26.07.2024, 10:58
in den letzten Jahren haben wir uns sehr auf einzelne Länder konzentriert. Ich versuche mehr, in Zusammenhängen zu denken und die großen Linien und Entwicklungen zu analysieren. Deshalb möchte ich - au aktuellem Anlass - diesen alten Thread wieder ausgraben.
Tatsächlich ist ja das, was vor fast 10 Jahren geschrieben wurde, zunehmend fest zu stellen:
Der Krieg in der Ukraine hat diese "Abkoppelungstendenzen" verstärkt, Während sich Russland in der Ukraine erschöpft, schwimmen sich die zentralasiatischen Staaten frei - und können dabei darauf bauen, dass sowohl China wie auch die Türkei bestrebt sind, an die Stelle der Russen zu treten.
China hat mit der SCO und der "Seidenstraßeninitiative" eine Führungsrolle in Zentralasien übernommen. Diese "Seidenstraße" hat für China schon bei einer Beschränkung auf Zentral- und Ostasien eine gewisse Bedeutung. Richtig komplett wird das aber erst mit der Verbindung nach Europa - dort sitzen die potentiellen Handelspartner mit großer Marktmacht für Angebot und Nachfrage.
Da der Weg nach Europa aber über das vom Westen boykottierte Russland führt(e), ist China zur Vervollständigung seiner Initiative über einen südlicheren Korridor angewiesen. D.h. also entweder über den Iran oder - unter Intensivierung der Seeverbindungen - über das Kaspische Meer nach Azerbaidschan, Georgien und dann die Türkei.
Der Landweg über den Iran darf zur Zeit getrost als eher unwahrscheinlich beiseite gelegt werden. Derzeit wird eher die Verbindung zwischen Russland und Iran enger.
Somit bleibt der "Seeweg" mit dem Kaspischen Meer zwischen dem türkischen Juniorpartner Aserbaidschan im Westen und Kasachstan bzw. Turkmenistan im Osten des Meeres.
In diesem Kontext also die aktuelle Meldung von ESUT:
1. Die Überschrift deutet an, dass die Türkei nicht mehr als (potentieller) Teil der EU sondern als gleichberechtigter Partner der EU "auf Augenhöhe" gesehen werden kann.
2. Die geographische und geopolitische Lage der Türkei an zentraler Schnittstelle wird im Kontext mit ihrer Wirtschaftskraft gesehen - die Türkei ist wirtschaftlich und militärisch eine aufstrebende Regionalmacht.
Und daraus ergibt sich:
3. über die Türkei als "Transmissionspartner" können die islamischen Länder Nordafrikas und Vorderasiens genauso wie die turksprachigen Länder Zentralasiens auch politisch, wirtschaftlich (und militärisch?) an die EU herangeführt werden.
Das verlangt aber, die Türkei als Regionalpartner mit ggf. unabhängigen oder besser eigenständigen Interessen zu akzeptieren und zu unterstützen.
Gerade, wenn man China als "strategischen Rivalen" betrachtet wird dies umso nötiger. Denn die Türkei kann alleine nicht gegen Chinas gelenkte Einflussnahme bestehen. Erst mit anderen Partnern entsteht eine ausreichende Stärke für ein solches Bemühen.
Tatsächlich ist ja das, was vor fast 10 Jahren geschrieben wurde, zunehmend fest zu stellen:
Zitat:Ich erwarte, dass sich diese Staaten eher vom "sinkenden Schiff" abkoppeln wollen.Ich erinnere an den Konflikt zwischen Azerbaidschan und Armenien - in dem zuletzt die Azeris mit türkischer Unterstützung den (von Russland unterstützten) Armeiniern eine vernichtende Niederlage bereitet haben.
Der Krieg in der Ukraine hat diese "Abkoppelungstendenzen" verstärkt, Während sich Russland in der Ukraine erschöpft, schwimmen sich die zentralasiatischen Staaten frei - und können dabei darauf bauen, dass sowohl China wie auch die Türkei bestrebt sind, an die Stelle der Russen zu treten.
