14.06.2025, 20:50
Nebenbei:
Persönlich glaube ich nicht, dass der Iran einen genozidalen Angriff auf Israel plant. Ich kann verstehen, dass die Israelis es so sehen, aber betrachtet man das Innenleben des Regimes, dürfte Teheran einfach dieselben Ambitionen haben wie Pjöngjang: Es geht nur darum, das eigene Regime unangreifbar zu machen und international auf den Status zu erheben, den zu verdienen man sich einbildet.
Würde der Iran den Huthis oder der Hisbollah Nuklearwaffen überlassen? Das halte ich für nahezu unvorstellbar. Wenn die iranischen Proxies über Nuklearwaffen verfügten, könnten sie sich emanzipieren und würden nicht mehr durch Teheran zu lenken sein. Sie könnten den Iran auch in einen Krieg zwingen, der diesem gerade ungelegen kommt. Nicht zuletzt dürften die iranischen Machthaber und Militärs nicht geneigt sein, die Kontrolle über eine derart potente und teure Waffe einfach aus der Hand zu geben.
Selbst wenn man sich ein Szenar ausmalt, in dem Teheran bspw. den Huthis einen einzigen Sprengkopf im Sinne einer islamischen "nuklearen Teilhabe" überlässt, ist das noch lange nicht der erste Schritt zu einem Atompilz über Tel Aviv. Die iranischen Proxies entwickeln sich zu De-Facto-Regimes mit eigenen politischen und territorialen Ambitionen, sie würden Nuklearwaffen genauso einsetzen wie der Iran selbst: Als Druckmittel gegen jeden Versuch, sie durch innere oder äußere Gewalt zu stürzen.
Meiner Ansicht nach wäre ein nuklear bewaffneter Iran vor allem deshalb eine Gefahr für die israelische Sicherheit, weil er militärische Gewalt (etwa Angriffe wie die gestrigen oder große Terroranschläge durch Proxies) gegen Israel üben und sich mehr oder weniger ungestraft aus der Affäre ziehen könnte. Die Israelis befänden sich in einer ähnlichen Situation wie Indien Anfang Mai, man könnte allenfalls symbolisch reagieren und müsste auf Teufel komm raus achtgeben, nur ja nicht zu eskalieren.
Bei aller verachtenswerten Rhetorik: Ich glaube nicht, dass der Iran wirklich die Vernichtung Israels plant. Auch Chameini ist klar, dass zweihundert israelische Nuklearsprengköpfe auf ihn zielen. Das ist einfach ideologische Folklore, in der es sich gut einrichten lässt (übrigens ein perfektes Beispiel dafür, dass Oppenheimer, Teller und Co. wirklich viele große Kriege verhindert haben).
Geht man mit Clausewitz und stellt sich blind gegenüber der Identität beider Parteien, dann ringen hier letztlich nur zwei Staaten darum, einander der militärischen und politischen Handlungsfreiheit zu berauben.
Doch noch einmal: Iustitia caeca est. Für das Völkerrecht ist Israel ein Staat wie jeder andere auch, der Holocaust spielt dabei keine Rolle. Ich sage nicht, dass das wünschenswert ist; ich behaupte nur, dass es so ist.
Trey Yingst zufolge war der israelische Angriff auf die Gasförderung bei Bandar Abbas absichtlich begrenzt auf ein einziges Ziel, um Teheran eine Botschaft zu übermitteln. Dies habe er aus Regierungskreisen erfahren. (Quelle)
Israels Verteidigungsministerium hatte gestern gedroht, bei iranischen Vergeltungsangriffen auf israelische Zivilisten werde man als Nächstes die iranische Gas- und Ölinfrastruktur ins Visier nehmen. Dieser wohldosierte Angriff widerspricht der Brachialrhetorik von Israel Katz ("Teheran wird brennen") und zeigt, dass man durchaus nicht unbedacht eskalieren will.
(14.06.2025, 18:31)Quintus Fabius schrieb: Ja latürnich - wenn der Iran es schafft Atomwaffen zusammen zu bauen, hätte er sie den Houthis und der Hisbollah geliefert. Selbstverständlich, genau so wäre es gewesen ......Widersprichst Du damit nicht Deinen gestrigen Äußerungen zur Eskalationsbereitschaft und Irrationalität der Entscheidungsträger?
Persönlich glaube ich nicht, dass der Iran einen genozidalen Angriff auf Israel plant. Ich kann verstehen, dass die Israelis es so sehen, aber betrachtet man das Innenleben des Regimes, dürfte Teheran einfach dieselben Ambitionen haben wie Pjöngjang: Es geht nur darum, das eigene Regime unangreifbar zu machen und international auf den Status zu erheben, den zu verdienen man sich einbildet.
