06.07.2025, 15:02
Pmichael:
Eine meiner wesentlichsten Vorstellungen (meist der von mir als >das Wichtigste< hervorgehobene Aspekt jedweder meiner Konzepte) ist eine möglichst moderne, extrem schlagkräftige Luftwaffe. Und diese Vorstellung wird also von niemanden geteilt ?! Anscheinend hast du die Vielzahl meiner Ausführungen doch nicht so gründlich gelesen.
muck:
Dann ist die Beschaffung von 1000 Leopard 2 falsch.
Eine Landbrücke nach Kaliningrad also.......Es sind genau solche Aussagen, die ich auch immer wieder von Offizieren dieser Bundeswehr höre, welche mich so dermaßen an der Befähigung der Entscheidungsebenen zweifeln lassen.
Litauen wird nicht dadurch verteidigt, indem deutsche Leopard 2 sich zusammen mit den barocken Massen der Polen in einem eng begrenzten Raum tummeln. Es wird auch nicht durch mittlere Kräfte verteidigbar sein. Gerade eben die Topografie und die Anforderungen welche sich aus den genannten strategischen Linien ergeben, bedeuten, dass wir für diese sehr konkreten Anforderungen ganz andere Systeme beschaffen müssen, und für die Litauer völlig andere Wehrkonzepte.
Verwende ich deshalb so oft das Wort Evolutionär ?! Tatsächlich ist gerade das Geschehen in der Ukraine in keinster Weise ein radikaler Paradigmenwechsel, sondern eine völlig logische und normale evolutionäre Weiterentwicklung.
Nein tu ich nicht. Das ist eine Verkürzung dessen was ich gesamt so schreibe die einfach völlig das Bild auf welches ich hinaus will verzerrt. Und wie geschrieben ist das nur eine Projektion von dir.
Was ich seit vielen Jahren betone ist das Prinzip von Stein - Schere - Papier, im Krieg. Gerade eben deshalb fordere ich immer, dass man genau das exploriert was der Gegner nicht ist, nicht hat, in was er schwach ist. Deshalb bin ich beispielsweise gegen Rohrartillerie, weil diese zu stärken eine Stärke gegen eine Stärke des Gegners setzen würde. Deshalb bin ich gegen die Duellfähigkeit bei Panzern und messe dieser keinen Wert zu. Deshalb bin ich für völlig andere Strukturen was die reine Landesverteidigung angeht, welche meiner Überzeugung nach getrennt von der Bündnisverteidigung für sich selbst und anders gedacht werden muss. usw.
Die jetzt aufgewendeten Summen scheinen grenzenlos zu sein, sind dies aber nicht. Und vergeudet man dieses Geld, wird man zur höheren Wahrscheinlichkeit keine weiteren solchen Unsummen aufwenden können um Fehler die jetzt gemacht werden dann noch zu korrigieren. Noch darüber hinaus erzeugen diese Unsummen gewaltige finanzielle Folgekosten und Fernwirkungen. Die Kalkulation der Fernwirkungen ist das Schwerste überhaupt.
Und nur weil ein Mangel bestand, heißt das nicht, dass dieser Mangel in Zukunft überhaupt einer sein wird.
Beispielsweise ist eine deutsche Streitkraft ganz ohne Kampfpanzer denkbar. Nicht weil Kampfpanzer obsolet wären, sondern aufgrund des Kontext. Es ist auch eine deutsche Panzerarmee denkbar. Ebenfalls abhängig vom Konext.
Kontextlos bedeutet nun in diesem Zusammenhang, dass die Beschaffung eben ohne Kontext erfolgt. Bis die strategischen Fragestellungen nicht richtig beantwortet wurden, sind alle genannten Zahlen, völlig gleich wie hoch oder niedrig genau deshalb völlig sinnfrei.
Ich schrieb sehr ähnliches bis das gleiche schon viele Jahre vor dem Ukrainekrieg !
