10.10.2022, 09:01
@KheibarShekan
Dann frage ich mich bloß, wie die mittlerweile wohl knapp 100 Toten und 900 Verletzten (Minimalschätzung) in drei Wochen des Protestes zustande kamen. So viel Rührung kann es wohl kaum gewesen sein...
Und die Saudis? Sind genau genommen auch unser Gegner. Zumindest rein religiös und hinsichtlich Menschenrechten etc. betrachtet. Es ist illusorisch anzunehmen, dass die viel bemühten Ideale der Menschenrechte und von Demokratie in einer faktisch absoluten Monarchie mit einem fundamentalistischen Unterbau irgendwann umgesetzt werden könnten. Der Unterschied ist nur der, dass die Saudis trotz allem wenigstens versuchen - natürlich auch aus Eigennutz heraus, weil sie den Westen auch brauchen, besonders bzgl. des Konfliktes mit dem Iran - mit uns zusammenzuarbeiten, während die sturen Mullahs den Krawallkurs uns gegenüber bevorzugen (zumindest seit 1979). Und interessanterweise ist die Stimmung unter den Saudis in den letzten rund 20 Jahren gekippt - hatte eine Mehrheit der Saudis nach 2001 eine sehr negative Meinung von den USA, so hat derzeit eine Mehrheit ein positives US-Bild (!). Insofern tut sich durchaus auch etwas im Lande.
@lime
Schneemann
Zitat:Ist es nicht seltsam, dass hier keiner von "Mord" spricht, aber wenn die iranische Polizei den Notarzt verständigt und iranische Ärzte das vermeintliche Opfer 3 Tage lang auf Staatskosten auf der Intensivstation betreuen, keine äußerlichen Zeichen von Gewalt erkennbar sind, dann ist es "Mord"?Mir kommen nun echt gleich die Tränen. Also nun wissen wir es: Die edlen Recken der Moralpolizei wollten einer jungen Frau nur höflich die Vorzüge des Kopftuches erläutern, und diese wurde vor lauter Rührung dann ohnmächtig und schlug sich leider den Kopf am Bordstein an. Und dann hat man sie auf seidenen Kissen in Richtung des Notarztes getragen. Völlig klar.
Dann frage ich mich bloß, wie die mittlerweile wohl knapp 100 Toten und 900 Verletzten (Minimalschätzung) in drei Wochen des Protestes zustande kamen. So viel Rührung kann es wohl kaum gewesen sein...
Zitat:Ist es nicht seltsam, dass der Bundeskanzler dorthin fährt, um Waffen gegen Öl zu verkaufen, aber das "unterdrückte iranische Volk" keinen Zugang zu Medikamenten mit westlichem Patent hat? Nein ist es nicht. Das ist, wie Schneemann schon sagte, "Realpolitik". [...]Ehrlich gesagt? Ja. Der Iran wird von einem erzkonservativen, theokratischen Regime kontrolliert, das unsere Werteordnung samt Demokratie ablehnt, das auf der ganzen Welt Anschläge hat durchführen lassen, das vermutlich vier- bis fünfmal so viele Menschen hinrichten lässt wie die Saudis (und ob das Aufhängen an Baggerschaufeln nun humaner ist als eine Enthauptung, lasse ich dahingestellt), das anderen Ländern mit der Auslöschung droht, das terroristische Gruppierungen hofiert und Proxy-Kriege unterstützt. Insofern: Nein, es ist kein dogmatischer Feind, sondern dieses Regime ist ein Feind.
Nein. Der Iran ist DER dogmatische Feind, aus westlicher Sicht den es braucht,
Und die Saudis? Sind genau genommen auch unser Gegner. Zumindest rein religiös und hinsichtlich Menschenrechten etc. betrachtet. Es ist illusorisch anzunehmen, dass die viel bemühten Ideale der Menschenrechte und von Demokratie in einer faktisch absoluten Monarchie mit einem fundamentalistischen Unterbau irgendwann umgesetzt werden könnten. Der Unterschied ist nur der, dass die Saudis trotz allem wenigstens versuchen - natürlich auch aus Eigennutz heraus, weil sie den Westen auch brauchen, besonders bzgl. des Konfliktes mit dem Iran - mit uns zusammenzuarbeiten, während die sturen Mullahs den Krawallkurs uns gegenüber bevorzugen (zumindest seit 1979). Und interessanterweise ist die Stimmung unter den Saudis in den letzten rund 20 Jahren gekippt - hatte eine Mehrheit der Saudis nach 2001 eine sehr negative Meinung von den USA, so hat derzeit eine Mehrheit ein positives US-Bild (!). Insofern tut sich durchaus auch etwas im Lande.
@lime
Zitat:Die Saudis haben zumindest als Fassade ihren Frieden mit Israel gemacht und gelten inzwischen als gute Verbündete der USA und sichere Ölquelle des Westens.Also die Formulierung "inzwischen" ist doch recht sportlich, genau genommen fand die enge Zusammenarbeit mit den Saudis spätestens ab 1951 unter Abdulaziz mit dem Mutual Defense Assistance Agreement mit den USA statt.
Schneemann