Gestern, 08:52
Mit integriert und angehängt meinte ich weder einen physischen Zustand, noch die Tiefe einer Verbindung, sondern vor allem die konzeptionelle Betrachtung des Gesamtsystems. Geht es also bei den zusätzlichen unbemannten Systemen darum, das Kernsystem zu ergänzen, oder stellen sie selbst eine Komponente dieses Kernsystems dar? Als Beispiel, wenn ich bei einem neuen Kampfflugzeugsystem das Radar gar nicht erst in die Zelle integriere, sondern dafür ein externes unbemanntes System vorsehe, dann bleibt dieses trotzdem ein integraler Bestandteil des Kampfflugzeugs. Ohne dieses unbemannte System fehlt ein elementarer Teil der Sensorik, womit wesentliche Aufgaben nicht mehr erfüllt werden können. Dies wäre etwas anderes, wenn ich ein traditionelles Kampfflugzeug mit zusätzlichen Radar-UAVs ergänze und damit dessen Fähigkeiten "nur" erweitere, es aber trotzdem auch ohne weiter in den wesentlichen Aufgaben einsetzbar bliebe.
Die bisherigen Entwicklungen in diesem Bereich sind vor allem ergänzende Systeme, die an die vorhandenen Kampfflugzeuge angehängt werden. Das bedeutet aber nicht, dass dies auch zukünftig so sein muss und bei der Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugsystems nicht eine tiefere Integration von Anfang an eingeplant werden kann und sollte. Wenn ich etwa ein vielseitiges Kampfflugzeug entwickeln möchte, mit großer Reichweite, geringer Signatur, großer Zuladung für den Luftkampf auf lange Distanzen und für Bodenangriffe, dann kommt dabei entweder eine kleine, aber schwere und eher träge Maschine heraus (vgl. F-35), oder ein zwar agiler, aber eher großer (und sehr schwerer) Flieger heraus (vgl. erste Entwürfe für NGAD, vielleicht auch J-36, wobei das noch sehr viel Spekulation dabei ist). So fortschrittlich ein solches Flugzeug auch sein mag, als Waffensystem ist das konzeptionell 20. Jahrhundert. Ich könnte die gleichen Leistungsanforderungen aber auch anders erreichen: wenn ich etwa die Fähigkeit zur Mitnahme von Luft-Boden-Munition von dem bemannten Kampfflugzeug entferne und diese Waffen von einem unbemannten Begleiter verbringen lasse, dann erhalte ich bei der bemannten Maschine wesentlich mehr Freiheiten für die Auslegung (also beispielsweise eine signifikant höhere Reichweite, oder aber eine höhere Agilität bei gleichzeitig geringerer Signatur), während ich parallel die effektiven Angriffsfähigkeiten gegen Bodenziele massiv steigern könnte, weil diese Begleiter skalierbar sind. Als "Jagdbomber" wären diese Begleiter ein integraler Bestandteil des Systems, trotzdem könnte ich das bemannte Kernflugzeug weiterhin ohne Begleiter als leistungsfähigen "Jäger" einsetzen.
Warum ich beides in Anführungszeichen setze? Weil eine solche Betrachtung keine zwingende Unterscheidung von traditionellen Rollen mehr notwendig macht, aus dem Grund habe ich zuvor auch immer von Kampfflugzeugen geschrieben. Insofern ist dieser Aspekt sogar sehr stark von der konzeptionellen Auslegung abhängig, und die Frage, ob unsere zukünftige "Drohnenführungszentrale" nun ein Jäger, ein Jagdbomber oder ein Bomber sein soll (mit einer entsprechenden Größenordnung) ist eigentlich ein überflüssiges Relikt, dass als erstes überkommen werden müsste. Viel eher müsste die Frage lauten, welche Systemkomponenten müssen in Zukunft zwingend physisch in das bemannte Kampfflugzeug integriert werden und welche Aufgaben müssen von diesem auch ohne jegliche Unterstützung noch erledigt werden können? Darüber lässt sich nun sehr lang und trefflich diskutieren, ich persönlich komme aber unabhängig von der Grundeinstellung (also eher traditionell, oder sehr radikal) nie zu einem solchen eher großen, schweren und hinsichtlich der Wirkung potenten Flugzeug, wie ihr es hier zuvor skizziert habt.
In Bezug auf Tempest ist eine Einordnung jetzt natürlich nur bedingt möglich, aber die Auslegung des Flugzeugs ist recht konventionell, und ausgehend von den bisherigen Veröffentlichungen deutet für mich nichts darauf hin, dass unter dieser doch fast schon klassischen Hülle nun ein radikales Konzept verborgen liegt. Die Fokussierung auf eine schnelle und (vergleichsweise) kostengünstige Entwicklung eines Flugzeugs, dass in Zukunft dann auf klassische Art und Weise durch unbemannte Systeme aufgewertet wird, spricht meiner Ansicht nach auch dafür. Ich kann mich natürlich auch völlig irren mit dieser Einschätzung (die sich schon lange abzeichnet und durch jede neue Veröffentlichung bisher weiter bestätigt wurde), aber das was da entwickelt wird reicht in meinen Augen nicht für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts. Ich befürchte, da bahnt sich eher ein Eurofighter 2.0 an, und nein, das ist für mich zumindest kein erstrebenswertes Ziel.