Wie also sollte die anekdotische Evidenz des Ukrainekrieges mein Denken beeinflusst haben, wenn alle Konzepte welche ich vertrete, alle strategischen Schwerpunkte und Ideen wie man tatsächlich konkret Landes- und Bündnisverteidigung betreiben kann von mir schon VOR dem Ukrainekrieg praktisch genau so beschrieben wurden ?! Allenfalls hat mich der Ukrainekrieg darin bestätigt, dass meine Annahmen welche ich schon vor diesem Krieg hatte sehr weitgehend richtig sind.
Ich traue tatsächlich den Entscheidungsebenen als System in dieser Bundesrepublik nicht zu, eine kriegsfähige Armee aufzustellen. Das ist eine Grundannahme von mir, die auf einer langjährigen Beobachtung exakt dieser Entscheidungsebenen und der von ihnen getroffenen Entscheidungen beruht.
Das ist vor allem eine systemische Frage. Es gibt reihenweise sehr fähige höhere Offiziere in der Bundeswehr. Es krankt also nicht an der Kompetenz von Einzelpersonen, sondern das ist ein systeminhärentes Problem.
Im weiteren suche ich nicht das Heil im technologischen Fortschritt, sondern darin liegt das Heil für uns unsere spezifischen Umstände. Wir müssen durch Technologie die spezifischen Schwächen welche wir haben kompensieren, denn anders werden wir in einem Krieg nicht bestehen können.
Meine radikale Ablehnung überkommener Doktrinen beruht im weiteren vor allem auch darauf, dass wir zu sehr dem Prinzip des "Making yesterday perfect" verbunden sind und dass der Gegner im Prinzip ähnliche Doktrinen verwendet. Um aber erneut das Bild des Schere-Stein-Papier aufzugreifen: wenn zwei Kampfpanzer beide auf Duellfähigkeit versuchen das Duell zu führen, so widerspricht genau dies den eigentlichen Prinzipien des Krieges und generiert nicht nur keine Vorteile, es verschenkt jedwede Vorteile welche wir durch unsere überlegene Technologie generieren könnten.
Diese Strukturen sind aber nicht kriegstauglich, sie entsprechend nicht den Anforderungen des modernen Krieges. Das hat nichts mit dem Leopard 2 als System zu tun, sondern liegt direkt an der Struktur selbst.
Wenn ich nun eine Nicht-Kriegstaugliche (!) Struktur welche darüber hinaus kein Material hat - mit Unsummen nun mit Material hinterlege, wird sie dadurch nicht kriegstauglich, sondern bleibt weiter Kriegsuntauglich - weil der Fehler in der Struktur selbst liegt und nicht im Material.
Ganz allgemein wird in dieser Bundeswehr die Frage der Strukturen heillos unterschätzt. Strukturen sind aber wesentlich, teilweise wesentlicher als das Material. Wir wollen also untaugliche Strukturen mit Material überschütten in der Annahme, dass sie dann funktionieren werden. Genau das ist das aktuelle Problem.
Bedingt ja. Wobei man anmerken sollte, dass die Bürokratisierung und das Beamten- und Juristendenken bei der Bundeswehr noch ausgeprägter sind als bei anderen westlichen TM Streitkräften. Wir sind sozusagen die oberste Verkörperung dieser westlichen Lehrmeinung.
Aber das ist gar kein schlechter Einwand von dir: dass sich die Bundeswehr derart blind den Vorstellungen der NATO unterordnet und selbst keinerlei strategisches Denken hat welches nennenswert wäre, dass sie also dieser "westlichen Lehrmeinung" sehr weitgehend unterliegt, genau das ist das Problem. Wir ahmen in allem unsere westlichen Verbündeten nach, statt mal selbst voran zu gehen oder geniun eigene Wege zu entwickeln.
