(Zweiter Weltkrieg) Die Kokoda-Track-Kampagne 1942
#7
Ich will gar nicht so sehr auf dem Thema Kannibalismus herum reiten. Das ist nur ein Nebenkriegsschauplatz und natürlich sehr spektakulär, aber wie du schreibst war es nicht die Regel. Es fand aber auch auf dem Kokoda Treck statt, wie auch sonst wo japanische Truppen in Neu-Guinea unterwegs waren. Der Grund warum man dafür keine Beweise und Zeugen fand wird in der Doku welche ich vernetzt habe eigentlich recht klar: es hat so gut wie niemand überlebt. Beispielsweise ist der Japaner der da gezeigt wird der absolut einzige Überlebende seines kompletten Regimentes dass mal über 3000 Mann hatte. Der andere Japaner den er trifft und der gesteht sich aktiv am Kannibalismus beteiligt zu haben ist ebenso wiederum der einzige Überlebende seiner Einheit (mehr als 1000 Mann). Das keine Täter nachgewiesen werden konnten bei Kriegsende lag also exakt an dem Punkt den du hier nennst: die sind auch de facto alle umgekommen. Es gab auch so gut wie keine überlebenden Zeugen und deshalb ist diese Doku so interessant, weil sie absolut einzigartig ist und die wenigen de facto letzten Zeugen dieser Ereignisse tatsächlich dazu brachte sich dazu zu äußern.

Und das Ende der Doku ist real so passiert: der Japaner der da gezeigt wird erschoss bei Abschluss der Dreharbeiten tatsächlich den Sohn eines verantwortlichen Offiziers um seine Kameraden dadurch zu rächen.

Zu Kriegsverbrechen sollte man umgekehrt noch anmerken, dass die Australier systematisch Leichen der Japaner schändeten und fast alle Japaner die sich ergeben wollten (wenige genug!) ermordeten, obwohl dies natürlich offiziell verboten war. Diese Kriegsverbrechen wurden auch in keinster Weise verfolgt, waren aber im ganzen Pazifik-Raum bei alliierten Truppen gar nicht so unüblich. Beispielsweise kochte man Schädel von Japanern aus um diese als Trophäen mitzunehmen und ähnliche Scherze.

Nach Kriegsende hat man das alles sehr weitgehend unter den Teppich gekehrt.

Bezüglich Artillerie:

Die Australier hatten anfangs gar keine Mörser dabei, weil sie diese im dichten Gebirgsdschungel für nicht einsetzbar hielten. Sie zogen die Bataillons-Geschütze also nicht ihren Mörsern vor, sie hatten gar keine dabei. Umgekehrt waren die Japaner gar nicht so zufrieden mit ihren 70mm Mini-Geschützen und tauschten diese gerade aufgrund der Erfahrungen in Neu-Guinea dann später zunehmend gegen Mörser welche diese einzigartigen Waffen in den japanischen Bataillonen ersetzten.

Und der größte Teil der Verluste durch japanische Artillerie wurde nicht so sehr durch die Bataillons-Geschütze, sondern durch die zerlegbaren Gebirgsgeschütze und die ebenfalls zerlegbare Regimentsartillerie im 75mm angerichtet. Hätten die Japaner für diese noch mehr Munition dabei gehabt, hätte es auch anders kommen können. Zur Regimentsartillerie hätte ich noch anmerken müssen/können, dass dies de facto auch Gebirgsgeschütze waren, der Vorgänger der dann in den Gebirgsartillerie-Einheiten verwendeten neueren Geschütze.

Zu japanischen Tagesrationen sollte man noch anmerken, dass diese so kalkuliert waren, dass sie nicht reichten um die notwendige Menge an Nährstoffen bei einer solchen Belastung zur Verfügung zu stellen. Die Menge der mitgeführten Lebensmittel hätte bei einer vollständigen Deckung des Tagesbedarfs gerade mal für 8 bis 10 Tage gerreicht. Aus Sicht der japanischen Führung natürlich völlig ausreichend, und es wäre auch angesichts der realen Transportmöglichkeiten gar nicht anders gegangen, sonst hätte man nicht genug Munition dabei gehabt und auch diese wahr eigentlich unzureichend.

Keine andere moderne Armee hätte je versucht unter solchen Bedingungen so eine Operation durchzuführen, aber Menschenleben spielten in der japanischen Armee halt keine Rolle.
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Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Schneemann - 04.01.2022, 23:30
RE: Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Quintus Fabius - 06.01.2022, 12:23

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