06.03.2025, 15:20
(06.03.2025, 12:48)Broensen schrieb: Deswegen stellen wir aber doch kein Schiff dauerhaft ab, um diese Gebiete zu schützen, wenn wir stattdessen auch eine Batterie an Land haben können. Außerdem kann man sich da dann wirklich fragen, inwieweit wir unsere Schiffe danach auslegen müssen, Norwegische Häfen vor Raketenangriffen zu schützen.Wir drehen uns im Kreis. Diese Schiffe verfügen nicht über BMD Fähigkeiten weil Norwegen BMD Fähigkeiten braucht. Diese Schiffe verfügen über BMD Fähigkeiten weil sie selber BMD Fähigkeiten zum Eigen- und Verbandsschutz benötigen, können aber als Nebeneffekt auch ihre Umgebung mit schützen. Bspw wenn sich diese Schiffe in der Nähe norwegischer Häfen aufhalten oder als Teil einer dortigen Task Force Operationen unterstützen. Die GIUK Gap ist hauptsächlich ein Gefechtsfeld im Bereich ASW, große Verbandsoperationen finden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht dort, sondern im europäischen Nordmeer und in der Barentssee statt.
Zitat:Eben. Es geht auch ohne SM3. Vielleicht nicht auf dem selben Niveau, aber es geht.Nein. Nicht für die deutsche Marine. Die Aster Familie ist aktuell nicht in Mk41 integriert und ob sie das überhaupt sein könnte, ist völlig ungewiss. Die kann ausschließlich vom Sylver VLS gestartet werden.
Zumal Deutschland da auch bisher noch nicht dran mitgewirkt hat. Der status quo ist ja nicht unveränderbar. Dauert halt und kostet.
Oder willst du jetzt hier allen ernstes vorschlagen, zwei vollkommen separate VLS und Flugkörperbestände für die deutsche Marine anzulegen?
Zitat:Die F127 ist auch noch lange nicht einsatzreif.Doch. Das Design ist fertig, alles, was die Hardware dieser Einheiten betrifft ist ausgeplant. TKMS und NVL können laut ihrer eigenen Aussage bereits dieses Jahr mit dem Bau der ersten Einheiten beginnen, sofern ein Beschaffungsauftrag abgeschlossen wird. Das wird nicht passieren, weil noch kein Vertrag mit Lockheed Martin geschlossen wurde aber von Seiten der Schiffbauers her, sind diese Schiffe fertig ausgeplant und baubereit.
Zitat:Nein. Wenn wir für die F127 über Alternativen zu Aegis diskutieren weil wir weniger von US-Technik abhängig sein wollen, dann steht natürlich auch Mk41 zur Diskussion, so wie es alle US-Waffensysteme tun.Nochmal, diese Schiffe sind fertig ausgeplant. Das komplette Schiffskonzept jetzt nochmal über den Haufen zu werfen um ausschließlich europäische Komponenten (die wir in vielen Fällen gar nicht erst haben) zu verwenden, würde uns Jahre zurückwerfen. Jahre die wir nicht haben, weil diese Schiffe fertig sein müssen, bevor Russland im Baltikum einmarschiert. 2037/38 ist zu spät! Weil wir aktuell nichts vergleichbares im Bestand haben und die F124 zu dem Zeitpunkt nicht mehr seetüchtig sind.
Zitat:Tacticos, 9LV, ANCS. Du wirst jetzt gegen jedes dieser Systeme Argumente haben, aber es gibt eben auch Argumente gegen Aegis, die du immer außen vor lässt, weil sie nicht die Leistung betreffen, sondern politisch-industrielle Umstände.Aufgrund von politisch-industriellen Umständen die Leistungsfähigkeit seiner Einheiten im großen Maße zu kompromittieren ist völlig unverantwortlich. Vor allem nicht bei den hier angesprochenen politisch-industriellen Umständen. Die USA sind nicht unser Partner, aber sie sind auch nicht unser Feind. Die eigene Autonomie zu vergrößern ist ein nötiger Handlungszug, das aber Hals-über-Kopf zu tun und dadurch die Wehrfähigkeit gegenüber unserer aktuell größten Bedrohung drastisch oder vollständig zu mindern ist unverantwortlich und brandgefährlich. Waffenautonomie gegenüber den USA ist ein langwieriges Projekt für die Zukunft, die Wehrfähigkeit gegenüber Russland nicht
Ich erklär jetzt einfach dem Unterschied zwischen AEGIS (bzw seinem CMS) gegenüber anderen CMS, dann wirds ein bisschen deutlicher.