Weil konkrete Kriege ganz konkrete spezifische Anforderungen erzeugen. Und weil es im Krieg keine allgemeingültigen abstrakten Axiome gibt. Daher kann jede Strategie welche sich auf allgemein gehaltene Axiome abstützt nicht funktionieren. Der Zweck des Krieges bestimmt die Mittel, weshalb diese an klar defnierte Kriegsziele angepasst werden müssen.
Durchaus richtig, aber die konkrete Umsetzung bei der Bundeswehr hatte zum einen die aktuelle Bonsai-Armee zur Folge, die nur noch so tut als ob sie ein großer Baum wäre, und zum anderen lassen sich auf der politisch-strategischen wie auch der militärisch-strategischen Ebene durchaus konkrete Details ausmachen und ist es ein erhebliche Vorteil diese zu berücksichtigen.
Um es mal in einem möglichst einfachen und plakativen Beispiel überspitzt darzustellen: Und es wird nötig in ein Sumpfgebiet vorzustoßen. Und Radpanzer wie überschwere Leopard 2 versinken einfach.
Und es wird nötig über eine trockene flache Ebene mit riesigen Agrarbetrieben vorzustoßen. Und die leichte Infanterie in ihren Technicals mit ihren Drohnenschwärmen wird mit C-Waffen vergast und NEMP negiert weitgehend die verwendete Technik.
Hier in diesem Forum schrieb ich schon vor der ersten ukrainischen Offensive im Süden dass diese scheitern wird, und dass sie keinen Zweck hat und man die Kräfte lieber aufsparen sollte. Und genau so geschah es. Ich schrieb über das Scheitern dieser Offensive sogar schon Wochen bevor sie dann losging.
Und auch bei Kursk schrieb ich, dass dieser Angriff nirgendwohin führt. Und genau so war es. Denn was konkret hat diese Offensive bewirkt ?! Außer große Mengen begrenzten Kriegsmaterials zu verlieren ? Ach ja, es hat russische Einheiten vorübergehend gebunden, die ansonsten an anderer Stelle offensiv hätten werden können. Die aber dann an dieser anderen Stelle ganz genau so ausgeblutet wären wie im Kursker Raum. Nur mit geringeren eigenen Verlusten.
Uuunnnd umgekehrt: hätten die Ukrainer mal ihre erste große Offensive im Süden einfach sein lassen, hätten sie die dort verschwendeten Kräfte eingespart, dann hätte die Offensive im Raum Kursk ganz andere Dimensionen annehmen können, einschließlich der Erzeugung tatsächlich signifikanter strategischer Effekte.
Kurz und einfach: es gibt keine Axiome. Ich bin NICHT gegen Offensiven. Ich bin NICHT gegen Kampfpanzer. Ich bin NICHT gegen mechanisierte Kräfte (ganz im Gegenteil, wegen der Bedrohung durch ABC Waffen sind solche gerade gegen Russland wesentlich). Ich bin lediglich gegen Axiome in der Kriegsführung.
Die Strategie ist mehr als Wissenschaft. Sie ist die Übertragung des Wissen auf das konkrete praktische Geschehen. Sie ist das Fortführen des ursprünglich leitenden Gedankens entsprechend den sich ununterbrochen ändernden Verhältnissen. Sie also eine Kunst, die Kunst des konkreten Handelns unter dem extremsten Druck und unter schwierigsten Bedingungen. Deshalb gilt:
Für die Strategie können daher allgemeine Lehrsätze, aus ihnen abgeleitete Regeln und auf diesen aufgebaute Systeme unmöglich einen praktischen Wert haben !
Womit wir bereits im weiteren Sinne Verlierer sind. Allein schon der gedankliche Ausschluss dieser Möglichkeiten bildet eine Mentalität ab, die nicht kriegstauglich ist.
Zitat:Ich habe deine Ausführungen über eine richtige Zusammenstellung gründlich gelesen. Grundsätzlich muss ich fest stellen dass diese Vorstellungen weder von der Bundeswehr, NATO, Israel oder Russland und China geteilt werden.
