immer gern gesehen, aber die 'grauen Zellen' anzustrengen oder gar Willen und Mut zu zeigen, das ist nichts für uns." (Quelle)
Der letzte Absatz scheint auf die verstärkte Kooperation mit Nordkorea gemünzt.
[Bild: https://i.ibb.co/GQVhkw6F/Image1.jpg]
Girkins Beschreibung ist überspitzt, aber sachlich korrekt. Die Ukrainer verzögern insgesamt erfolgreich, weichen aus, wenn der Druck zu groß wird, und trotzen den Russen massive Verluste für insgesamt unbedeutende Erfolge ab.
Nichts, was zurzeit geschieht, bringt Russland seinem strategischen Ziel näher, die ukrainische Eigenstaatlichkeit zu beenden. Auch seinen operativen Zielen kommt es nur langsam näher, und kaum rascher als früher. Pokrowsk etwa ist seit einem Jahr umkämpft, wenn dieser Kampf nun zu Ende geht, ist das aus Girkins Sicht kein Zusammenbruch, sondern logische Konsequenz von Syrskyjs Ansatz, Zeit gegen Raum zu tauschen—und es scheint, dass er Recht hat.
Auf operativer Ebene wird nun zwar ein ukrainischer Rückzug aus Pokrowsk allmählich unvermeidlich. Theoretisch öffnet sich dadurch auch die Europastraße 50 und der Weg Richtung Dnipro. Praktisch hingegen dürfte es auf einen russischen Pyrrhussieg hinauslaufen, falls die ukrainische Verteidigung nicht kollabiert; denn längst warten Ausweichstellungen westlich der Stadt und an der Wowtscha. Und dahinter Pawlohrad, doppelt so groß wie Pokrowsk.
Kramatorsk ist bedroht, falls Kostjantyniwka erobert wird und die Russen die Nationalstraße 20 (Slowjansk→Mariupol) öffnen können. Aber auch Kramatorsk ist eine Großstadt, die zu nehmen die Russen etliche Monate und zehntausende Soldaten kosten dürfte. Das Spiel geht also immer wieder von vorne los.
Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass das Tempo des russischen Vorstoßes nennenswert anziehen wird, sondern vermute eine Fortsetzung des bisherigen Schemas. Das Problem des ukrainischen Heeres ist das Fehlen einer Siegesperspektive. Selbst die von Girkin befürchtete Offensive würde, mangels Masse, wohl nichts Wesentliches daran ändern.
Das Personal für eine größere Offensive scheint zwar noch vorhanden zu sein, nicht aber Ausrüstung und Ausbildungsstand, um durchzubrechen und Bewegungskrieg in einem Maßstab zu führen, der geeignet wäre, nennenswerte Veränderungen zu erzwingen. Also wird weiter verteidigt und das (bezogen aufs Ganze) Patt aufrechterhalten, bis die Russen endlich ergebnisoffen verhandeln.
Letzten Endes wird es auf Gebietsabtretungen hinauslaufen, mit denen sich die ukrainische Führung und die Bevölkerung bereits abgefunden zu haben scheinen (die Truppe und die Soldatenfamilien sind offenbar weniger dazu bereit). Ein akzeptabler Kompromiss, sofern die Souveränität und Verteidigungsfähigkeit der Ukraine bewahrt werden kann.
Ich glaube jedoch, dass die Grenzen der Oblast Donezk das Maximum dessen markieren, was Russland gewaltsam erobern kann. Und das eher 2026 als 2025. Solange sich Putin nicht zur Mobilisierung entschließt und die letzten Reserven freigibt, fehlen schlichtweg die Männer und das Gerät, um die Ukrainer zu überrennen.
Dieser Krieg könnte noch sehr lange dauern.