Das AEGIS CMS ist eines der weltweit einzigen CMS, dass zur "volldimensionalen" Seekriegsführung konzipiert wurde. Das bedeutet, dass dieses System keine Spezialisierung hat sondern AAW, ASW und ASuW (sowie einige andere Aufgaben) im vollen Leistungsspektrum abdecken kann. Es ist hoch automatisiert, extremst skalierbar, extrem Nutzerfreundlich (sowohl was Besatzung als auch Wartung angeht), ist zu BMD befähigt und kann sehr einfach mit anderen Systemen integriert und nachgerüstet werden.
Ein solches "all rounder" System gibt es aus europäischer Produktion (in der tiefe) nicht, weil Europa traditionell keine "volldimensionalen" Einheiten unterhält. Üblicherweise sind europäische Marineschiffe nicht dreidimensional durchsetzungsfähig sondern sind auf eine der drei Dimensionen spezialisiert, verfügen in den beiden anderen Dimensionen hingegen über gar keine oder wenig Fähigkeiten. Und das spiegelt sich in den CMS der jewieligen Einheiten auch wieder. Tacticos, SETIS, ICMS, 9VL usw sind alles CMS die viel Kapazität in einer Dimension, aber deutlich weniger in anderen Dimensionen bieten und auch meistens nur in diese spezialisierte Dimension weiterentwickelt werden.
Das 9VL bspw ist eine defacto "Maßanfertigung" für die schwedische Marine und besonders auf deren Art der Seekriegsführung zugeschnitten, unteranderem warum das System vor allem auf Einheiten verwendet wird, die ähnliche Einsatzprofile wie schwedische Einheiten haben, bspw die norwegische Skold Klasse. Das System wurde erweitert um bspw auch von der australischen Marine für andere Einsatzprofile genutzt zu werden, kann außerhalb seiner Kernaufgaben aber entsprechend weniger.
SETIS hingegen ist ein CMS, das ursprünglich für die Verbandsflugabwehr entwickelt wurde und somit hauptsächlich auf AAW spezialisierten Einheiten zu finden ist, besonders auf Einheiten die mit dem Sylver VLS ausgerüstet sind, bspw die Zerstörer/Fregatten der Horizon Klasse.
Diese Systeme sind deshalb für die F127 ungeeignet, weil die F127, untypisch für die deutsche Marine übrigens, vollständig 3 Dimensional durchsetzungsfähig ist. Auch wenn diese Schiffe "AAW Fregatten" genannt werden, ist der Begriff eigentlich unzutreffend.
Sie verfügt über einen großen und tiefgreifenden AAW Komplex mit verschiedensten Flugkörpern, einem extrem weitreichenden Air/Sea Sensor-Komplex, BMD Befähigung und späterer Integration von Laserwaffen zur Nähstbereichsverteidigung. Sie verfügt über einen potenten ASW Komplex mit Hull mounted sonar, Schleppsonar, 2x Hubschrauber und späterer SeaSpider Anti-Torpedo-Torpedo Integration. Und sie verfügt über einen potenten ASuW Komplex mit standardmäßig 2x4 NSM Seezielflugkörpern, einem Bordgeschütz 127mm mit bis zu 120km Reichweite und gelenkter Munition, sowie die Integration von weitreichenden Marschflugkörpern Tomahawk mit Fokus auf Landziele.
Das ist keine AAW Fregatte, das ist vollends 3 Dimensional befähigter Zerstörer. Die Einrüstung von bspw SETIS macht hier keinen Sinn, da dieses CMS für das Leistungsspektrum der F127 schlicht unzureichend ist. Das Schiff könnte somit mehr, als das CMS realistisch gesehen hergeben würde.
Zitat:Es gibt viele Gründe dafür, primär wohl die Zusammenarbeit mit den US-Amerikanern. Und genau dieses Hauptargument kehrt sich aber evtl. gerade um.Gilt selbiges wie beim Punkt davor.
Ich sprach auch nicht von "gleicher Performance", sondern von "in der Gesamtbetrachtung besser geeignet". Das ist ein erheblicher Unterschied. Aegis kann die mit Abstand bessere Performance abliefern, trotzdem könnte ein europäische Lösung sinnvoller sein, weil wir mehr technischen Zugriff haben, unsere Rüstungsindustrie stärken und nicht der Laune eines Trump unterworfen sind.
Zitat:Behauptet auch keiner. Nur ist BMD der entscheidende Punkt, an dem Aegis einen eklatanten Vorsprung vor der europäischen Konkurrenz zu haben scheint.In Bezug auf meine Erläuterung der CMS und der F127 sollte das beantwortet sein.
Type 45 und HORIZON kommen beide ohne Aegis aus. Eine F127 kann das auch. Sofern man nicht bestimmte Parameter fordert, die kein anderes CMS erbringen kann. Und die finden sich nun mal am ehesten im Bereich BMD.