02.06.2025, 17:10
In der Kaiserlich Japanischen Armee gelang es den Kriegern (!) welche diese aufbauten, die Kriegerkultur und das Ethos welches vorher ihrer quantitativ begrenzten Kriegerkaste eigen war auf die gesamte Armee auszudehnen. Schlussendlich war die Kaiserliche Japanische Armee daher von ihrer inneren Verfasstheit her keine moderne Streitkraft. Sie war modern bewaffent und strukturiert, aber von ihrer inneren Kultur und ihrem Wesen her eine Armee der Vormoderne. Überspitzt könnte man sagen, dass hier mittelalterliche Krieger mit Panzern und Flugzeugträgern in Kriege zogen, welche sie eigentlich gar nicht richtig verstanden.
In den ersten Kriegen welchen die Japaner führten, schlug diese einzigartige Kombination aber schier unfassbar durch. Man besiegte mit gerade zu spielender Leichtigkeit China, dem folgend Russland welches zu dieser Zeit eine bedeutende militärische Weltmacht war, und schließlich führte dies zu einem Bestätigungsfehler: man hinterfrage sich selbst nicht mehr, sondern war im weiteren absolut sicher, dass es die in der Armee den Wehrpflichtigen mit Gewalt aufoktroyierte Kriegerkultur sei, welche Japan schlussendlich unbesiegbar mache. Man müsse nur ausreichend fanatisch und extrem kämpfen, dann werde man siegen.
Diese Haltung verbreitete sich dann über die Wehrpflicht zunehmend in der Gesellschaft und führte im überhitzten Klima der Zwischenkriegszeit vor dem 2WK zu einer massiven Radikalisierung der normalen japanischen Zivilbevölkerung in Bezug auf alle nationalen und militärischen Fragen. Wobei den militaristischen Eliten der Armee selbst der um sich greifende Ultramilitarismus noch nicht radikal genug war. Die fortwährenden Siege der Streitkräfte schienen dabei dem Militär fortwährend recht zu geben.
In dieser Zeit veränderte sich die japanische Armee im Verhältnis zu ihren Anfängen deutlich. Sie wurde waffentechnisch usw. moderner, aber zugleich von ihrem Wesen her unmoderner. In den Anfängen der Kaiserlichen Armee war man noch versucht, deutlich westlicher zu werden, sich zu professionalisieren und das Kämpfen bis in den Tod war eine Sache der Offiziere (ehemalige Samurai) aber nicht für normale Wehrpflichtige. In den Anfängen dieser Armee und unter dem Einfluss deutscher Militärberater war man in der Breite der Armee und ihrer Kultur noch nicht so extrem fanatisch wie später. Der Fanatismus entstand schlussendlich während des Krieges gegen Russland und verfestigte sich mit dem Sieg über die Russen, welcher Japan von einer bedeutungslosen Regionalmacht auf der Stelle zu einer der Weltmächte machte.
Dann muss man hier noch strikt zwischen Heer und Marine unterscheiden. Beide hatten unterschiedliche Entwicklungen und Herkünfte, und waren in ihren Anfängen von bestimmten Clans und Machtgruppen stark geprägt. Während das Heer dem Ursprung seiner Gründerväter (extreme Fanatiker, Ausländerhasser, Extremisten, Ultranationalisten, Ultramilitaristen) treu bleibend über die Wehrpflicht die Gesellschaft sich zunehmend dem eigenen Denken anpasste, war die Marine wesentlich professioneller, westlicher und um Modernisierung bemüht. Entsprechend schlecht konnten beide Parteien miteinander umgehen.
In den Jahren vor dem 2WK überschlug man sich dann vor allem im Heer damit, alles zu re-japanisieren. Man führte beispielsweise erst zu dieser Zeit die Samuraischwerter wieder als Seitenwaffen ein (vorher hatte man diese nicht !), man schuf eine Menge von Schriften und ideologischer Traktate und beschäftigte sich mehr mit der Fanatisierung der Truppen als mit der Modernisierung.
Das Ergebnis brach sich dann im 2WK Bahn, in welchem die japanischen Soldaten mit heute für normale Menschen nicht mehr begreiflichen Fanatismus kämpften. Zugleich führte dieser Sonderweg auch zur extremen Brutalität der Japaner im Umgang mit allen anderen, zu extremsten Kriegsverbrechen und einem grenzenlos menschenverachtenden Umgang auch mit den eigenen Soldaten.
