06.06.2025, 23:46
muck:
Für einen konventionellen Krieg der NATO mit Russland sind konventionelle deutsche Panzerbrigaden und Fregatten praktisch weitgehend wertlos. Ihr Mehrwert in diesem Krieg stünde in keinerlei Verhältnis zu ihren Kosten und folglicherweise sollte man die Mittel für andere Systeme einsetzen.
Und dass die Zahl der Flagenstöcke und Panzer die Russen abschreckt, bezweifle ich massiv. Die Russen haben zwei Gebiete welche sie abschrecken: 1. Hat der Gegner Nuklearwaffen ja/nein und 2. hat der Gegner die Mentalität zu kämpfen ja/nein. Und diese Kampfbereitschaft demonstriert man nach Sicht der Russen nicht durch die Anzahl der Panzer und Flaggenstöcke. Die abschreckende Kenngröße ist hier eine ganz andere, nämlich die Frage wie sie Wehrbereitschaft eines Volkes an sich einschätzen, völlig unabhängig von der Bewaffnung.
Im übrigen könnte man darauf verweisen, dass die EU bereits hier und heute sowohl mehr Geld für Rüstung ausgibt als Russland, als auch technologisch den Russen weit überlegen ist, als auch mehr Flugzeuge, mehr Kriegsschiffe und mehr Panzer hat als Russland. Wäre Abschreckung als nur eine Funktion der Quantität, müsste man gar nicht aufrüsten, da die Russen uns bereits jetzt konventionell unterlegen sind.
Und trotzdem halte auch ich die Möglichkeit eines Krieges mit der RF für real, gerade eben weil die Russen nicht einfach Panzer und Flaggenstöcke zählen.
Und damit kommen wir noch zu einem Punkt: die aktuelle russische Führung agiert anscheinend (zumindest manchmal) aufgrund falscher Grundinformationen. Entsprechend ist die Abschreckung auf Basis rationaler Daten dadurch eingeschränkt. Die Frage ob die Russen eskalieren oder nicht, hängt daher nur bedingt von unseren realen militärischen Fähigkeiten ab.
Und beschließend verbleibt noch der Punkt den auch Diogenes hier schon angesprochen hat: das ist alles viel zu konventionell gedacht. Die Wahrscheinlichkeit eines regulären konventionellen "Panzerkrieges" gegen Russland ist fast gleich null, und die Wahrscheinlichkeit eines hybriden, unkonventionellen Krieges ist sehr viel höher. Sollte dieser aber trotzdem konventionell eskalieren, so sind konventionelle mechanisierte Brigaden der Bundeswehr dafür weitgehend wertlos und wäre es viel sinnvoller vollständig andere Systeme dafür im Rahmen der BV zur Verfügung zu stellen. Ob da in Ostpolen und im Baltikum noch eine Bundeswehr-Brigade ohne Sprit im Stau steht oder nicht, wird die militärische Lage dort nur gering beeinflussen. Eine substanzielle Zahl von Hubschraubern, Drohnen, weitreichender Raketenartillerie und Kampfflugzeugen hingegen würde einen Unterschied machen.
Abgesehen von der Frage der Führung wäre daher der meiner Meinung nach wesentlichste Punkt, dass man die Bundeswehr im weiteren was ihren im Ausland einzusetzenden Teil betrifft als eine spezialisierte Streitmacht aufbauen sollte, die nicht alle Bereiche abdeckt, dafür aber in dem was sie liefert eine viel größere Quantität und Qualität hat.
Für die Frage der Landesverteidigung müsste man hingegen parallel völlig andere, neuartige und unkonventionelle Wege gehen. Und dann könnte man sogar beides haben, LV und BV.
Es spielt für den von mir beschriebenen Problemkomplex gar keine Rolle ob ich anderer Meinung bin, ob die Wehrpflicht nun gut wäre oder nicht, sondern man muß hier und jetzt eine Entscheidung treffen, und dem folgend muss diese hier und jetzt und sofort umgesetzt werden. WENN man sich für eine Wehrpflicht entscheidet, dann sofort, vollumfänglich, allgemein und dann muss diese auch sofort als allgemeine Wehrpflicht entschlossen umgesetzt werden.
Wie ich es schrieb: ein halbwegs guter Plan hier und jetzt ist viel besser als ein perfekter Plan morgen. Selbst die Wehrpflichtarmee würde daher im Sinne der Erzielung einer Kriegsfähigkeit funktionieren, wenn man sie nur entschlossen genug umsetzen würde.
Natürlich haben auch die Politiker hier einiges an Schuld. Aber ich bin aufgrund der langjährigen Beobachtung dieser Prozesse davon überzeugt, dass man die Schuld der militärischen Führung hier zu gering schätzt. Die Bremser, Versager, Inkompetenten tragen durchaus Uniform - denn die Politiker richten sich zum einen nach deren Rat, zum anderen wechseln die Politiker, aber die gleichen Uniformträger verfolgen weiterhin ihre verfehlten Ideen und Konzepte (PUMA, Luftmechanisierung usw usf)
Dazu kommt noch, dass zu viele hochrangige Offiziere mehr Politiker als Soldaten sind.
Zitat:"militärisch wie sicherheitspolitisch einfach nur vollkommen wertlos" wäre eine konventionelle Aufrüstung aber keineswegs. Militärisch nicht, weil ein konventioneller Krieg zwischen Russland und der NATO durchaus möglich ist, und sicherheitspolitisch nicht, weil gerade im Umgang mit Staatenlenkern, die nur Stärke respektieren, die Anzahl der Panzer, Flaggenstöcke, Flugzeuge usw. eben doch eine abschreckende Kenngröße ist.
