20.02.2025, 00:27
Zitat:Taktische Atomwaffen sind heute viel potenter. Eine 9K720 Iskander kann ein 200kt. Sprengkopf tragen, das 15-fache der Hiroshima Bome. ........Die Grenze zwischen taktischen und strategischen Nuklearwaffen verschwimmt immer mehr.
Dazu noch im allgemeinen: man kann heute meiner Ansicht nach Atomwaffen nicht mehr aufgrund ihrer Sprengwirkung in taktische und strategische unterscheiden, sondern man muss dies nach den beabsichtigten Zielen, insbesondere der Frage was damit konkret angegriffen werden soll unterscheiden. Denn die Sprengwirkung ist zur Unterscheidung inzwischen vollkommen wertlos geworden.
Per definitionem sind also taktische Nuklearwaffen solche, die sich primär gegen rein militärische Ziele richten, insbesondere aber gegen Truppenverbände, insbesondere Großkampfverbände.
Zitat:Es geht um Optionen. Aktuell habe wir keine Optionen
Doch die haben wir. Beispielsweise kann man den Versuch einer nuklearen Erpressung einfach ignorieren, auch wenn dies kontraintuitiv ist. Man ruft den Bluff auf, und es ist ein Bluff, denn die nukleare Erpressung real umzusetzen schadet dem Angreifer insgesamt betrachtet mehr als dem der angegriffen wird. Und damit verliert die nukleare Erpressung jeden Wert. Ich halte ohnehin das ganze Konzept der nuklearen Erpressung für Unfug und ein rein theoretisches Konstrukt. Und umgekehrt ist ein Zweitschlag zur Vergeltung in Wahrheit nur sinnlose Rache / den Feind mitnehmen usw. und ist über die abschreckende Wirkung hinaus eben keine Option, weil er nicht begrenzt geführt werden kann. Eine Bombe gegen nur eine Bombe funktioniert hier nicht. Seine Wirkung ist also lediglich indirekt. Zudem ist das noch eine höchste theoretische indirekte Wirkung, denn damit die Abschreckung funktioniert, muss sie tatsächlich glaubhaft sein und massiv. Und da fehlt es dieser Bundesrepublik allein schon an der Glaubhaftigkeit. Die Russen werden uns nicht abnehmen, dass wir das russische Volk nuklear völkermorden. Und damit schreckt sie die rein theoretische Option dazu auch nicht ausreichend ab.
Zitat:ja Big Grin, ich dachte das wäre klar.
z.B: Wenn Russland das Baltikum angeift verteidigen wir es und nehmen Königsberg ein. Würde Russland dafür einen nuklearen Schlagabtausch riskieren? Vielleicht. Es geht auch um Bedrohung nicht um die Umsetzung.
Meiner Meinung nach werden konventionelle Streitkräfte durch die theoretische Option eines Nuklearwaffeneinsatzes weder handlungsfreier noch besser einsetzbar. Das halte ich für eine äußerst fragwürdige bloße These. Im übrigen erstaunt mich diese Fixierung auf das Baltikum die sich allenorten irgendwie durchgesetzt hat. Es gibt viele Wege die Russen davon abzuschrecken das Baltikum einzunehmen und man könnte sogar ganz allgemein verhindern, dass sie es überhaupt einnehmen können. Und wenn sie es gar nicht einnehmen können, was nützen ihnen dann ihre atomaren Phantome ?! Jeder Staat der einen nuklearen Erstschlag gegen eine Nicht-Atommacht führt ist ebenso fällig wie wenn er ihn gegen eine Atommacht geführt hätte.
Ironischerweise haben in den späten 80ern sowjetische Militärwissenschaftler schon die gleiche Erkenntnis gehabt und schrieben von der Nicht-Einsetzbarkeit von Nuklearwaffen und damit deren Wertlosigkeit für einen rational agierenden Spieler. Agiert der Einsetzende aber nicht-rational, erübrigt sich alles weitere, da ein solcher Spieler ja auch nicht rationaler Abschreckung unterliegt.
Außerdem ist es - wie von mir bereits ausgeführt - ein Irrglaube, man könnte in Mitteleuropa, mit Mittelstreckenraketen einen begrenzten Nuklearkrieg führen, gar einen taktischen Nuklearkrieg. Egal ob Frankreich will oder nicht, in dem Moment, in welchem russische Trägersysteme eine Nuklearwaffe in Deutschland umsetzen und weitere solche geflogen kommen, muss und wird beispielsweise Frankreich strategisch zuschlagen müssen. Ebenso die Briten, ob sie wollen oder nicht. Die kurzen Strecken, der Fakt dass der offenkundig irrationale Gegner eine Atomwaffe eingesetzt hat und die Unmöglichkeit anders zu handeln da wenige Minuten später schon das ganze eigene Land untergehen könnte, genügen hierfür bereits.
Es kann keinen Tit for Tat Abtausch von taktischen Nuklearwaffen geben, dass ist einfach völlig illusorisch.
Wir sollten uns daher eher darauf konzentrieren, dass Baltikum in eine nicht eroberbare Grenzregion zu verwandeln, was gar nicht so schwierig zu bewerkstelligen wäre. Analog zu den früheren Militärgrenzen (Habsburger Reich, Balkan) würde dass die Wahrscheinlichkeit eines Kriegs mit Russland sehr viel mehr senken als der Besitzer einer strategischen Zweitschlagfähigkeit.