23.11.2022, 12:47
@Rudi
Ganz so pauschal würde ich dein Urteil über Russland bzw. die Sowjets nicht unterschreiben. Ich warne auch vor einem zu vehementen Absprechen jedweder Befähigungen zu technischer Innovation. Vor allem in den 1950ern und 1960ern gab es sehr innovative und technisch interessante Konzepte und Konstruktion, von Flugzeugmustern - die bei Vorstellung bei Paraden im Westen regelmäßig für einige Überraschung sorgten und auch offene Befürchtungen einer technischen Rückständigkeit [im Westen] generierten (Tu-95, M-50, MiG-15, Tu-22 etc.) - zum "Space Race".
Der Einbruch in der technischen Innovation kam in den 1970ern, als nicht nur die bleierne Breschnew-Zeit sich lähmend über alles legte und der realsozialistische Schlendrian desaströse Ausmaße annahm, sondern auch als im Westen die Computertechnik immer mehr an Gewicht gewann. Man hat sich dagegen versucht zu stemmen, aber letztlich waren die Kapazitäten schon verbraucht bzw. die wirtschaftliche Lage so schlecht und von planmäßiger Misswirtschaft geprägt, dass selbst technische Hochschulen und Entwicklungsbüros nicht mehr mit den westlichen, computertechnischen Entwicklungen Schritt halten konnten.
Bestes Bsp. ist auch die Entwicklung von MiG-29 und Su-27. Beide Fighter, die bezüglich der Zelle und der Flugeigenschaften durchaus hervorragend sind, wurden im Westen in den 1980ern durchaus mit gewisser Sorge beäugt. Aber man murkste in der Sowjetunion jahrelang herum, um ein halbwegs verlässliches Look-down/Shoot-down-Capability-Radar zu basteln. Und als man dann nach sieben, acht Jahren endlich eines hatte, wurde dieses prompt von einem der Techniker (Adolf Tolkatschew) an die CIA weitergereicht - zusammen mit den Informationen über S-300 und bestimmte AAMs -, weil er sich rächen wollte für Morde des alten Stalinsystems an seiner Familie. Hier hat also das System nicht nur technisch bereits weitgehend versagt gehabt, sondern es wurde zugleich von seiner eigenen Blutrünstigkeit und Barbarei eingeholt (Tolkatschew flog später auf und wurde exekutiert, aber die Infos waren bereits im Westen - es war eine der erfolgreichsten CIA-Operationen im Ostblock).
Insofern: Man darf die russische Ingenieurskunst nicht generell unterschätzen, aber zugleich ist eben so, dass diese durch die politischen Begleiterscheinungen und Rahmenbedingungen schlichtweg ruiniert wurde. Und es gelang den Russen bis heute nicht mehr, sie wieder zu erneuern. (In den finanziellen und wirtschaftlichen Wirren der 1990er bzw. im Chaos der Jelzin-Jahre war es sicher auch nicht möglich - das muss man wohl entschuldigend anmerken -, aber Putin hat in den letzten 20 Jahren nicht mal den Versuch unternommen, sie wieder zu erneuern, obgleich man enorme Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft hatte und sich Wirtschaft und Rubel stabilisiert hatten.)
Schneemann
Ganz so pauschal würde ich dein Urteil über Russland bzw. die Sowjets nicht unterschreiben. Ich warne auch vor einem zu vehementen Absprechen jedweder Befähigungen zu technischer Innovation. Vor allem in den 1950ern und 1960ern gab es sehr innovative und technisch interessante Konzepte und Konstruktion, von Flugzeugmustern - die bei Vorstellung bei Paraden im Westen regelmäßig für einige Überraschung sorgten und auch offene Befürchtungen einer technischen Rückständigkeit [im Westen] generierten (Tu-95, M-50, MiG-15, Tu-22 etc.) - zum "Space Race".
Der Einbruch in der technischen Innovation kam in den 1970ern, als nicht nur die bleierne Breschnew-Zeit sich lähmend über alles legte und der realsozialistische Schlendrian desaströse Ausmaße annahm, sondern auch als im Westen die Computertechnik immer mehr an Gewicht gewann. Man hat sich dagegen versucht zu stemmen, aber letztlich waren die Kapazitäten schon verbraucht bzw. die wirtschaftliche Lage so schlecht und von planmäßiger Misswirtschaft geprägt, dass selbst technische Hochschulen und Entwicklungsbüros nicht mehr mit den westlichen, computertechnischen Entwicklungen Schritt halten konnten.
Bestes Bsp. ist auch die Entwicklung von MiG-29 und Su-27. Beide Fighter, die bezüglich der Zelle und der Flugeigenschaften durchaus hervorragend sind, wurden im Westen in den 1980ern durchaus mit gewisser Sorge beäugt. Aber man murkste in der Sowjetunion jahrelang herum, um ein halbwegs verlässliches Look-down/Shoot-down-Capability-Radar zu basteln. Und als man dann nach sieben, acht Jahren endlich eines hatte, wurde dieses prompt von einem der Techniker (Adolf Tolkatschew) an die CIA weitergereicht - zusammen mit den Informationen über S-300 und bestimmte AAMs -, weil er sich rächen wollte für Morde des alten Stalinsystems an seiner Familie. Hier hat also das System nicht nur technisch bereits weitgehend versagt gehabt, sondern es wurde zugleich von seiner eigenen Blutrünstigkeit und Barbarei eingeholt (Tolkatschew flog später auf und wurde exekutiert, aber die Infos waren bereits im Westen - es war eine der erfolgreichsten CIA-Operationen im Ostblock).
Insofern: Man darf die russische Ingenieurskunst nicht generell unterschätzen, aber zugleich ist eben so, dass diese durch die politischen Begleiterscheinungen und Rahmenbedingungen schlichtweg ruiniert wurde. Und es gelang den Russen bis heute nicht mehr, sie wieder zu erneuern. (In den finanziellen und wirtschaftlichen Wirren der 1990er bzw. im Chaos der Jelzin-Jahre war es sicher auch nicht möglich - das muss man wohl entschuldigend anmerken -, aber Putin hat in den letzten 20 Jahren nicht mal den Versuch unternommen, sie wieder zu erneuern, obgleich man enorme Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft hatte und sich Wirtschaft und Rubel stabilisiert hatten.)
Schneemann