16.04.2025, 21:37
(16.04.2025, 21:00)Zardo schrieb: Die aus dem EWR (ein Wirtschaftsabkommen) entstandene EU hat sich doch vor allem deswegen konstituiert, um einen Binnenmarkt zu schaffen. Die Idee dahinter war, dass man eine bessere internationale Stellung erreichen wollte, um z.B. bei internationalen Handelsabkommen nicht als einzelner kleiner Staat von Supermächten über den Tisch gezogen zu werden. D.h. gemeinsames koordiniertes Auftreten, statt jeder wurschtelt für sich hin und lässt sich gegen einen anderen europäischen Staat ausspielen.Primär ging es aus meiner Sicht um die beschriebene Gewinnmaximierung durch Erweiterung und Harmonisierung des Marktes. Die außenpolitische Dimension ist schon alleine deshalb viel weniger ausgeprägt, weil die Nationalstaaten der EU kaum außenpolitische Kompetenzen zugesprochen haben. Das ist einer der zentralen Punkte die ich versuche zu verdeutlichen. Internationale Handelsabkommen oder die Beziehung mit Drittstaaten insgesamt sind viel weniger wichtig als die Etablierung des Binnenmarktes es war. Bis heute. Die einzige Stärke der EU ist, dass sie den Zugang Dritter zum riesigen Binnemarkt bestimmen kann. Deshalb finde ich das so zentral für das Verständis. Wenn man diesen Binnenmarkt als ein Problem begreift, beraubt man die EU ihrer einzigen außenpolitischen Machtdimension.
(16.04.2025, 21:01)Falli75 schrieb: Der erste Absatz von mir entspricht aber ja gerade dieses Ideals eines gewinnmaximierten Wirtschaftsraumes.Ich habe das anders verstanden, denn wenn du schreibst "sie wollen nur nicht von Menschen aus einer komplett anderen Lebensrealität bevormundet werden. Genau dieses versucht diese EU aber ständig." dann kritisierst du ja die Rolle der EU als zentrale Regulierungsentität. Genau das ist aber eine Voraussetzungen für den Abbau der Handelsbarrieren. Dass dort zum Teil über das Ziel hinausgeschossen wird will ich gar nicht bestreiten. Aber von Menschen aus einer komplett anderen Lebensrealität bevormundet zu werden, also den Beamten in Brüssel, ist inhärent mit der Zielsetzung verbunden.
(16.04.2025, 21:01)Falli75 schrieb: Der zweite Absatz ist unvollständig, da er nicht erklärt, warum ich dieses in Teilen für problematisch halte. Das von mir gewählte Beispiel, ließe sich z.B. noch durch "Asylanten" aus Syrien ergänzen, welche aus irgendeinem ( welchem wohl ?) an unseren Grenzen einfinden, aber zig sichere EU Länder schon durchquert haben .
Das Problem als solches sehe ich ganz genauso wie du, nur verorte ich die Ursache anderswo. Ich möchte nicht näher darauf eingehen, aber aus meiner Sicht ist dies zuvorderst mit einem Vollzugsdefizit als mit einem Regelungsdefizit zu begründen. Der Binnenmarkt / die Freizügigkeit / unser solidarisches System steht einer Sicherung der Außengrenzen nicht im Weg, er macht sie vielmehr erforderlich!
(16.04.2025, 21:01)Falli75 schrieb: Gleichwohl ist mir eine Beschränkung eben dieser Reise und Wahrenfreiheit in ihrer Konsequenz, gerade unserer Exporte und damit Gewinne , durchaus bewusst.
Es ging hier eher um diesen Zwiespalt der schwierig ist ist und eben deshalb auch in der generellen neuen Version der EU so schwierig zu lösen ist.
Wir sind uns also einig dass der Abbau des Binnenmarktes schwerste wirtschaftliche Konsequenzen mit sich bringen würde, gegenüber dem die Finanzkrise 2008 oder die aktuelle wirtschaftliche Krise ein Kindergeburtstag ist.
Leider kann ich mir unter dieser "neuen Version der EU" und dem Zwiespalt nicht vorstellen was gemeint ist.
(16.04.2025, 21:01)Falli75 schrieb: Verstehe mich bitte nicht falsch, wenn ich mal loslege dann mache ich durchaus Fehler und lasse mich hinterher gerne korrigieren, aber deine angebrachten Verweise taugen dazu eher weniger.
Der einzige sachliche Fehler den ich gefunden habe waren die Festellungen zur Freizügigkeit und Staatlichkeit der EU, alles andere ist ja Ansichtssache. Die Auflösug des Binnemarktes ist trotz der damit verbundenen Schäden eine legititme Position, das wil ich gar nicht in Abrede stellen.
Zusammengefasst: Wenn man einen Konflikt EU vs. USA thematisiert, und dabei nicht die Position einnimmt dass der Binnemarkt eher aufgelöst werden sollte, ist es wichtig zu verstehen, wie dieser Binnenmarkt entsteht und dass in ihm die größte und einzige außenpolitische Machtdimension besteht die es seitens der EU gibt. Das habe ich versucht herzuleiten.