Der Grund war also nicht das Feindbild, sondern das rührte sehr weitgehend nur aus der inneren Kultur des Militärs selbst. Der Feind war dafür völlig egal. Schlussendlich entartete die Kaiserlich Japanische Armee in eine Art vormodernen Todeskult, in welchem man so oder so fest davon ausging, in jedem Fall sterben zu müssen und der einzige Zweck der eigenen Existenz vor dem Tod es sei, dem Feind Schaden zuzufügen. Dieses extreme Kriegerethos konnte historisch immer nur in zahlenmässig stark begrenzten Kriegerkasten etabliert werden, den Japanern gelang es jedoch sehr weitgehend, es in der gesamten Armee auszubreiten. Mit extremen Methoden schon in der Ausbildung, denn anders war das gar nicht machbar.
Natürlich führte dies bei normalen Menschen dann zwingend zu allerlei psychischen Störungen und Auffälligkeiten, welche aber innerhalb der Armee mit extremer Gewalt niedergehalten wurden. Entsprechend verhielten sich japanische Soldaten oft psychisch auffällig, sobald der extreme Druck auch nur kurzfristig nachließ. Auch viele der japanischen Kriegsverbrechen resultierten daraus, dass der unmenschliche nicht auszuhaltende Druck dann am Gegner, der Zivilbevölkerung oder sonst ausgelassen wurde, weil man das Leben (genauer genommen das Warten auf den Tod) in der Armee eigentlich nicht aushalten konnte. Und da man ja fest davon ausging, so oder so nicht zu überleben, hatte schlussendlich auch nichts Konsequenzen.
Man muss sich die Ausbildung in der japanischen Armee kurz vor und während des 2WK schlussendlich wie eine Art Gehirnwäsche vorstellen. Die Soldaten wurden derart indoktriniert, dass sie wie du es angerissen hast selbst völlig unsinnig gewordene Befehle einfach weiter ausführten. Viele Gegner der Japaner beschrieben diese als extrem fremdartig in ihren Denkweisen, roboterartig und als psychologisch nicht normal. Eine Folge der beschriebenen Art und Weise, mit welcher eine den Selbstmord und den Tot verherrlichende Kriegerkaste über die Wehrpflicht ihre Werte und Normen einer Mehrheit aufzwingend konnte.
Und aus diesem Grund kämpften Japaner im 2WK in weiten Teilen bis zur völligen Selbstvernichtung. Wenn schlussendlich gar kein Kampf mehr möglich war, wurde zudem ohne Ausnahme der Selbstmord erwartet. Von Offizieren wurde dabei der traditionelle rituelle Selbstmord erwartet ohne dabei eine Miene zu verziehen (extrem schmerzhaft), Mannschaftsdienstgrade durften sich hingegen erschießen oder mit Granaten sprengen weil sie ja nur einfache Wehrpflichtige waren. Am ehrenvollsten aber galt der Tod im Banzai-Angriff, also einem Sturmangriff in den Nahkampf, wobei dieser meist gar keine andere Funktion hatte als kämpfend unterzugehen.
Natürlich waren nicht alle so, gab es Ausnahmen, ergaben sich Japaner dann und wann auch mal, und gab es gerade in der Marine nicht ansatzweise so einen Todes- und Selbstmordkult wie im Heer, aber man kann die beschriebenen Umstände durchaus für eine Mehrheit der Japaner in dieser Zeit so annehmen.
Um es mit Zahlen zu hinterlegen:
Während des gesamten 2WK ergaben sich geschätzt ungefähr 35.000 bis 40.000 Japaner. In den Streitkräften dienten in dieser Zeit 5,473 Millionen Japaner. Die Japaner verloren um die 2,5 Millionen Soldaten im Kampf (bzw. durch Hunger, Krankheiten, mangelnde medizinische Versorgung usw. usw.)
Spezifisch für dich noch eine englische Übersetzung des Senjinkun von 1941:
https://archive.org/details/1941-senjinkun-english/
Der wesentliche Begriff Gyokusai lässt sich am besten mit: Den Tod in der Schlacht suchen - übersetzen. Damit ist bereits alles über die militärische Kultur der Japaner im 2WK gesagt.