Ich hoffe, damit habe ich so ziemlich alle Fragen oder Unklarheiten in Bezug auf meinen Beitrag beseitigt. Eine Anmerkung möchte ich aber noch machen, weil du zum Schluss erwähnst, dass eine Lösung wie Tempest "konsequent weiterentwickelt werden müsste" und so erfolgreich sein kann. Mal abgesehen, dass ich wie dargestellt mit der Aussage meine Probleme habe, selbst wenn dies so einträfe, so ist diese Prämisse selbst bereits in meinen Augen ein Problem. Denn genau dieser Punkt der (fehlenden) kontinuierlichen und natürlich bei einem Gemeinschaftsprojekt sinnvollerweise auch gemeinschaftlichen Weiterentwicklung ist neben der unnötigen Vielzahl an individuellen Anforderungen eine Hauptursache dafür, dass Kooperationsprojekte nicht erfolgreich verlaufen und ich persönlich beispielsweise auch Tornado oder Eurofighter nicht als Erfolg werte.
Die bisherigen Entwicklungen in diesem Bereich sind vor allem ergänzende Systeme, die an die vorhandenen Kampfflugzeuge angehängt werden. Das bedeutet aber nicht, dass dies auch zukünftig so sein muss und bei der Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugsystems nicht eine tiefere Integration von Anfang an eingeplant werden kann und sollte. Wenn ich etwa ein vielseitiges Kampfflugzeug entwickeln möchte, mit großer Reichweite, geringer Signatur, großer Zuladung für den Luftkampf auf lange Distanzen und für Bodenangriffe, dann kommt dabei entweder eine kleine, aber schwere und eher träge Maschine heraus (vgl. F-35), oder ein zwar agiler, aber eher großer (und sehr schwerer) Flieger heraus (vgl. erste Entwürfe für NGAD, vielleicht auch J-36, wobei das noch sehr viel Spekulation dabei ist). So fortschrittlich ein solches Flugzeug auch sein mag, als Waffensystem ist das konzeptionell 20. Jahrhundert. Ich könnte die gleichen Leistungsanforderungen aber auch anders erreichen: wenn ich etwa die Fähigkeit zur Mitnahme von Luft-Boden-Munition von dem bemannten Kampfflugzeug entferne und diese Waffen von einem unbemannten Begleiter verbringen lasse, dann erhalte ich bei der bemannten Maschine wesentlich mehr Freiheiten für die Auslegung (also beispielsweise eine signifikant höhere Reichweite, oder aber eine höhere Agilität bei gleichzeitig geringerer Signatur), während ich parallel die effektiven Angriffsfähigkeiten gegen Bodenziele massiv steigern könnte, weil diese Begleiter skalierbar sind. Als "Jagdbomber" wären diese Begleiter ein integraler Bestandteil des Systems, trotzdem könnte ich das bemannte Kernflugzeug weiterhin ohne Begleiter als leistungsfähigen "Jäger" einsetzen.
Warum ich beides in Anführungszeichen setze? Weil eine solche Betrachtung keine zwingende Unterscheidung von traditionellen Rollen mehr notwendig macht, aus dem Grund habe ich zuvor auch immer von Kampfflugzeugen geschrieben. Insofern ist dieser Aspekt sogar sehr stark von der konzeptionellen Auslegung abhängig, und die Frage, ob unsere zukünftige "Drohnenführungszentrale" nun ein Jäger, ein Jagdbomber oder ein Bomber sein soll (mit einer entsprechenden Größenordnung) ist eigentlich ein überflüssiges Relikt, dass als erstes überkommen werden müsste. Viel eher müsste die Frage lauten, welche Systemkomponenten müssen in Zukunft zwingend physisch in das bemannte Kampfflugzeug integriert werden und welche Aufgaben müssen von diesem auch ohne jegliche Unterstützung noch erledigt werden können? Darüber lässt sich nun sehr lang und trefflich diskutieren, ich persönlich komme aber unabhängig von der Grundeinstellung (also eher traditionell, oder sehr radikal) nie zu einem solchen eher großen, schweren und hinsichtlich der Wirkung potenten Flugzeug, wie ihr es hier zuvor skizziert habt.
In Bezug auf Tempest ist eine Einordnung jetzt natürlich nur bedingt möglich, aber die Auslegung des Flugzeugs ist recht konventionell, und ausgehend von den bisherigen Veröffentlichungen deutet für mich nichts darauf hin, dass unter dieser doch fast schon klassischen Hülle nun ein radikales Konzept verborgen liegt. Die Fokussierung auf eine schnelle und (vergleichsweise) kostengünstige Entwicklung eines Flugzeugs, dass in Zukunft dann auf klassische Art und Weise durch unbemannte Systeme aufgewertet wird, spricht meiner Ansicht nach auch dafür. Ich kann mich natürlich auch völlig irren mit dieser Einschätzung (die sich schon lange abzeichnet und durch jede neue Veröffentlichung bisher weiter bestätigt wurde), aber das was da entwickelt wird reicht in meinen Augen nicht für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts. Ich befürchte, da bahnt sich eher ein Eurofighter 2.0 an, und nein, das ist für mich zumindest kein erstrebenswertes Ziel.
Ich hoffe, damit habe ich so ziemlich alle Fragen oder Unklarheiten in Bezug auf meinen Beitrag beseitigt. Eine Anmerkung möchte ich aber noch machen, weil du zum Schluss erwähnst, dass eine Lösung wie Tempest "konsequent weiterentwickelt werden müsste" und so erfolgreich sein kann. Mal abgesehen, dass ich wie dargestellt mit der Aussage meine Probleme habe, selbst wenn dies so einträfe, so ist diese Prämisse selbst bereits in meinen Augen ein Problem. Denn genau dieser Punkt der (fehlenden) kontinuierlichen und natürlich bei einem Gemeinschaftsprojekt sinnvollerweise auch gemeinschaftlichen Weiterentwicklung ist neben der unnötigen Vielzahl an individuellen Anforderungen eine Hauptursache dafür, dass Kooperationsprojekte nicht erfolgreich verlaufen und ich persönlich beispielsweise auch Tornado oder Eurofighter nicht als Erfolg werte.