12.12.2021, 13:41
Natürlich werden wir immer mehr, und ja, das wird auch bedingen, dass mehr Menschen durch Naturkatastrophen sterben. Das ist einfach rein rechnerisch so.
Aber ich denke nicht, dass dies nun beim aktuellen Beispiel maßgebend ist. Kentucky ist mit 4,5 Mio. Einwohnern einer der dünner besiedelten US-Bundesstaaten (vor 60 Jahren waren es rund 3,0 Mio., also so exponentiell ist die Bevölkerung nicht gewachsen). Hier hat einfach ein Tornado-Ausbruch unglücklicherweise eben besetzte Fabriken etc. getroffen, wobei es - ich habe eben nachgeschaut - z. B. beim "Super Outbreak" von 1974 in diesem Staat vermutlich auch über 70 Tote gab. D. h. ganz von der Zahl der Menschen abhängig machen kann man es hier also nicht.
Auch muss man generell etwas vorsichtig sein, wenn man automatisch das Bevölkerungswachstum mit der Zahl der Toten bei einer Naturkatastrophe in Korrelation stellt. Das Argument trifft sicherlich zu, wenn man bspw. das Erdbeben in Haiti 2010 oder die Tsunami-Katastrophe 2004 im Indischen Ozean oder die Massenertränkungen durch Zyklone in Bangladesch herannimmt. Auch dürfte, um wieder den Bogen zu den USA zu schlagen, ein schweres Erdbeben in San Francisco, wie 1906 geschehen und mit 3.000+ Opfern eine der schweren Katastrophen der USA, heute angesichts der Agglomeration deutlich schwerwiegender und opferreicher sein.
Aber z. B. gab es in China schon vor Jahrhunderten verheerende Katastrophen, die ebenso hunderttausende Opfer forderten und die mit dem Tangshan-Beben von 1976 durchaus verglichen werden können. Hier war die Zahl der Menschen zwar auch mitentscheidend, aber das Wachstum an sich weniger. Gleiches könnte man auch sagen von der Messina-Katastrophe von 1908 (mit über 100.000 Toten die wohl schwerste Naturkatastrophe Europas im 20. Jahrhundert) oder dem "Untergang" von Lissabon 1755. In Japan 2011 traf das Tohoku-Erdbeben - eine der schwersten Katastrophen Japans seit dem Kanto-Beben von 1923 - eine Region, die über Jahrzehnte nur einen geringfügigen Bevölkerungszuwachs verzeichnete und die im Schnitt nur etwa 35% der Bevölkerungsdichte Deutschlands hat, aber der Tsunami traf überraschend und mit viel stärkerer Wucht als in den Planungen berücksichtigt, auf das Land.
In der Tendenz wird die Zahl der Opfer also im Schnitt durch das Bevölkerungswachstum ansteigen, ja, unabhängig davon spielt es aber immer auch eine Rolle, welche unglücklichen Verkettungen bei einer Katastrophe auftreten.
Schneemann
Aber ich denke nicht, dass dies nun beim aktuellen Beispiel maßgebend ist. Kentucky ist mit 4,5 Mio. Einwohnern einer der dünner besiedelten US-Bundesstaaten (vor 60 Jahren waren es rund 3,0 Mio., also so exponentiell ist die Bevölkerung nicht gewachsen). Hier hat einfach ein Tornado-Ausbruch unglücklicherweise eben besetzte Fabriken etc. getroffen, wobei es - ich habe eben nachgeschaut - z. B. beim "Super Outbreak" von 1974 in diesem Staat vermutlich auch über 70 Tote gab. D. h. ganz von der Zahl der Menschen abhängig machen kann man es hier also nicht.
Auch muss man generell etwas vorsichtig sein, wenn man automatisch das Bevölkerungswachstum mit der Zahl der Toten bei einer Naturkatastrophe in Korrelation stellt. Das Argument trifft sicherlich zu, wenn man bspw. das Erdbeben in Haiti 2010 oder die Tsunami-Katastrophe 2004 im Indischen Ozean oder die Massenertränkungen durch Zyklone in Bangladesch herannimmt. Auch dürfte, um wieder den Bogen zu den USA zu schlagen, ein schweres Erdbeben in San Francisco, wie 1906 geschehen und mit 3.000+ Opfern eine der schweren Katastrophen der USA, heute angesichts der Agglomeration deutlich schwerwiegender und opferreicher sein.
Aber z. B. gab es in China schon vor Jahrhunderten verheerende Katastrophen, die ebenso hunderttausende Opfer forderten und die mit dem Tangshan-Beben von 1976 durchaus verglichen werden können. Hier war die Zahl der Menschen zwar auch mitentscheidend, aber das Wachstum an sich weniger. Gleiches könnte man auch sagen von der Messina-Katastrophe von 1908 (mit über 100.000 Toten die wohl schwerste Naturkatastrophe Europas im 20. Jahrhundert) oder dem "Untergang" von Lissabon 1755. In Japan 2011 traf das Tohoku-Erdbeben - eine der schwersten Katastrophen Japans seit dem Kanto-Beben von 1923 - eine Region, die über Jahrzehnte nur einen geringfügigen Bevölkerungszuwachs verzeichnete und die im Schnitt nur etwa 35% der Bevölkerungsdichte Deutschlands hat, aber der Tsunami traf überraschend und mit viel stärkerer Wucht als in den Planungen berücksichtigt, auf das Land.
In der Tendenz wird die Zahl der Opfer also im Schnitt durch das Bevölkerungswachstum ansteigen, ja, unabhängig davon spielt es aber immer auch eine Rolle, welche unglücklichen Verkettungen bei einer Katastrophe auftreten.
Schneemann