Wenn man einen gewissen Einblick in das damalige Denken haben will, kann ich das Buch - Unter dem Sturmgott - von Mishima sowie das Tagebuch von Admiral Matome Ugaki empfehlen. Insbesondere letzterer ist ohnehin eine hochinteressante Persönlichkeit gewesen.
https://www.amazon.com/-/de/dp/082293665...144&sr=1-1
In den ersten Kriegen welchen die Japaner führten, schlug diese einzigartige Kombination aber schier unfassbar durch. Man besiegte mit gerade zu spielender Leichtigkeit China, dem folgend Russland welches zu dieser Zeit eine bedeutende militärische Weltmacht war, und schließlich führte dies zu einem Bestätigungsfehler: man hinterfrage sich selbst nicht mehr, sondern war im weiteren absolut sicher, dass es die in der Armee den Wehrpflichtigen mit Gewalt aufoktroyierte Kriegerkultur sei, welche Japan schlussendlich unbesiegbar mache. Man müsse nur ausreichend fanatisch und extrem kämpfen, dann werde man siegen.
Diese Haltung verbreitete sich dann über die Wehrpflicht zunehmend in der Gesellschaft und führte im überhitzten Klima der Zwischenkriegszeit vor dem 2WK zu einer massiven Radikalisierung der normalen japanischen Zivilbevölkerung in Bezug auf alle nationalen und militärischen Fragen. Wobei den militaristischen Eliten der Armee selbst der um sich greifende Ultramilitarismus noch nicht radikal genug war. Die fortwährenden Siege der Streitkräfte schienen dabei dem Militär fortwährend recht zu geben.
In dieser Zeit veränderte sich die japanische Armee im Verhältnis zu ihren Anfängen deutlich. Sie wurde waffentechnisch usw. moderner, aber zugleich von ihrem Wesen her unmoderner. In den Anfängen der Kaiserlichen Armee war man noch versucht, deutlich westlicher zu werden, sich zu professionalisieren und das Kämpfen bis in den Tod war eine Sache der Offiziere (ehemalige Samurai) aber nicht für normale Wehrpflichtige. In den Anfängen dieser Armee und unter dem Einfluss deutscher Militärberater war man in der Breite der Armee und ihrer Kultur noch nicht so extrem fanatisch wie später. Der Fanatismus entstand schlussendlich während des Krieges gegen Russland und verfestigte sich mit dem Sieg über die Russen, welcher Japan von einer bedeutungslosen Regionalmacht auf der Stelle zu einer der Weltmächte machte.
Dann muss man hier noch strikt zwischen Heer und Marine unterscheiden. Beide hatten unterschiedliche Entwicklungen und Herkünfte, und waren in ihren Anfängen von bestimmten Clans und Machtgruppen stark geprägt. Während das Heer dem Ursprung seiner Gründerväter (extreme Fanatiker, Ausländerhasser, Extremisten, Ultranationalisten, Ultramilitaristen) treu bleibend über die Wehrpflicht die Gesellschaft sich zunehmend dem eigenen Denken anpasste, war die Marine wesentlich professioneller, westlicher und um Modernisierung bemüht. Entsprechend schlecht konnten beide Parteien miteinander umgehen.
In den Jahren vor dem 2WK überschlug man sich dann vor allem im Heer damit, alles zu re-japanisieren. Man führte beispielsweise erst zu dieser Zeit die Samuraischwerter wieder als Seitenwaffen ein (vorher hatte man diese nicht !), man schuf eine Menge von Schriften und ideologischer Traktate und beschäftigte sich mehr mit der Fanatisierung der Truppen als mit der Modernisierung.
Das Ergebnis brach sich dann im 2WK Bahn, in welchem die japanischen Soldaten mit heute für normale Menschen nicht mehr begreiflichen Fanatismus kämpften. Zugleich führte dieser Sonderweg auch zur extremen Brutalität der Japaner im Umgang mit allen anderen, zu extremsten Kriegsverbrechen und einem grenzenlos menschenverachtenden Umgang auch mit den eigenen Soldaten.