Eine meiner wesentlichsten Vorstellungen (meist der von mir als >das Wichtigste< hervorgehobene Aspekt jedweder meiner Konzepte) ist eine möglichst moderne, extrem schlagkräftige Luftwaffe. Und diese Vorstellung wird also von niemanden geteilt ?! Anscheinend hast du die Vielzahl meiner Ausführungen doch nicht so gründlich gelesen.
muck:
Zitat:Der "Kontext", auf den das Heer zurzeit doch halbwegs konsequent ausgerichtet wird, stellt auf einen russischen Angriff auf die baltischen Staaten ab.
Dann ist die Beschaffung von 1000 Leopard 2 falsch.
Zitat:Das am wenigsten unwahrscheinliche aller unwahrscheinlichen Szenare geht dahin, dass Moskau den Wehrwillen der Europäer auf die Probe stellen und versuchen könnte, eine Landbrücke zu seiner Exklave Kaliningrad zu erobern.
Eine Landbrücke nach Kaliningrad also.......Es sind genau solche Aussagen, die ich auch immer wieder von Offizieren dieser Bundeswehr höre, welche mich so dermaßen an der Befähigung der Entscheidungsebenen zweifeln lassen.
Zitat:Die militärische Topografie Osteuropas und die Raumverantwortung für das doch recht kleine Litauen schreiben uns einen derart konkreten Anforderungskatalog ins Pflichtenheft, wie es ihn seit 35 Jahren nicht mehr gegeben hat
Litauen wird nicht dadurch verteidigt, indem deutsche Leopard 2 sich zusammen mit den barocken Massen der Polen in einem eng begrenzten Raum tummeln. Es wird auch nicht durch mittlere Kräfte verteidigbar sein. Gerade eben die Topografie und die Anforderungen welche sich aus den genannten strategischen Linien ergeben, bedeuten, dass wir für diese sehr konkreten Anforderungen ganz andere Systeme beschaffen müssen, und für die Litauer völlig andere Wehrkonzepte.
Zitat:Deine Beiträge zur Zukunft der Kriegsführung in diesem Forum—und speziell in diesem Faden—legen nahe, dass Du das herkömmliche Gefecht der verbundenen Waffen insgesamt für obsolet erachtest. Du plädierst für einen grundlegenden Wandel, einen radikalen Paradigmenwechsel.
Verwende ich deshalb so oft das Wort Evolutionär ?! Tatsächlich ist gerade das Geschehen in der Ukraine in keinster Weise ein radikaler Paradigmenwechsel, sondern eine völlig logische und normale evolutionäre Weiterentwicklung.
Zitat:Meiner Wahrnehmung nach leitest Du Deine Schlussfolgerungen v.a. aus den Beobachtungen in der Ukraine ab.
Nein tu ich nicht. Das ist eine Verkürzung dessen was ich gesamt so schreibe die einfach völlig das Bild auf welches ich hinaus will verzerrt. Und wie geschrieben ist das nur eine Projektion von dir.
Was ich seit vielen Jahren betone ist das Prinzip von Stein - Schere - Papier, im Krieg. Gerade eben deshalb fordere ich immer, dass man genau das exploriert was der Gegner nicht ist, nicht hat, in was er schwach ist. Deshalb bin ich beispielsweise gegen Rohrartillerie, weil diese zu stärken eine Stärke gegen eine Stärke des Gegners setzen würde. Deshalb bin ich gegen die Duellfähigkeit bei Panzern und messe dieser keinen Wert zu. Deshalb bin ich für völlig andere Strukturen was die reine Landesverteidigung angeht, welche meiner Überzeugung nach getrennt von der Bündnisverteidigung für sich selbst und anders gedacht werden muss. usw.
Zitat:Und was heißt schon "kontextlos". Der unmittelbare Kontext besteht darin, dass man nun die finanziellen Mittel hat, um einen seit Jahren bekannten Mangel abzustellen. Ich wüsste nicht, warum man darauf verzichten sollte.
