05.10.2022, 11:53
@Quintus
Insofern: Es ist völlig egal, ob wir von dort Gas oder Öl kaufen bzgl. Wahhabismus und Co. - aber es ist wichtig für uns, wenn bei uns die Wohnungen kalt wären, weil das gefährdet unsere Demokratie dann letztlich mehr als ein paar Barrel Öl vom Golf.
Schneemann
Zitat:Diese Unterscheidung ist eine künstliche, um unsere Politik gegenüber den Ölarabern irgendwie zu legitimieren. [...] Die Erklärung, die oberste Spitze sei ja gar nicht so usw. ist daher nur ein Feigenblatt dass irgendwie die eigene Politik gegenüber den Ölarabern rechtfertigen soll.Wenn wir nun fünf oder zehn Jahre Zeit hätten, um uns energiespezifisch neu auszurichten, wäre das alles gar kein Thema. Aber Politik gegenüber Russland hat dazu geführt, dass wir derzeit keine Zeit haben für Feinheiten, weswegen wir nun eben mit einer anderen Politik Löcher stopfen müssen, um schlimmeres abzuwenden. Ich hätte auch gerne eine rohstoffreiche, humanistisch-vorbildliche Demokratie, in der Milch und Honig fließen, die uns ihr mit den umweltschonendsten Methoden gefördertes Öl und Gas zu fairsten Preisen liefert. Aber so ist eben nicht. Sich was anderes zu wünschen als einen Deal mit "Ölarabern", ist durchaus legitim, aber sich jetzt an den Saudis derart abzuarbeiten, wirkt doch etwas gekünstelt und vorgeschoben angesichts der gegenwärtigen Krise.
Zitat:Und dass die Saudis ach so zuverlässig liefern liegt einfach nur daran, dass sie für die Finanzierung all ihrer üblen Taten und zugleich ihrer irrsinnigen Dekadenz Unmengen von Geld brauchen, dass sie schlicht und einfach nicht anders her kriegen.Die Saudis haben immer wieder ihre Fördermengen reduziert, und dann auf Bitten westlicher Staaten wieder erhöht, um die Preise zu deckeln, zuletzt im Juni. Wenn es ihnen also nur ums Geld ginge, dann würden sie sich nicht so kooperativ verhalten, da sie von einem höheren Preis profitieren würden. Dass sie sich aber so verhalten haben, ist wiederum ein Beweis dafür, dass sie auch an einer Zusammenarbeit interessiert sind - denn gute Kunden verprellt man auch nicht. Und jetzt könnte man fragen, ob wir, wenn wir das Öl kaufen, indirekt den Islamismus fördern? Ja, davon ist wohl auszugehen. Gravierend? Nein. Wirkt es sich aus auf unsere Sicherheit? Nein. Weswegen nicht? Weil rund 75% des saudischen Öls nach Asien verkauft werden (vermutlich 25% nach China alleine) und somit faktisch die großen "Finanziers" des islamistischen Fundamentalismus deiner Logik nach in Peking und Tokio sitzen.
Insofern: Es ist völlig egal, ob wir von dort Gas oder Öl kaufen bzgl. Wahhabismus und Co. - aber es ist wichtig für uns, wenn bei uns die Wohnungen kalt wären, weil das gefährdet unsere Demokratie dann letztlich mehr als ein paar Barrel Öl vom Golf.
Schneemann