Der Grund war also nicht das Feindbild, sondern das rührte sehr weitgehend nur aus der inneren Kultur des Militärs selbst. Der Feind war dafür völlig egal. Schlussendlich entartete die Kaiserlich Japanische Armee in eine Art vormodernen Todeskult, in welchem man so oder so fest davon ausging, in jedem Fall sterben zu müssen und der einzige Zweck der eigenen Existenz vor dem Tod es sei, dem Feind Schaden zuzufügen. Dieses extreme Kriegerethos konnte historisch immer nur in zahlenmässig stark begrenzten Kriegerkasten etabliert werden, den Japanern gelang es jedoch sehr weitgehend, es in der gesamten Armee auszubreiten. Mit extremen Methoden schon in der Ausbildung, denn anders war das gar nicht machbar.
Natürlich führte dies bei normalen Menschen dann zwingend zu allerlei psychischen Störungen und Auffälligkeiten, welche aber innerhalb der Armee mit extremer Gewalt niedergehalten wurden. Entsprechend verhielten sich japanische Soldaten oft psychisch auffällig, sobald der extreme Druck auch nur kurzfristig nachließ. Auch viele der japanischen Kriegsverbrechen resultierten daraus, dass der unmenschliche nicht auszuhaltende Druck dann am Gegner, der Zivilbevölkerung oder sonst ausgelassen wurde, weil man das Leben (genauer genommen das Warten auf den Tod) in der Armee eigentlich nicht aushalten konnte. Und da man ja fest davon ausging, so oder so nicht zu überleben, hatte schlussendlich auch nichts Konsequenzen.
Man muss sich die Ausbildung in der japanischen Armee kurz vor und während des 2WK schlussendlich wie eine Art Gehirnwäsche vorstellen. Die Soldaten wurden derart indoktriniert, dass sie wie du es angerissen hast selbst völlig unsinnig gewordene Befehle einfach weiter ausführten. Viele Gegner der Japaner beschrieben diese als extrem fremdartig in ihren Denkweisen, roboterartig und als psychologisch nicht normal. Eine Folge der beschriebenen Art und Weise, mit welcher eine den Selbstmord und den Tot verherrlichende Kriegerkaste über die Wehrpflicht ihre Werte und Normen einer Mehrheit aufzwingend konnte.
Und aus diesem Grund kämpften Japaner im 2WK in weiten Teilen bis zur völligen Selbstvernichtung. Wenn schlussendlich gar kein Kampf mehr möglich war, wurde zudem ohne Ausnahme der Selbstmord erwartet. Von Offizieren wurde dabei der traditionelle rituelle Selbstmord erwartet ohne dabei eine Miene zu verziehen (extrem schmerzhaft), Mannschaftsdienstgrade durften sich hingegen erschießen oder mit Granaten sprengen weil sie ja nur einfache Wehrpflichtige waren. Am ehrenvollsten aber galt der Tod im Banzai-Angriff, also einem Sturmangriff in den Nahkampf, wobei dieser meist gar keine andere Funktion hatte als kämpfend unterzugehen.
Natürlich waren nicht alle so, gab es Ausnahmen, ergaben sich Japaner dann und wann auch mal, und gab es gerade in der Marine nicht ansatzweise so einen Todes- und Selbstmordkult wie im Heer, aber man kann die beschriebenen Umstände durchaus für eine Mehrheit der Japaner in dieser Zeit so annehmen.
Um es mit Zahlen zu hinterlegen:
Während des gesamten 2WK ergaben sich geschätzt ungefähr 35.000 bis 40.000 Japaner. In den Streitkräften dienten in dieser Zeit 5,473 Millionen Japaner. Die Japaner verloren um die 2,5 Millionen Soldaten im Kampf (bzw. durch Hunger, Krankheiten, mangelnde medizinische Versorgung usw. usw.)
Spezifisch für dich noch eine englische Übersetzung des Senjinkun von 1941:
https://archive.org/details/1941-senjinkun-english/
Der wesentliche Begriff Gyokusai lässt sich am besten mit: Den Tod in der Schlacht suchen - übersetzen. Damit ist bereits alles über die militärische Kultur der Japaner im 2WK gesagt.
Wenn man einen gewissen Einblick in das damalige Denken haben will, kann ich das Buch - Unter dem Sturmgott - von Mishima sowie das Tagebuch von Admiral Matome Ugaki empfehlen. Insbesondere letzterer ist ohnehin eine hochinteressante Persönlichkeit gewesen.
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