Für einen konventionellen Krieg der NATO mit Russland sind konventionelle deutsche Panzerbrigaden und Fregatten praktisch weitgehend wertlos. Ihr Mehrwert in diesem Krieg stünde in keinerlei Verhältnis zu ihren Kosten und folglicherweise sollte man die Mittel für andere Systeme einsetzen.
Und dass die Zahl der Flagenstöcke und Panzer die Russen abschreckt, bezweifle ich massiv. Die Russen haben zwei Gebiete welche sie abschrecken: 1. Hat der Gegner Nuklearwaffen ja/nein und 2. hat der Gegner die Mentalität zu kämpfen ja/nein. Und diese Kampfbereitschaft demonstriert man nach Sicht der Russen nicht durch die Anzahl der Panzer und Flaggenstöcke. Die abschreckende Kenngröße ist hier eine ganz andere, nämlich die Frage wie sie Wehrbereitschaft eines Volkes an sich einschätzen, völlig unabhängig von der Bewaffnung.
Im übrigen könnte man darauf verweisen, dass die EU bereits hier und heute sowohl mehr Geld für Rüstung ausgibt als Russland, als auch technologisch den Russen weit überlegen ist, als auch mehr Flugzeuge, mehr Kriegsschiffe und mehr Panzer hat als Russland. Wäre Abschreckung als nur eine Funktion der Quantität, müsste man gar nicht aufrüsten, da die Russen uns bereits jetzt konventionell unterlegen sind.
Und trotzdem halte auch ich die Möglichkeit eines Krieges mit der RF für real, gerade eben weil die Russen nicht einfach Panzer und Flaggenstöcke zählen.
Und damit kommen wir noch zu einem Punkt: die aktuelle russische Führung agiert anscheinend (zumindest manchmal) aufgrund falscher Grundinformationen. Entsprechend ist die Abschreckung auf Basis rationaler Daten dadurch eingeschränkt. Die Frage ob die Russen eskalieren oder nicht, hängt daher nur bedingt von unseren realen militärischen Fähigkeiten ab.
Und beschließend verbleibt noch der Punkt den auch Diogenes hier schon angesprochen hat: das ist alles viel zu konventionell gedacht. Die Wahrscheinlichkeit eines regulären konventionellen "Panzerkrieges" gegen Russland ist fast gleich null, und die Wahrscheinlichkeit eines hybriden, unkonventionellen Krieges ist sehr viel höher. Sollte dieser aber trotzdem konventionell eskalieren, so sind konventionelle mechanisierte Brigaden der Bundeswehr dafür weitgehend wertlos und wäre es viel sinnvoller vollständig andere Systeme dafür im Rahmen der BV zur Verfügung zu stellen. Ob da in Ostpolen und im Baltikum noch eine Bundeswehr-Brigade ohne Sprit im Stau steht oder nicht, wird die militärische Lage dort nur gering beeinflussen. Eine substanzielle Zahl von Hubschraubern, Drohnen, weitreichender Raketenartillerie und Kampfflugzeugen hingegen würde einen Unterschied machen.
Abgesehen von der Frage der Führung wäre daher der meiner Meinung nach wesentlichste Punkt, dass man die Bundeswehr im weiteren was ihren im Ausland einzusetzenden Teil betrifft als eine spezialisierte Streitmacht aufbauen sollte, die nicht alle Bereiche abdeckt, dafür aber in dem was sie liefert eine viel größere Quantität und Qualität hat.
Für die Frage der Landesverteidigung müsste man hingegen parallel völlig andere, neuartige und unkonventionelle Wege gehen. Und dann könnte man sogar beides haben, LV und BV.
Zitat:Die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist objektiv nötig (ich weiß, du bist anderer Meinung, aber zumindest wirst du zustimmen, dass sie zum Erreichen der formulierten Ziele nötig ist
Es spielt für den von mir beschriebenen Problemkomplex gar keine Rolle ob ich anderer Meinung bin, ob die Wehrpflicht nun gut wäre oder nicht, sondern man muß hier und jetzt eine Entscheidung treffen, und dem folgend muss diese hier und jetzt und sofort umgesetzt werden. WENN man sich für eine Wehrpflicht entscheidet, dann sofort, vollumfänglich, allgemein und dann muss diese auch sofort als allgemeine Wehrpflicht entschlossen umgesetzt werden.
Wie ich es schrieb: ein halbwegs guter Plan hier und jetzt ist viel besser als ein perfekter Plan morgen. Selbst die Wehrpflichtarmee würde daher im Sinne der Erzielung einer Kriegsfähigkeit funktionieren, wenn man sie nur entschlossen genug umsetzen würde.
Zitat:Es sind die Politiker,.....Die Bremser bei diesem Thema tragen keineswegs Uniform.
Natürlich haben auch die Politiker hier einiges an Schuld. Aber ich bin aufgrund der langjährigen Beobachtung dieser Prozesse davon überzeugt, dass man die Schuld der militärischen Führung hier zu gering schätzt. Die Bremser, Versager, Inkompetenten tragen durchaus Uniform - denn die Politiker richten sich zum einen nach deren Rat, zum anderen wechseln die Politiker, aber die gleichen Uniformträger verfolgen weiterhin ihre verfehlten Ideen und Konzepte (PUMA, Luftmechanisierung usw usf)
Dazu kommt noch, dass zu viele hochrangige Offiziere mehr Politiker als Soldaten sind.