(Land) Fuchs-Nachfolge 6x6 (CAVS, "Fuchs Evolution", etc.)
(21.04.2023, 22:37)Quintus Fabius schrieb: Was wenn die Doktrin falsch ist? Den eines deiner primären Argumente ist ja, dass die Fahrzeuge zur Doktrin passen müssen und zweifelsohne, wenn man eine bestimmte Doktrin umsetzen will, benötigt man natürlich auch entsprechendes spezifisches Material dafür. Aber wenn eine Doktrin einer anderen Doktrin unterlegen ist, warum bei dieser verbleiben? Und wenn eine andere Doktrin als mindestes die gleiche Leistung erbringt (etwaig aber ja so gar eine Mehrleistung), aber zugleich die Kosten senkt, warum dann bei der teureren Doktrin verweilen?

Die Doktrin ist nicht falsch, sie geht nur von anderen Bedingungen aus die wir in Deutschland traditionell nicht Leben.
Zur Erklärung, klassisch Deutsch sind die Militäreinheiten nahe am erwarten Verfügungsraum stationiert, dadurch ist z.b. ein amphibischee Gesamtfuhrpark akzetabel und ein guter Ansatz trotz höherer kosten des einzel Gerätes. Das bedeutet für Bündnisse wie NATO oder EU, die Einheiten müssen konstant außerhalb Deutschlands stationiert werden. Das will man aktuell nicht Wahrhaben, ganz zu schweigen vom Umsetzen einer dauerhaften Stationierung z.B. in Polen.
Der jetzige Ansatz der Bundeswehr orientiert sich an dem Konzept von Flächenländern wie den USA oder RUS. Stationierungsschwerpunkte reiner Kampfeinheiten welche mit hohem Marschtempo weit verlegt werden können. Wie die Kavallerie im wilden Westen, wenige Stützpunkte dafür aber Material intensiv weil zu 100% Dragoner. Das ist aktuell gewünscht bedeutet es doch, das trotz Verpflichtungen an der Polnischen Grenze, die Deutsche Truppen verbleiben auf Deutschem Boden.

Diese Doktrin hat aber auch Regeln die befolgt werden müssen um effektiv zu sein.
Erstens, Kampfeinheiten werden weit und schnell verlegt, das macht sie anfällig für Hinterhalte/Luftangriffe entsprechend gut geschützt müssen sie auf dem Marsch sein, daher wurde in den USA aus den Pferden die Stryker.
Zweites werden Gewässerüberquerungen sehr weit dezentralisiert auf zirka 50km Umkreis zu den jeweiligen Übergangsstellen und dort permanent vorgehalten. Entsprechend viele Fähren werden vom Staat betrieben und die allgemeine Brückendichte im Land ist niedrig.
Drittens, offensives Übersetzen wird immer mit Artilleriesperrfeuer vorbereitet und konstant begleitet, Brückenschlag in Danger Close Range, nächtliche überraschende Brückenschläge (damit hatte die WH viele Erfolge und war der Vater des Gedanken hinter den Fuchs) finden nicht statt, nur die Brückenkopfsicherung (oder Aufklärer) wird nachts übergesetzt mit Booten/Fähren welche leicht zu ersetzende Massenprodukte sind und deren Verlust hingenommen wird. Entsprechend verfügen die USA oder RUS über fast keine geschütztes Pioniermaterial, Dachs oder Leguan werden nur für Brückenschläge ohne Sperrfeuer gebraucht. Genauso der Keiler, hab ich die Artillerie schießt die eine Feuerwalze durchs Minenfeld und das ist auch weg (siehe Minensprengschnursysteme oder dem simplen Mörseranbau an französischen PiPz)

Zitat:Und, vor allem anderen: die Befähigung auch viele andere Fahrzeugtypen die eben keine Fennek sind mit nur einem Einheits-Fahrzeug abzulösen.

Nur um den Fennek abzulösen, gar keine Frage, dass wäre eine Fehlentscheidung. Nur für Aufklärer und Pioniere mit dem Primär-Argument der Schwimmfähigkeit das Fahrzeug zu beschaffen, gar keine Frage, dass wäre ebenso eine Fehlentscheidung. Aber man könnte damit eben sehr viel mehr tun als nur Aufklärer und Pios auszustatten, sehr viel mehr. Und dann kommt aufgrund der Quantität der Preis ins Spiel:

Der Boxer ist die gut gepanzerte Ausführung für die erste Linie der Front, dessen Einheits-Fahrzeug im rückwertigen Frontbereich ist der Multi/Multi2 beziehingsweise die HX Baureihe.
Entsprechend werden die Aufgaben des Fennek hinter der Front von Dingo, Eagle, 4x4 Iveco ausgeführt.

Die Synergie zum Boxer soll her damit sich die Aufklärer an jedem GSITrp der Jäger die Karre flicken lassen können und nicht noch weiter zurück müssen bis zur DivInst weil dort erst Dingo, Eagle,.... teile zu bekommen sind.

Die Quantität/Preis ergibt sich also normalerweise durch die ebenfalls von Rheinmetall bezogen ungepanzerten Fahrzeuge, eine klassische Mischkalkulation.

