(Allgemein) Gesamtbild der deutschen Soldaten in Deutschland
#51
26er:

Ich stimme dir zu, dass gerade in der Reserve sich noch viel an soldatischen Tugenden findet und die Reserve eben keine Söldnertruppe ist. Und gerade eben deshalb, und auch noch aus vielen anderen Gründen - halte ich seit jeher sehr viel von Reserven, Milizen usw. und würde diese zu einem absoluten Schwerpunkt der Bundeswehr machen und diese so stark wie möglich ausgestalten. Nicht nur wegen ihres militärischen Wertes, sondern insbesondere auch wegen der vielfachen Fernwirkungen auf die Zivilgesellschaft, und die dadurch entstehende Beeinflussung derselben in einer militärisch sinnvollen Weise.

Dafür wurde ich bis zum Ukrainekrieg allgemein belächelt bis ausgelacht, aber dieser allein zeigt so dermaßen eindeutig den hohen militärischen Wert von möglichst starken Reserven für die Gesamtheit des kriegsführenden Staates auf, dass man inzwischen allenorten das hört was ich seit jeher schon immer so geschrieben habe.

Von daher absolut ja, und ich würde eben sogar noch weiter gehen und mir einen viel größeren Einfluss der Reserve auf die Bundeswehr insgesamt wünschen. Das diese einen sehr viel höheren Stellenwert einnimmt. Und dass sie sehr viel besser ausgebildet und ausgerüstet wird.

Relativierend möchte ich lediglich noch anmerken, dass die Reserve leider eine verschwindend kleine Minderheit ist und dass sie entsprechend wenig aussagekräftig in Bezug auf die Gesamtgesellschaft ist, auf welche sie leider viel zu wenig Einfluss hat.

Schneemann:

Weil sich also 1 (in Worten ein) Journalist im Jahr 1938 in Bezug auf die Nationalsozialisten völlig täuscht, ist die Gesellschaft dieser Bundesrepublik hier und heute kriegsfähig, wenn sie angegriffen wird ?

Im weiteren könnte ich darauf verweisen, dass die meisten Journalisten zu dieser Zeit (1938) eher davon schrieben, dass der Nationalsozialismus eine Gefahr darstelle und dass ein Krieg wahrscheinlich sei. Ein französischer Journalist dieser Zeit schrieb davon, dass die Nationalsozialisten in jedem Fall einen Krieg anfangen würden, weil dies der Kern ihrer ganzen Ideologie und Lehre sei.

Man könnte nun auch darauf verweisen, dass hier und heute mehr Journalisten im Westen behaupten, dass Russland in Wahrheit friedlich sei, angegriffen worden sei und sich in der Ukraine lediglich gegen die Aggression des Westens verteidige als damals (1938) Journalisten davon schrieben, dass der Nationalsozialismus für Frieden stehen würde. Ist also Russland in Wahrheit friedlich und wurde angegriffen?

Spezfisch in Bezug auf Shirer und wie weitgehend er sich blenden ließ könnte ich aber auch auf sein Berlin Diary verweisen und die massiven Unterschiede zwischen dessen Nazifreundlicher Urfassung und der später von Shirer regelrecht umgeschriebenen Form dieses Werkes von ihm.

Entsprechend glaube Shirer noch 1938, dass Hitler nur Frieden wolle, so wie es auch heute noch Russland-Apologeten gibt, die da behaupten, Putin wolle nur Frieden. Analog: weil es also Bundestagsabgeordnete (der AfD) gibt, die behaupten Russland wolle nichts als Frieden und sei das Opfer, ist es deshalb wahr? Und inwiefern lässt sich daraus irgendeine Aussage in Bezug auf die Kriegsfähigkeit einer Gesellschaft machen?

Mit Gewalt- und Kriegsfähigkeit meine ich übrigens nicht Aggressivität und Kampfeswille in der Bevölkerung, es ist sogar möglich, dass eine Bevölkerung durchaus kampfeswillig ist, aber trotzdem Kriegsunfähig ist, also unfähig dazu organisierte Gewalt in dem Ausmaß und der Art und Weise anzuwenden, die notwendig ist für den Sieg. Auch dafür gibt es zuhauf Beispiele. Und selbst eine kriegerische Gesellschaft kann aufgrund bestimmter Faktoren kriegsunfähig sein, gerade Russland wäre dafür zur Zeit ein gutes Beispiel. Denn die russische Gesellschaft an sich ist kriegerisch, die Russen selbst als Menschen, als Volk sind durchaus kriegerisch, aber der russische Staat ist trotz dieser Grundlage verblüffend kriegsunfähig.Es lassen sich kriegerische Werte in den Menschen nicht einfach in Kriegsfähigkeit umsetzen, selbst wenn sie vorhanden sind.

In der Gesellschaft dieser Bundesrepublik aber fehlt selbst diese Grundlage weitestgehen - und man kann sie eben nicht so einfach herstellen indem man mit Göringschem Zynismus behauptet, jedwede Zivilgesellschaft lasse sich durch äußere Feindbilder nach belieben kriegerisch machen. Dieses Axiom - äußerer Feind, Bedrohung. Ängste = Befähigung zur Kriegsführung stimmt eben so nicht. Es ist einfach geschichtlich unhaltbar.

Man kann im modernen Krieg die notwendigen Umstände welche für diesen erforderlich sind eben nicht nach Belieben generieren, nur weil eine äußere Bedrohung Ängste hervor ruft. Und Angstbeißen und die Bereitschaft aus Angst etc. Gewalt anzuwenden sind etwas anderes als die Kriegsfähigkeit einer Gesellschaft. Und gerade im modernen Krieg ist dem noch viel mehr so. Aber bleiben wir mal nur bei einem der Anteile der notwendigen Voraussetzungen, nur einem der Bereiche: Der Wille und die Ausdauer im Willen um im Krieg zu bestehen entsteht nicht einfach nur aus äußerer Bedrohung. Die Rechnung: Äußerer Feind plus unmittelbare Bedrohung plus Angst = ausdauernder Wille zum Krieg kann aufgehen, sie muss aber nicht aufgehen. Und die Gesellschaft muss gewisse Eigenheiten und Grundlagen dafür haben, und diese fehlen in dieser Bundesrepublik immer weitergehend und sie verfallen auch meiner Ansicht nach immer mehr. Es fehlt einfach jetzt schon im Zivilen der Wille, die Leute sind nicht mehr hungrig (im psychologischen Sinne), sie sind stattdessen verzagt, geistig erstarrt, seelisch schon wie gelähmt und haben ihre Selbstständigkeit und die Bereitschaft sich selbst zu opfern längst an den Nannystaat überschrieben, damit dieser sie hegt und hätschelt und ihnen sowohl die Verantwortung als auch die Organisation ihres Lebens abnimmt. Das zeigt sich in ganz vielen Symptomen, beispielsweise bei der Bundeswehr in lächerliche Ausmaße annehmender Bürokratie, vollständiger Handlungsunfähigkeit und absoluter Verantwortungslosigkeit.

Eine Gesellschaft deren psychosoziale Gestaltung solche Zustände hervor bringt, ist nicht kriegsfähig - und sie wird es auch durch einen äußeren Feind nicht mehr werden.
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