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Bandenterror in Zentralamerika, den USA und in Europa
#28
(04.06.2023, 13:09)Quintus Fabius schrieb: Erfolge sind irrelevant, wenn sie nicht zumindest längerfristig aufrecht erhalten werden können, also "nachhaltig" sind (nachhaltig hier nicht im Sinne von Dauerhaft für immer, sondern zumindest für längere Zeiträume).

Die Bandenkriminalität ist dort ja nicht aus dem Nichts einfach so entstanden, dafür gab es konkrete Ursachen und wenn diese zumindest nicht in bestimmten Anteilen beseitigt werden, spielt es gar keine Rolle wie viele Bandenmitglieder ich umbringe, foltere oder töte. Das ist dann lediglich wie Rasenmähen.

Schlussendlich muss man Jugendlichen Perspektiven bieten und eine Zugehörigkeit. Damit meine ich nicht zwingend Arbeit, Geld, Bildung etc. dass kann auch ganz anders aussehen, beispielsweise um beim Beispiel Faschismus zu bleiben durch eine Zugehörigkeit zu einer faschistischen Jugendorganisation / Partei / Parteimilizen / dem Militär etc. Dem folgend muss man die Finanzquellen der Banden zerstören. Dies geht nur, indem man die Nachfrage ausschaltet, denn solange diese besteht werden sich Anbieter dafür finden. Um ein konkretes Beispiel zu erläutern: solange Drogen in signifikanter Menge konsumiert werden, wird man Drogenhändler haben. Das zieht sich durch alle wesentlichen Bereiche der durch Banden betriebenen OK. Solange es Freier gibt, wird es Zwangsprostituierte geben etc Das primäre Problem darin ist nun, dass gerade in Bezug auf Lateinamerika die Nachfrageseite (Zwangsprostituierte, Drogen usw. in einem durch die dortigen Staaten nicht kontrollierberen Ausland sitzt, beispielsweise in den USA) - Als drittes ist wesentlich, dass man als Staat durchgehend mehr Gewaltpotential nachweisen kann als die Banden, dies geht insbesondere durch ein Feindstrafrecht und dadurch, dass sich die Bevölkerung dem Staat unterwerfen muss, weil dieser die größere Gewaltmacht hat. Denn der Grund warum sich die Bevölkerung als Beute den Banden unterwirft und damit bildlich gesprochen deren Nutzvieh wird liegt darin, dass diese im Alltag mehr Gewaltmacht haben.

Der üblichste Ansatz ist dann diese Gewaltmacht der Banden anzugreifen und zu zerstören, dass ist aber für sich unzureichend. Man muss die Bevölkerung zusätzlich dazu zwingen, sich allein der staatlichen Macht zu unterwerfen, außerhalb derer es keine Parallelmacht gegen darf. Dies geht nur wenn man auch tatsächlich in der Fläche die Kontrolle über die Zivilbevölkerung ausüben kann. Kolumbien ist ein Musterbeispiel dafür, wie die Regierung genau darin nach dem Friedensschluss mit der FARC versagte und heute wird (Stichwort finanzielle und ökoniomische Grundlagen des ganzen) in Kolumbien genau deshalb mehr Kokain produziert als je zuvor in der Geschichte des Landes.

All diese Faktoren zusammen führen dann natürlich fließend und wie von selbst in den Faschismus bzw. in eine faschistische Diktatur. Ob eine solche dann gegenüber den Banden erfolgreich ist hängt davon ab, inwiefern sie die finanzielle Seite des ganzen ausschalten kann. Denn ansonsten wird der entstehende faschistische Staat durch die Korruption seiner Institutionen nur ein Teil des ganzen und es ändert sich trotzdem nichts. Gerade in Südamerika konnte man das schon mehrfach praktisch betrachten.

Ja, das alles von dir angemerkte steht außer Frage.
Ich bezog mich explizit auf ES und freilich muessen die jetzigen Erfolge auch (aus)genutzt werden, damit in Zukunft eine dauerhafte Besserung in Kraft tritt.
Ansonsten isses ein Kampf gegen Windmühlen.

(04.06.2023, 16:34)Schneemann schrieb: @reflecthofgeismar
Eine Bandenstruktur, wie sie in Mittelamerika existiert, wird sich so in Europa und in weiten Teilen der USA (wobei es entlang der südlichen Grenze zu Mexiko schon teils bedenkliche spill overs aus dem Süden gibt) nicht herausbilden, da hier die staatlichen Strukturen gefestigt und schlagkräftig sind und auch die Korruption vergleichsweise überschaubar ist - was am Bsp. El Salvador nicht der Fall ist.

Auch sind die Ursachen der explodierenden Bandenkriminalität in El Salvador andere - oftmals handelt/e es sich bei den Bandenmitgliedern (wir sprechen von ca. 100.000 bis 150.000 Bandenangehörigen) um Personen, die schon mal wegen krimineller Handlungen - oftmals sind es auch Gangmitglieder - aus den USA oder gar Kanada abgeschoben wurden; und diese Praxis, die schon seit Jahrzehnten so umgesetzt wird, hat dazu geführt, dass diese Kriminellen in einem sehr schwachen, hochkorrupten und durch einen langjährigen Krieg (s. Bürgerkrieg in El Salvador von 1980 - 1991) erschöpften Staat aufschlugen und sich dort quasi fast ungestört ausbreiten konnten. D. h. Drogenhandel, Prostitution etc. sind nur Symptome - die eigentlichen Ursachen sind aber eben andere - die obig genannten -, und sie reichen teils 40 Jahre zurück.

Insofern hat hier Quintus mit dem Hinweis auf langfristige Perspektiven durchaus recht. Ohne solche würde man sich im Kreis drehen - es kämen immer wieder und immer mehr Flüchtlinge aus dem Süden, und damit Gangmitglieder. Und wenn man diese abschiebt, destabilisiert man wiederum das Herkunftsland, was dann wiederum das Bandenunwesen befördert.

Einen derartigen "Kreislauf" haben wir in Europa zum Glück nicht, insofern fehlt dieser Baustein zur reinen Gangkriminalität, auch ein Absturz auf das Niveau eines Zweite-Welt-Landes ist nicht in Sicht, gleichwohl allerdings gibt es auch in Deutschland Probleme mit der organisierten Kriminalität (italienische und russisch-eurasische Mafia, Rockerbanden, arabische Clans etc.), die allerdings weniger direkt sichtbar auftritt. Das heißt aber nicht, dass diese Gruppen weniger gefährlich wären. Und besonders der wachsende Drogenhandel nach Europa sollte uns hierbei Sorgen machen. (Wobei es z. B. auch Vorwürfe aus Italien an Deutschland gibt, dass man hierzulande recht blauäugig bzw. naiv mit der Mafia umgeht.)

Schneemann

Sehr interessante Informationen bzgl. dem "wieso/warum", vielen Dank dafür, werter Schneemann!
Vielleicht nicht so schnell und für die jetzige Zeit wird man dir beipflichten müssen aber die Umstände und die "Grundsubstanz" werden sich in den nächsten 3-5 Dekaden in Europa und den VSA höchstwahrscheinlich derart ändern das durchaus ein ES "light" möglich sein könnte.
In den Institutionen sitzen Menschen und wenn Werte und Qualität(en) sich - wie absehbar - zum Negativen ändern, dann ist es auch nur nochmal ein Sprung hin bis zu staatlichen Totalausfällen.
Es ist kein Garant vorhanden, wenn die Umstände dementsprechend konträr zum dem noch aktuellen "jetzt" sind.
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