Armenien
#71
(Gestern, 21:45)KheibarShekan schrieb: Das ist aber nicht richtig. Es gibt sogar eine ganze Reihe von kulturellen Anlehnungen zwischen Armeniern und Iranern. Beispielsweise gemeinsame Wörter, Ähnlichkeiten bei Musik und Instrumenten, Ähnlichkeiten bei Speisen. 1/4 - 1/2 Mio Armenier im Iran, seit annodazumal. Persien hat mehrere Jahrhunderte armenisches Gebiet beherrscht und ist seitdem direkter Nachbar.

Die primäre Verbindung mit Europa die Du da sieht, ist wahrscheinlich der christliche Glaube. Nur handelt es sich hier zweifelsohne um eine orientalisch-orthodoxe Kirche, deren älteste noch existierende Bauwerke u.a. im Iran zu finden sind. Auf diesen Bauwerken nimmt die armenische Kirche mitunter in Ornamenten direkten Bezug zu ur-persischer Mythologie. Oder sieh Dir die Vank Kathedrale in Isfahan an: https://irantripedia.com/place/vank-cathedral/
Hier fließen ganz klar persische Architektur und orientalisch-orthodoxer Kirchenbau zusammen. Insgesamt sind ca. 200 armenische Kirchen im Iran registriert, wobei die Bauzeit der ältesten Kirchen dort bis auf das 11 Jh. zurückreicht. Das gibt es in Europa in der Form so in keinem Land.
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Ar...es_in_Iran
Da hast Du Recht. Die armenische Sprache ist eine indogermanische Sprache, die lange für einen iranischen Dialekt gehalten wurde, da sie viele Lehnwörter aus dem iranischen Sprachraum (Parthisch, Mittelpersisch, Persisch) übernommen hat. Das ist aber bei einer über Jahrtausende zählenden Nachbarschaft gar nicht anders zu erwarten. Dazu kommt ja, dass auch iranisch eine von Grund auf indogermanische Sprache ist.
Das Armenische hat im Wortschatz aber auch Ähnlichkeiten mit dem Griechischen (viele Parallelen bei etymologischen Wurzeln), weswegen eine engere Verwandtschaft innerhalb der Indogermanischen Sprachen angenommen wird (siehe dazu auch Balkanindogermanisch bei Wiki).

Das unterscheidet die Armenier etwa von den direkt benachbarten Kurden. Die besonders nahe Verwandtschaft des Kurdischen mit den zentraliranischen Sprachen deutet auf einen Ursprung in der Region Fars oder sogar Zentraliran hin.

Die Armenier waren aber schon in der Antike in der Region - östlich von Zentralanatolien - heimisch. Die ersten Erwähnungen über Armenien lassen sich in sumerischen Keilschriften aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. nachweisen, und die Hethiter zeugen von der Existenz eines Landes namens Hayasa, das als Wiege der Armenier gilt. Nach assyrisch-babylonischen Keilschriften (13-7 v. Chr.) wurde Armenien auch Nairi (Land der Gewässer) bezeichnet. Nach der Bibel war Armenien als Königreich Ararat bekannt. In den Überlieferungen der Hethiter wird gegen Ende des 15. Jh. v.Chr. über den Krieg gegen ein Land „Hayasa“ berichtet. Der Name erinnert an die armenische Selbstbezeichnung des Landes: Hayastan. Vergleichende Sprachforschung zeigt, dass Armenier und Hethiter auch eng miteinander verwandt waren bzw. sind.
Wenn man also im heutigen nördlichen Iran Gebäude mit armenischen Herstellungsmerkmalen findet, dann ist das eher ein Indiz für eine früher weitere Verbreitung der armenischen Bevölkerung als für eine Abstammung voneinander.

Nun kann man dann die Armenier (wie die Georgier auch) zu einem eigenen "Kulturkreis" zählen. Oder aber, man gliedert sie einem benachbarten größeren Konglomerat an.
Und da gibt es in der Tag dann die Frage, ob sprachliche oder kulturell-religiöse Gesichtspunkte bei einer solchen Angliederung höher bewertet werden sollen.
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