09.07.2025, 12:18
(05.06.2025, 10:45)Kongo Erich schrieb: ...Der Euro-Raum wird also erst mal größer:
Ob der Beitritt Bulgariens - ich erinnere an den von Spekulanten ausgelösten Angriff auf das Euro-Mitglied Griechenland - auf Dauer eher positiv oder negativ für Europa ist, kann ich momentan nicht beurteilen. Sicher ist, dass zumindest am Anfang eine wirtschaftliche Belebung zu erwarten ist - weniger für die Eurozone (da ist Bulgarien zu klein) als vielmehr für Bulgarien selbst, weil mit dem Wegfall von Wechselkursen und einer einheitlichen Währung auch die Wirtschaftsbeziehungen bis hin zum Tourismus erleichtert werden. Er kann aber nur dauerhaft positiv sein, wenn Bulgarien die Einführungskriterien auch dauerhaft einhält.
...
[Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Eurozone#/...utside.svg]
Und dann?
Ich geb mal einige Überlegungen als Thesen wieder:
1.
Der "Wert einer Währung" resultiert nicht mehr - wie in früheren Jahren (Goldmark, Dollar) - auf einer Deckung durch werthaltige Erze (Gold) sondern auf der Wirtschaftskraft der dahinter stehenden Volkswirtschaft.
2.
Durch den Beitritt Bulgariens erhöht sich die Wirtschaftskraft des Euro-Raumes. Im Jahr 2024 hat das Bruttoinlandsprodukt von Bulgarien rund 112,2 Milliarden US-Dollar betragen. Für das Jahr 2025 wird das Bruttoinlandsprodukt von Bulgarien auf rund 117,0 Milliarden US-Dollar prognostiziert.
Das Bruttoinlandsprodukt von Bulgarien wird laut Prognosen zwischen 2025 und 2030 kontinuierlich um insgesamt 33,3 Milliarden US-Dollar (+28,46 Prozent) steigen. Nach dem fünfzehnten aufeinanderfolgenden Anstieg soll Prognosen zufolge das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2030 schätzungsweise 150,31 Milliarden US-Dollar und damit einen neuen Höchststand erreichen. (Quelle).
3.
Insbesondere für die bulgarischen Unternehmen bedeutet die Einführung des Euro deutlich mehr kalkulatorisch Sicherheit. Das schwer kalkulierbare "Währungsrisiko" entfällt für die gesamte Euro-Region - von Finnland über Irland bis Portugal. Darüber hinaus entfallen die Wechselkosten durch den Tausch mit anderen Währungen.
4.
Das dürfte ein "Booster" für die bulgarische Wirtschaft sein, die im Verhältnis zu anderen Staaten noch relativ niedrigere Gestehungspreise hat (für diejenigen, die jetzt über die Lohnkonkurrenz jammern: Billiglöhne sind nicht alles - es kommt auch auf Effizienz und Qualität an).
Das unter 2. zitierte "erwartete Wirtschaftswachstum" führt zur wirtschaftlichen Entwicklung und regt natürlich auch den Austausch mit der restlichen Eurozone / EU an. Je entwickelter eine Volkswirtschaft ist, desto höher ist der Austausch und Handel untereinander (nehmt die Entwicklung mit China als Beispiel).
Je niedriger das Ausgangsniveau, desto schneller kann die Expansion bis zur Angleichung erfolgen.
Das Wirtschaftswachstum führt aber auch zu Lohn- und Preissteigerungen im Lande selbst. Als Beispiel kann die Entwicklung der "neuen" Bundesländer (ehemalige DDR) gelten. "Unterm Strich" bleibt aber wohl ein insgesamt wirtschaftlich positives Ergebnis.
5.
Unterschiedliche Volkswirtschaften entwickeln sich unterschiedlich. Mit Bulgarien als weiterem Euro-Staat entsteht ein zusätzlicher Wirtschaftspuffer, der Einbrüche in anderen Euro-Ländern abfedern kann.
Genauso besteht aber die theoretische Gefahr, dass eine negative Entwicklung in Bulgarien (die nach den Ausführungen zu 2. nicht zu erwarten wäre) auch die Entwicklung in den anderen Euro-Staaten bremst.
6.
Für die EZB wird es schwieriger, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu fördern, ohne dabei einzelnen Ländern mit Sonderentwicklungen zu schaden.
7. und letztendlich auf persönlicher Ebene:
Entfallende Wechselkurse sind für Reisende und Touristen wertvoll. Der Urlaub an der bulgarischen Schwarzmeerküste wird leichter.
Darüber kann man diskutieren.