Die jetzt aufgewendeten Summen scheinen grenzenlos zu sein, sind dies aber nicht. Und vergeudet man dieses Geld, wird man zur höheren Wahrscheinlichkeit keine weiteren solchen Unsummen aufwenden können um Fehler die jetzt gemacht werden dann noch zu korrigieren. Noch darüber hinaus erzeugen diese Unsummen gewaltige finanzielle Folgekosten und Fernwirkungen. Die Kalkulation der Fernwirkungen ist das Schwerste überhaupt.
Und nur weil ein Mangel bestand, heißt das nicht, dass dieser Mangel in Zukunft überhaupt einer sein wird.
Beispielsweise ist eine deutsche Streitkraft ganz ohne Kampfpanzer denkbar. Nicht weil Kampfpanzer obsolet wären, sondern aufgrund des Kontext. Es ist auch eine deutsche Panzerarmee denkbar. Ebenfalls abhängig vom Konext.
Kontextlos bedeutet nun in diesem Zusammenhang, dass die Beschaffung eben ohne Kontext erfolgt. Bis die strategischen Fragestellungen nicht richtig beantwortet wurden, sind alle genannten Zahlen, völlig gleich wie hoch oder niedrig genau deshalb völlig sinnfrei.
Zitat: genauso, wie die Gegenmeinung (die ich mir zu Eigen gemacht habe) Gefahr läuft, sich von Beharrungskräften ausbremsen zu lassen, läuft die Forderung nach einem radikalen Umdenken Gefahr, voreilig verallgemeinernde Lehren aus anekdotischer Evidenz ziehen zu wollen.
Ich schrieb sehr ähnliches bis das gleiche schon viele Jahre vor dem Ukrainekrieg !
Wie also sollte die anekdotische Evidenz des Ukrainekrieges mein Denken beeinflusst haben, wenn alle Konzepte welche ich vertrete, alle strategischen Schwerpunkte und Ideen wie man tatsächlich konkret Landes- und Bündnisverteidigung betreiben kann von mir schon VOR dem Ukrainekrieg praktisch genau so beschrieben wurden ?! Allenfalls hat mich der Ukrainekrieg darin bestätigt, dass meine Annahmen welche ich schon vor diesem Krieg hatte sehr weitgehend richtig sind.
Zitat:@Galileo meinte spaßeshalber, Du seiest nie zufrieden. Mein Eindruck ist, dass Du allzu grundsätzlich den Entscheidungsebenen nichts zutraust und das Heil im technischen Fortschritt und in radikaler Ablehnung von Doktrinen suchst. Diese Einschätzung kann ich nicht teilen.
Ich traue tatsächlich den Entscheidungsebenen als System in dieser Bundesrepublik nicht zu, eine kriegsfähige Armee aufzustellen. Das ist eine Grundannahme von mir, die auf einer langjährigen Beobachtung exakt dieser Entscheidungsebenen und der von ihnen getroffenen Entscheidungen beruht.
Das ist vor allem eine systemische Frage. Es gibt reihenweise sehr fähige höhere Offiziere in der Bundeswehr. Es krankt also nicht an der Kompetenz von Einzelpersonen, sondern das ist ein systeminhärentes Problem.
Im weiteren suche ich nicht das Heil im technologischen Fortschritt, sondern darin liegt das Heil für uns unsere spezifischen Umstände. Wir müssen durch Technologie die spezifischen Schwächen welche wir haben kompensieren, denn anders werden wir in einem Krieg nicht bestehen können.
Meine radikale Ablehnung überkommener Doktrinen beruht im weiteren vor allem auch darauf, dass wir zu sehr dem Prinzip des "Making yesterday perfect" verbunden sind und dass der Gegner im Prinzip ähnliche Doktrinen verwendet. Um aber erneut das Bild des Schere-Stein-Papier aufzugreifen: wenn zwei Kampfpanzer beide auf Duellfähigkeit versuchen das Duell zu führen, so widerspricht genau dies den eigentlichen Prinzipien des Krieges und generiert nicht nur keine Vorteile, es verschenkt jedwede Vorteile welche wir durch unsere überlegene Technologie generieren könnten.
