24.06.2021, 14:01
(21.06.2021, 08:47)Quintus Fabius schrieb: Das ist mir zu sehr eine Diskussion mit Autoritäten
Es geht nicht um die Autorität, sondern um die Intensität der Beschäftigung mit der Thematik. Und ich kann natürlich nicht beurteilen, wie das bei dir ist, aber mir fehlen sowohl die Zeit wie auch die notwendigen Mittel, um ein tiefergehendes, eigenes Quellenstudium in der für eine sachliche Beurteilung notwendigen Breite durchzuführen. Der Zugang beispielsweise zu Primärquellen beschränkt sich auf die entsprechende Literatur, was weite Teile etwa wie die erwähnten persönlichen Korrespondenzen, Tagebücher oder ähnliches ausklammert - sie stehen mir nur via Sekundärquellen zur Verfügung.
Das gleiche gilt für die jeweilige Interpretation von Quellen. Es reicht eben nicht festzustellen, dass ein Ausdruck wie "unser Ziel war es die Herero in einer Entscheidungsschlacht zu vernichten" zeitgenössisch anders interpretiert worden sein kann, weil die Begrifflichkeiten andere waren (auch wenn diese Erkenntnis ein wichtiger Schritt in der Interpretation darstellt), er muss dann tatsächlich auch im Kontext der weiteren Schriften und über verschiedene Quellen hinweg interpretiert werden. Und auch wenn ich nicht glaube, dass ich damit an meine kognitiven Fähigkeiten stoßen würde, so fehlen mir wieder die notwendigen Mittel, um das weitestgehend vollumfänglich für eine eigene Interpretation der Geschichte zu machen.
Wie gesagt, ich kann das natürlich nicht für dich beurteilen, unterstelle aber aufgrund der Vielzahl deiner Interessensgebieten einfach, dass du an ähnliche Grenzen stößt. Und da stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Wert deiner (oder meiner) Interpretation. Für meine weiß ich zumindest, dass dieser wissenschaftlich betrachtet maximal zufällig besonders hoch sein könnte.
Dabei stimme ich dir bei deiner grundsätzlichen Einschätzung hinsichtlich der Geisteswissenschaften durchaus zu, und ich würde mir deshalb auch nicht einfach deren Interpretationen zu eigen machen. Ich würde aber ebenso aus purer Ablehnung der Interpretation entsprechende Gegenschriften, noch dazu unwissenschaftliche, als Referenz verwenden. Und zumindest hinsichtlich seiner Interpretationen ist das, was ich von beispielsweise von Schneider-Waterberg kenne, eine vor allem unwissenschaftliche Gegenschrift, deren einziger Wert in bisher unberücksichtigten Primärquellen zu sehen ist - meiner Ansicht nach.
Zitat:Und was sollte schlußendlich eine Diskussion in einem Forum, beschränkt auf wenige Einträge mit geringem Umfang anderes sein als eine popularwissenschaftliche Diskussion? Und da wir hier aufgrund der Umstände den Anspruch einer tatsächlichen geisteswissenschaftlichen Ergründung der Thematik gar nicht erfüllen können, ist daher das Kaleidoskop der Original-Quellen meiner Ansicht nach für den geneigten Leser eher von Wert als das Kaleidoskop der Interpreation derselben.
Ich hatte nicht vor, hier überhaupt jemals wieder eine solche Diskussion zu führen, aus den Gründen, die ich bereits angemerkt habe. Ich stimme dir aber zu, dass die Vielzahl an Quellen und die sich dadurch ergebenen Möglichkeiten zur weiteren Information durchaus ihren Wert besitzen - was meinerseits aber sowohl für Primärquellen wie auch für die hier erwähnten Interpretationen gilt.