Zitat:Die Fehlentwicklung der Jägertruppe ... leichter Infanterie alsbald rein gar nichts mehr zu tun und ist stattdessen durch die GTK eine mittlere mechanisierte Truppengattung neuen Typs. Der von dir beschriebene Schnitt und die Veränderungen in der Doktrin sind erheblich, zweifelsohne, sie sind aber meiner Ansicht nach in weiten Teilen auch Fehlentwicklungen. Und sollte man die Entscheidungen für bestimmte Fahrzeuge auf Fehlentwicklungen begründen? Wir haben also eine fragwürdige Doktrin, also benötigen wir GTK weil diese es so vorsieht ?

Leichte Infanterie beziehungsweise Jäger haben/benötigen einen sehr starken Ortsbezug um die effektiv reduzierte Ausrüstung kompensieren zu können. Das war für die Kalte Kriegs BW gut zu bewerkstelligen und Ließ sich gut mit den Reserven der Wehrpflichtarmee verbinden, deswegen auch das goldene Eichenlaub als Zeichen um Sie als Kern der Armee hervor zu heben.
Das Ortsfremde kämpfen ist für leichte Infanterie nur begrenzt möglich z.B. Fallschirmjäger, die zwar überraschend eine Schwerpunkt bilden aber effektiv weniger gesamt Front bearbeiten können also Gebirgsjäger in ihren Bergen.
Das kämpfen ohne Geländebezug ist Aufgabe der regulären Linieninfanterie die dafür auch schwerer ausgerüstet ist.
Der Fehler ist also nicht die Jäger mit GTK auszurüsten und leicht abgewandelt einzusetzen, sondern sie weiterhin Jäger zu nennen. Kein Soldat käme auf die Idee Jäger für einen Brückenbau anzufordern, Brücken bauen Pioniere, selbst wen die Pioniere dafür von einem Jägerbatailion abgezogen werden.
Man hätte vor der Umstellung auf GTK hingehen sollen und sagen: "Wir stellen das FüsilierBtl 39 (General Ludendorff) wieder auf, zu diesem Zweck werden die Jäger aus Schwarzenborn mit GTK ausgerüstet und versetzt, das JgBtl 1 wird als inaktives Btl zur Reserve des Heeres umgeliedert. Standort bleibt unverändert Schwarzenborn." Mit dieser kurzen Erklärung hätte jeder Soldaten der Wikipedia öffnen kann sofort gewusst wo zukünftig die Erwartungen liegen und was sich bei Ausrüstung und Taktik ändern wird (Eine Aufgabe des Zentrum Innere Führung).
Und dann hätte man mit 3 FüsilierBrig seine mittleren Kräfte gehabt ohne das irgendwer groß fragen muss was sollen wir überhaupt machen.

Zitat:Gerade für die Kriegsführung in Osteuropa sind entsprechende Fähigkeiten meiner Überzeugung nach von herausragender Wichtigkeit und wir haben bereits hier und heute viel zu wenig davon. Sollte die von dir hier angenommene "Logik" aber tatsächlich die Realität sein, hätten wir noch viel wesentlichere Probleme, denn dann käme in gar keinem Fall mehr eine kriegsfähige Armee zustande. Denn wer derartige Fehlentwicklungen auf eine solche Weise begründet, der wird auch sonst nichts hinkriegen, gar nichts.

Wieso glaubst du sind wir sonst soweit runter mit dem Brückengerät bei der BW? Das hieß garantiert: "LV/BV ist nicht in Sicht und für die ein zwei Mal wo ihr durch den Kunduz River müsst habt ihr doch Fuchs"

Zitat:Ich verstehe das Argument. Aber: Komplett neu erfinden müsste man nichts, man könnte auch genau so gut die bestehende Doktrin weiter entwickeln und um ein paar weitere Inhalte ergänzen. Meiner Meinung nach wäre das leichter und vor allem anderen günstiger als das Material steif nur der aktuellen Doktrin anzupassen.

Erst muss die jetzige Doktrin mal Kampffähig da stehen, dann kann man sie natürlich auch weiter entwickeln. Aber vorher bringt es nur ein verzetteln in Traumschlössern und hilft keinem, weder der BW noch EU oder NATO.

(21.04.2023, 23:43)alphall31 schrieb: ... Die vielbeschworene ModulBauweise wird von uns eh nicht genutzt und ergibt für mich auch wenig sinn.

Die Module eines Boxers können vom Multi auf einem Flat sowohl transportiert als auch eingesetzt werden (ja mit abstrichen in der Tarnung und Panzerung) so kann z.B. das Führungsmodul eines BtlKo auf Multi umgesetzt und trotzdem genutzt werden, während des Basisfahrzeug mit neuem Grp Modul den Gefechtsschaden einer JgGrp weiter vorne ersetzt (aus dem gleichen Grund hat der Kommandeure eines PzBtl auch einen richtigen Kampfpanzer als Führungsfahrzeug).
Entsprechend ist übrigens das Cargo Modul für den Boxer sinnlos, das kann ein Multi2 direkt erledigen ohne umladen.
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