Würde der Iran den Huthis oder der Hisbollah Nuklearwaffen überlassen? Das halte ich für nahezu unvorstellbar. Wenn die iranischen Proxies über Nuklearwaffen verfügten, könnten sie sich emanzipieren und würden nicht mehr durch Teheran zu lenken sein. Sie könnten den Iran auch in einen Krieg zwingen, der diesem gerade ungelegen kommt. Nicht zuletzt dürften die iranischen Machthaber und Militärs nicht geneigt sein, die Kontrolle über eine derart potente und teure Waffe einfach aus der Hand zu geben.
Selbst wenn man sich ein Szenar ausmalt, in dem Teheran bspw. den Huthis einen einzigen Sprengkopf im Sinne einer islamischen "nuklearen Teilhabe" überlässt, ist das noch lange nicht der erste Schritt zu einem Atompilz über Tel Aviv. Die iranischen Proxies entwickeln sich zu De-Facto-Regimes mit eigenen politischen und territorialen Ambitionen, sie würden Nuklearwaffen genauso einsetzen wie der Iran selbst: Als Druckmittel gegen jeden Versuch, sie durch innere oder äußere Gewalt zu stürzen.
Meiner Ansicht nach wäre ein nuklear bewaffneter Iran vor allem deshalb eine Gefahr für die israelische Sicherheit, weil er militärische Gewalt (etwa Angriffe wie die gestrigen oder große Terroranschläge durch Proxies) gegen Israel üben und sich mehr oder weniger ungestraft aus der Affäre ziehen könnte. Die Israelis befänden sich in einer ähnlichen Situation wie Indien Anfang Mai, man könnte allenfalls symbolisch reagieren und müsste auf Teufel komm raus achtgeben, nur ja nicht zu eskalieren.
Bei aller verachtenswerten Rhetorik: Ich glaube nicht, dass der Iran wirklich die Vernichtung Israels plant. Auch Chameini ist klar, dass zweihundert israelische Nuklearsprengköpfe auf ihn zielen. Das ist einfach ideologische Folklore, in der es sich gut einrichten lässt (übrigens ein perfektes Beispiel dafür, dass Oppenheimer, Teller und Co. wirklich viele große Kriege verhindert haben).
Geht man mit Clausewitz und stellt sich blind gegenüber der Identität beider Parteien, dann ringen hier letztlich nur zwei Staaten darum, einander der militärischen und politischen Handlungsfreiheit zu berauben.
(14.06.2025, 20:07)Schneemann schrieb: Was er ja getan hat (bezogen auf einen Angriff) und jederzeit auch wieder tun könnte. Erst kürzlich kam unerwartet wieder eine Rakete aus dem Jemen durch. Hier nun zu fordern, dass man abwarten solle, bis die MRBM auf dem Startteller steht, ist etwas befremdlich. Ein Präventivschlag erst auf den "letzten Drücker" kann man sich leisten, wenn man gegen asymmetrische Opponenten agiert, deren Befähigungen insgesamt gesehen begrenzt sind, aber nicht wenn man es mit einem Land zu tun hat, dass zigfach größer ist als das eigene und welches tausende Raketen in Reserve hält (bzw. zumindest dies vorgibt).Wir reden hier aneinander vorbei, denn Du nimmst eine politische und moralische Wertung vor, die ich völlig teile. Ich habe nur wiederholt, was nach meinem Wissensstand im Völkerrecht die Mehrheitsmeinung zum israelischen Vorgehen darstellt. Damit ist noch nichts ausgesagt über die Praktikabilität des Völkerrechts, gerade vor dem Hintergrund moderner Methoden der Kriegsführung.
Weil bei diesen der Aspekt des religiösen Fanatismus nicht oder nur eingrenzbar vorhanden war, weil die genannten Länder keine klaren Vernichtungsabsichten gegenüber dem anderen geäußert haben und weil keiner der Protagonisten Opfer eines Genozids geworden war.
Doch noch einmal: Iustitia caeca est. Für das Völkerrecht ist Israel ein Staat wie jeder andere auch, der Holocaust spielt dabei keine Rolle. Ich sage nicht, dass das wünschenswert ist; ich behaupte nur, dass es so ist.
Trey Yingst zufolge war der israelische Angriff auf die Gasförderung bei Bandar Abbas absichtlich begrenzt auf ein einziges Ziel, um Teheran eine Botschaft zu übermitteln. Dies habe er aus Regierungskreisen erfahren. (Quelle)
Israels Verteidigungsministerium hatte gestern gedroht, bei iranischen Vergeltungsangriffen auf israelische Zivilisten werde man als Nächstes die iranische Gas- und Ölinfrastruktur ins Visier nehmen. Dieser wohldosierte Angriff widerspricht der Brachialrhetorik von Israel Katz ("Teheran wird brennen") und zeigt, dass man durchaus nicht unbedacht eskalieren will.