China hat mit der SCO und der "Seidenstraßeninitiative" eine Führungsrolle in Zentralasien übernommen. Diese "Seidenstraße" hat für China schon bei einer Beschränkung auf Zentral- und Ostasien eine gewisse Bedeutung. Richtig komplett wird das aber erst mit der Verbindung nach Europa - dort sitzen die potentiellen Handelspartner mit großer Marktmacht für Angebot und Nachfrage.
Da der Weg nach Europa aber über das vom Westen boykottierte Russland führt(e), ist China zur Vervollständigung seiner Initiative über einen südlicheren Korridor angewiesen. D.h. also entweder über den Iran oder - unter Intensivierung der Seeverbindungen - über das Kaspische Meer nach Azerbaidschan, Georgien und dann die Türkei.
Der Landweg über den Iran darf zur Zeit getrost als eher unwahrscheinlich beiseite gelegt werden. Derzeit wird eher die Verbindung zwischen Russland und Iran enger.
Somit bleibt der "Seeweg" mit dem Kaspischen Meer zwischen dem türkischen Juniorpartner Aserbaidschan im Westen und Kasachstan bzw. Turkmenistan im Osten des Meeres.
In diesem Kontext also die aktuelle Meldung von ESUT:
Zitat:Die Türkei als sicherheitspolitischer Partner der Europäischen Unionich möchte da auf mehreres hinweisen:
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Trotz aller wirtschaftlichen Probleme, wie einer fast 10%igen Arbeitslosigkeit und einer galoppierenden Inflation, gehört die Nation am Bosporus zu den 20 größten Volkswirtschaften der Welt, ist zu einer regionalen Militärmacht aufgestiegen und in die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, in Nordafrika, im Kaukasus sowie mittelbar in den Russland-Ukraine-Krieg verwickelt, bei dem es zusammen mit den Vereinten Nationen eine Schlüsselrolle beim Abschluss des Getreideexportabkommens zwischen Russland und der Ukraine übernahm. Die Türkei aktivierte im Frühjahr 2022 das Abkommen von Montreux und schränkte damit u.a. für russische Kriegsschiffe die Durchfahrt vom Mittelmeer zum Schwarzen Meer ein. Die strategische Lage der Türkei als Brücke zwischen Europa und dem Nahen Osten und ihr Status als wichtiges NATO-Mitglied an der Südostflanke mit einem direkten Zugang zum Schwarzen Meer machen Ankara zu einer zentralen Figur bei der Bewältigung der vielen Krisen und Konflikte in der Region.
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1. Die Überschrift deutet an, dass die Türkei nicht mehr als (potentieller) Teil der EU sondern als gleichberechtigter Partner der EU "auf Augenhöhe" gesehen werden kann.
2. Die geographische und geopolitische Lage der Türkei an zentraler Schnittstelle wird im Kontext mit ihrer Wirtschaftskraft gesehen - die Türkei ist wirtschaftlich und militärisch eine aufstrebende Regionalmacht.
Und daraus ergibt sich:
3. über die Türkei als "Transmissionspartner" können die islamischen Länder Nordafrikas und Vorderasiens genauso wie die turksprachigen Länder Zentralasiens auch politisch, wirtschaftlich (und militärisch?) an die EU herangeführt werden.
Das verlangt aber, die Türkei als Regionalpartner mit ggf. unabhängigen oder besser eigenständigen Interessen zu akzeptieren und zu unterstützen.
Gerade, wenn man China als "strategischen Rivalen" betrachtet wird dies umso nötiger. Denn die Türkei kann alleine nicht gegen Chinas gelenkte Einflussnahme bestehen. Erst mit anderen Partnern entsteht eine ausreichende Stärke für ein solches Bemühen.