Meckern über Deutsch-französische Rüstungsprojekte
#86
Der Hauptgrund dafür, dass Dassault als eigenständiger Hersteller erhalten blieb liegt meines Erachtens darin, dass die Firma es immer wieder verstanden hat Alternativen zu den häufig mit hohen oder überhohen Anforderungen aufgestellten staatlichen Ausschreibungen anzubieten, die nicht nur bei einem Scheitern von letzteren einspringen konnten, sondern darüber hinaus ein deutlich höheres Exportpotenzial boten. Das führte natürlich zu dem, was gemeinhin als französisches Doppelspiel bezeichnet wurde, denn entsprechend hat Dassault (nicht nur die Firma heute, sondern Marcel damals) auf ein Scheitern von Projekten hingewirkt, in denen für den Hersteller keine Zukunft gesehen wurde (das muss nicht zwingend ein eigenes Projekt sein). Lieber wurde ein günstigeres, leistungsschwächeres Flugzeug in größerer Stückzahl über einen längeren Zeitraum auch für Exportkunden produziert, als ein letztlich nur von Frankreich zu kaufendes Superkampfflugzeug mit zweifelhafter Zukunftsperspektive. Natürlich funktionierte das nur, weil Frankreich dies in letzter Konsequenz dann immer unterstützt hat.
Beides (also sowohl die industrielle Eigenleistung als auch die politische Weitsicht) fehlten beispielsweise in Großbritannien völlig, weshalb es dort immer wieder zu überkomplexen Programmen kam, für die es keinen effektiven Markt gab und dieser somit über Beteiligungen geschaffen werden musste (soviel zum Thema, sie sind nur auf unser Geld aus). Deutschland hatte hingegen schon immer das Problem, dass durch die Verbote nach dem Zweiten Weltkrieg keine Reputation aufgebaut werden konnte (was Dassault auch mit Glück gerade durch die Mirage III schaffte) und keine Konsolidierung des Marktes stattfand bzw. staatlich voran getrieben wurde (die Gründung von SNECMA war in meinen Augen wesentlich für die Entwicklung des französischen Flugzeugbaus), Wissen abgewandert ist und dann, als die Industrie wieder auferstehen sollte, sowohl die Souveränität wie auch das Geld fehlte. Sargnagel war letztlich die Fokussierung auf senkrechtstartende Kampfflugzeuge, die nach der kurzen Hochphase dieser Technik allenortens wieder in der Versenkung verschwanden und mangels Alternative schließlich durch Fremdfabrikate und Kooperationen ersetzt werden musste. Es lässt sich trefflich darüber spekulieren, was möglich gewesen wäre, wenn in Deutschland statt VJ101 und VAK 191 andere, konventionellere Kampfflugzeuge in einer konsolidierten Firmenlandschaft entwickelt worden wären. Letzteres ist auch ein nicht zu unterschätzender Aspekt, für die Verhandlungen zur Gründung von Airbus gab es einen französischen Partner (auch wenn Aerospatiale formal erst später gegründet werden sollte), einen britischen Partner, und fünf deutsche Firmen, die ihrerseits eine Arbeitsgemeinschaft zur Beteiligung gründeten.
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