Zitat:Das dürfte aber eine Fehleinschätzung sein, weil es jedenfalls einstweilen darum geht, nur auf dem Papier vorhandene Strukturen überhaupt einmal effektiv zu hinterlegen.
Diese Strukturen sind aber nicht kriegstauglich, sie entsprechend nicht den Anforderungen des modernen Krieges. Das hat nichts mit dem Leopard 2 als System zu tun, sondern liegt direkt an der Struktur selbst.
Wenn ich nun eine Nicht-Kriegstaugliche (!) Struktur welche darüber hinaus kein Material hat - mit Unsummen nun mit Material hinterlege, wird sie dadurch nicht kriegstauglich, sondern bleibt weiter Kriegsuntauglich - weil der Fehler in der Struktur selbst liegt und nicht im Material.
Ganz allgemein wird in dieser Bundeswehr die Frage der Strukturen heillos unterschätzt. Strukturen sind aber wesentlich, teilweise wesentlicher als das Material. Wir wollen also untaugliche Strukturen mit Material überschütten in der Annahme, dass sie dann funktionieren werden. Genau das ist das aktuelle Problem.
Zitat:Was nur ein Problem ist, wenn dieses konventionelle Denken nicht länger zielführend sein sollte. Davon abgesehen, und darauf zielte meine Kritik in dieser Hinsicht ab: Ist dieses "konventionelle Denken" denn wirklich bundeswehrspezifisch, geschweige denn ein bundeswehrspezifisches Problem? Handelt es sich nicht vielmehr um das, was man die westliche Lehrmeinung nennen könnte?
Bedingt ja. Wobei man anmerken sollte, dass die Bürokratisierung und das Beamten- und Juristendenken bei der Bundeswehr noch ausgeprägter sind als bei anderen westlichen TM Streitkräften. Wir sind sozusagen die oberste Verkörperung dieser westlichen Lehrmeinung.
Aber das ist gar kein schlechter Einwand von dir: dass sich die Bundeswehr derart blind den Vorstellungen der NATO unterordnet und selbst keinerlei strategisches Denken hat welches nennenswert wäre, dass sie also dieser "westlichen Lehrmeinung" sehr weitgehend unterliegt, genau das ist das Problem. Wir ahmen in allem unsere westlichen Verbündeten nach, statt mal selbst voran zu gehen oder geniun eigene Wege zu entwickeln.
Zitat:Zunächst einmal—und das ist keine rhetorische Frage—: Warum sollten abstrakte Antworten nicht genügen?
Weil konkrete Kriege ganz konkrete spezifische Anforderungen erzeugen. Und weil es im Krieg keine allgemeingültigen abstrakten Axiome gibt. Daher kann jede Strategie welche sich auf allgemein gehaltene Axiome abstützt nicht funktionieren. Der Zweck des Krieges bestimmt die Mittel, weshalb diese an klar defnierte Kriegsziele angepasst werden müssen.
Zitat:Im Sinne Clausewitz’ ist die Armee nur ein Werkzeug, oder besser gesagt, ein Werkzeugkasten, und die Armeeführung hat dafür Sorge zu tragen, dass Werkzeuge für die wichtigsten denkbaren Anwendungen vorhanden sind. Der Anwendungsfall muss nicht bis ins letzte Detail konkretisierbar sein, um denkbar zu sein, es genügt, wenn die Erfahrung lehrt, dass er denkbar ist.
Durchaus richtig, aber die konkrete Umsetzung bei der Bundeswehr hatte zum einen die aktuelle Bonsai-Armee zur Folge, die nur noch so tut als ob sie ein großer Baum wäre, und zum anderen lassen sich auf der politisch-strategischen wie auch der militärisch-strategischen Ebene durchaus konkrete Details ausmachen und ist es ein erhebliche Vorteil diese zu berücksichtigen.
