Indien - ASEAN - China
Auch wenn sich der nachfolgende Bericht im Wesentlichen um Vietnam dreht - er greift weiter aus, als Vietnam mit seinen Nachbarländern Laos und Kambodscha. Und daher denke ich, ist der ASEAN - Thread, der sich mit Südostasien im Spannungsfeld zwischen China und Indien befasst, der bessere Strang.
Im heutigen KOMMENTAR-NEWSLETTER der FAZ wird von Hendrik Ankenbrand, Korrespondent für Südostasien, Australien und Neuseeland mit Sitz in Singapur, geschrieben:
Zitat:Eigentlich ist Donald Trump beim ASEAN-Gipfel gar nicht zu Gast. Doch beim Treffen der Staatschefs aus dem Verband südostasiatischer Nationen in Kuala Lumpur dreht sich trotzdem alles um Amerikas Präsident.

Kaum jemand ist von Trumps Strafzöllen so hart getroffen wie die wachstumsstärkste Region der Welt. Die Sätze von bis zu 49 Prozent sind zwar bis Anfang Juli auf Eis gelegt, damit die Länder Zeit haben, Zugeständnisse zu machen wie den Kauf von Energie und Waffen aus den USA. Doch die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften wie Vietnam, dessen Exportindustrie sich besonders gut entwickelt hat, litte selbst dann, wenn der Zoll deutlich sinken würde, der bisher 46 Prozent beträgt.

In ihrem Hotel in Malaysias Hauptstadt diskutierte Vietnams Gipfel-Delegation am Sonntag die Bilder der jüngsten Demütigung eines ausländischen Staatschefs im Weißen Haus. Dort hat Trump in der vergangenen Woche Südafrikas Staatschef vorgeführt. Nicht auszudenken, lautet der Tenor unter den vietnamesischen Diplomaten, sollte Amerikas Präsident vor laufenden Kameras Vietnams Führer To Lam wegen seiner Bande zu seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping angreifen. Jüngst hatte Trump gewettert, die beiden planten, die USA zu „bescheißen“.
... und das in einer Situation, in der Vietnam dabei ist oder zumindest war, sich an die USA als Gegengewicht gegen den chinesischen Nachbarn anzunähern.

Da bleibt als "Rückversicherung"
  • nur die Möglichkeit, die Gemeinschaft mit den anderen ASEAN-Staaten (nach dem Muster der EU?) zu stärken,
  • sich mit Australien und Neuseeland (ANZUS-Pakt) mehr zu vernetzen, und
  • die Verbindung zu Indien und Japan, den traditionellen Gegenspielern der Chinesen, zu intensivieren (womit wir beim Strang-Thema wären).
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  • der sieht eher, dass sich die ASEAN-Staaten zwangsweise mit China arrangieren:
Zitat: ...
Schädlich für das Geschäftsmodell
Das ist der Ton, der die Stimmung in Südostasien bestimmt. Frühere US-Präsidenten wie Joe Biden und Barack Obama haben bei ihren Besuchen betont, wie wichtig die Partnerschaft mit Amerika sei, um den wachsenden Einfluss Chinas zurückzudrängen. Trotzdem hat sich die Region im Konflikt der Großmächte bisher nicht auf eine Seite ziehen lassen. Das wäre schädlich für das Geschäftsmodell. Vietnam ist für seine Exporte nach Amerika auf Vorprodukte aus China angewiesen. In Malaysias Halbleiterindustrie investieren ausländische Unternehmen, weil das Land bisher seine Neutralität hochgehalten hat.

Nun könnte Trump die Länder in Pekings Arme stoßen. Schon die Initiative, den US-Präsidenten um ein Treffen mit ASEAN zu bitten, schürt Angst unter den Mitgliedern, Trump könnte sich über die Einladung lustig machen. Kleinen Ländern werde Washington kaum größere Verhandlungsmacht zugestehen, indem es sie nicht einzeln, sondern im Block verhandeln lasse, lautet die Sorge. Schließlich hat Trump damit geprahlt, die ausländischen Staatschefs stünden bei ihm Schlange, „um mir den Arsch zu küssen“.

Tribut an den König in Mar-a-Lago
Heute sei es der König in Mar-a-Lago, der Tribut einfordere, heißt es in Asien – anstelle des Kaisers in der Verbotenen Stadt. Peking macht sich die Bitterkeit zunutze. An diesem Dienstag ist Ministerpräsident Li Qiang bei ASEAN zu Gast, ein neues Freihandelsabkommen schon beschlossen. Eigentlich hätten die Nachbarn mit dem mächtigen China anderes zu besprechen: die nicht enden wollenden Provokationen im Südchinesischen Meer, in dem Pekings Militär die Expansion vorantreibt. Doch ein wenig Gezänk sei in der asiatischen Großfamilie normal, hat Gipfel-Gastgeber Anwar Ibrahim zu Anfang das Thema abgeräumt. Man habe mit China „kein Problem“.

Anders als mit den USA. Thailands Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra ließ am Montag keinen Zweifel am Adressaten, als sie beklagte, in der Welt gehe es zunehmend „aggressiv und eigennützig“ zu. Singapurs stellvertretender Ministerpräsident Gan Kim Yong findet es „zunehmend schwierig und herausfordernd“, im Konflikt der Großmächte keine Seite zu verärgern. Malaysia hat verkündet, es stehe im Handelskrieg „an der Seite Chinas“.

Die Frage lautet, ob Südostasien auf Amerika als Absatzmarkt verzichten kann, in das 15 Prozent seiner Exporte gehen. Die Hoffnung, mehr untereinander zu handeln, hat sich für die Länder bisher nicht erfüllt. Die Aussichten im restlichen Asien sind begrenzt. Statt direkt in die USA zu liefern, schickt China heute seine Vorprodukte nach Vietnam, das sie zusammenbaut und in die USA verschifft. Dort hat sich das Handelsbilanzdefizit bei Industriegütern seit der Finanzkrise 2008 verdoppelt, und es könnte trotz Trumps Zöllen weiter steigen.

Dass der amerikanische Konsument kaum zu ersetzen ist, bedeutet nicht, dass sich Südostasien künftig auch in anderen Fragen für Amerika entscheidet: von wem es seine Häfen und Zugstrecken bauen lässt, mit wem es in der Künstlichen Intelligenz und Halbleitern kooperiert, wer seine Satelliten betreibt und auf welche Seite es sich bei einem Angriff auf Taiwan stellt. In all diesen Fällen hat Trump Chinas Chancen verbessert. Nicht nur für Amerika ist das eine schlechte Nachricht.
btw.:
Ein Surrogat für die USA als Absatzmarkt? Wäre das nicht auch eine Chance für die bevölkerungsreiche EU und die reichen arabischen Golf-Länder, günstig zu Waren zu kommen?

Ich bin - unter Aufnahme des Begriffs vom "König in Mar-a-Lago" - gespannt, ob es der US-Diplomatie gelingen wird, die Trump'schen Fehlleistungen auszubügeln.
Sonst wird diese Meldung "Auswärtiges Amt spricht Reisewarnung für Oval Office aus" vielleicht sogar für viele, vor allem asiatische, Staatsoberhäupter zur Realität. So
Zitat:sei es hilfreich, ein Gastgeschenk mitzubringen, um den alten Irren zu besänftigen – etwa ein Luxusflugzeug oder die Konzession für den Bau eines Hotels in lukrativer Lage.
Angel
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