Zitat:Die Antwort auf Deine Frage "… wohin?" ließe sich in diesem Sinne durchaus hinreichend beantworten mit: "Dorthin, wo es nötig sein wird."
Um es mal in einem möglichst einfachen und plakativen Beispiel überspitzt darzustellen: Und es wird nötig in ein Sumpfgebiet vorzustoßen. Und Radpanzer wie überschwere Leopard 2 versinken einfach.
Und es wird nötig über eine trockene flache Ebene mit riesigen Agrarbetrieben vorzustoßen. Und die leichte Infanterie in ihren Technicals mit ihren Drohnenschwärmen wird mit C-Waffen vergast und NEMP negiert weitgehend die verwendete Technik.
Zitat:Die ukrainische Offensive in Kursk, die noch im Juli 2024 von so diversen Stimmen wie Markus Reisner, Ralph Thiele und Douglas Macgregor für unmöglich gehalten worden war, zeigt, dass es durchaus sinnvoll ist, konventionell aufgestellte mechanisierte Kräfte für Gelegenheitsangriffe vorzuhalten.
Hier in diesem Forum schrieb ich schon vor der ersten ukrainischen Offensive im Süden dass diese scheitern wird, und dass sie keinen Zweck hat und man die Kräfte lieber aufsparen sollte. Und genau so geschah es. Ich schrieb über das Scheitern dieser Offensive sogar schon Wochen bevor sie dann losging.
Und auch bei Kursk schrieb ich, dass dieser Angriff nirgendwohin führt. Und genau so war es. Denn was konkret hat diese Offensive bewirkt ?! Außer große Mengen begrenzten Kriegsmaterials zu verlieren ? Ach ja, es hat russische Einheiten vorübergehend gebunden, die ansonsten an anderer Stelle offensiv hätten werden können. Die aber dann an dieser anderen Stelle ganz genau so ausgeblutet wären wie im Kursker Raum. Nur mit geringeren eigenen Verlusten.
Uuunnnd umgekehrt: hätten die Ukrainer mal ihre erste große Offensive im Süden einfach sein lassen, hätten sie die dort verschwendeten Kräfte eingespart, dann hätte die Offensive im Raum Kursk ganz andere Dimensionen annehmen können, einschließlich der Erzeugung tatsächlich signifikanter strategischer Effekte.
Kurz und einfach: es gibt keine Axiome. Ich bin NICHT gegen Offensiven. Ich bin NICHT gegen Kampfpanzer. Ich bin NICHT gegen mechanisierte Kräfte (ganz im Gegenteil, wegen der Bedrohung durch ABC Waffen sind solche gerade gegen Russland wesentlich). Ich bin lediglich gegen Axiome in der Kriegsführung.
Die Strategie ist mehr als Wissenschaft. Sie ist die Übertragung des Wissen auf das konkrete praktische Geschehen. Sie ist das Fortführen des ursprünglich leitenden Gedankens entsprechend den sich ununterbrochen ändernden Verhältnissen. Sie also eine Kunst, die Kunst des konkreten Handelns unter dem extremsten Druck und unter schwierigsten Bedingungen. Deshalb gilt:
Zitat:Mein Eindruck ist, dass Du .....das Heil ...... in radikaler Ablehnung von Doktrinen suchst.
Für die Strategie können daher allgemeine Lehrsätze, aus ihnen abgeleitete Regeln und auf diesen aufgebaute Systeme unmöglich einen praktischen Wert haben !
Zitat: Weiter strategisch ausholen können muss die Bundeswehr nicht, weil wir keine Angriffs- oder Präemptivkriege führen werden.
Womit wir bereits im weiteren Sinne Verlierer sind. Allein schon der gedankliche Ausschluss dieser Möglichkeiten bildet eine Mentalität ab, die nicht kriegstauglich ist.