22.06.2021, 11:49
Ich stimme dir teils zu. Ja, manch einer wird sich immer am höheren Wohlstand orientieren. Das will ich nicht mal verurteilen, es ist in gewisser Weise sogar auch menschlich und geschieht überall. Eltern wollen im Regelfall ja immer, dass es ihren Kindern besser geht als ihnen selbst. Was mich aber doch stört, ist, dass hinsichtlich Corona oftmals damit ein ziemlicher Egoismus einhergeht nach dem Motto Bin eigentlich kein Fan vom Impfen, mache es aber, weil ich Pfingsten nach Malle will. Und das hat nicht wirklich was mit Orientierung an Wohlstand zu tun - der Flieger soll bitte billig bleiben -, sondern ist einfach krawalliger Individualismus, der seit einigen Jahren massiv um sich greift. Und zugleich sind es oft genau diese Menschen, die meckern, dass die Politik entweder zu wenig oder zu viel macht und dass zu wenig Impfstoff da sei, dabei ist die sie beschäftigende Frage, ob ich auf Mallorca abends zwei oder acht Bier trinken soll/kann, eine Frage, die vermutlich 75% der Menschen weltweit sich nicht mal stellen können, weil sie andere Sorgen haben.
Und hier frage ich mich eben, wie würde sich diese Gesellschaft (und auch die Verantwortungstragenden) verhalten, wenn wir uns mit einer richtigen Krise konfrontiert sehen würden? Was, wenn eine Seuche nicht nur im Schwerpunkt die Ü-70-Generation und Menschen mit Vorerkrankungen, Adipöse und Diabetiker beträfe, sondern z. B. ein Fünftel der "gesunden" 20- oder 30-jährigen Menschen töten würde? Mir graut vor dem Gedanken, was dann geschehen würde, nicht nur im menschlichen, sondern auch freiheitlich-politischen UND medizinischen Sinne. Wenn wegen Corona schon 50% aller Therapiesitzungen bzgl. Depressionen und ca. 20% aller notwendigen Krebs-OPs in Deutschland nicht stattfinden konnten, was wären die Folgen, wenn wir es mit einer entsprechend tödlicheren Seuche zu tun hätten? Kann die Mallorca- und Toilettenpapier-Gesellschaft (wahlweise aussuchbar) eine solche stemmen?
Kurzum: Ich befürchte, dass unsere offenen Gesellschaften der ersten Welt im Grunde nicht wirklich belastbar sind, vor allem psychologisch nicht, und sich zu einem erheblichen Teil an die zwar verständliche, aber letztlich obskure Chimäre einer völligen, ja allumfassenden Sicherheit und Absicherung nach allen Richtungen einerseits klammern, die so nicht und auch nie existieren kann, selbst wenn wir eine 24-Stunden-Ausgangssperre verhängen würden, andererseits aber versuchen, ihrem eigenen Pseudo-Ideal des sonnenbadenden und billigreisenden Backenhamsters nachzurennen. Ob eine solche Struktur einer richtigen Krise bzw. Belastung standhalten würde, lasse ich mal offen...
Schneemann.
Und hier frage ich mich eben, wie würde sich diese Gesellschaft (und auch die Verantwortungstragenden) verhalten, wenn wir uns mit einer richtigen Krise konfrontiert sehen würden? Was, wenn eine Seuche nicht nur im Schwerpunkt die Ü-70-Generation und Menschen mit Vorerkrankungen, Adipöse und Diabetiker beträfe, sondern z. B. ein Fünftel der "gesunden" 20- oder 30-jährigen Menschen töten würde? Mir graut vor dem Gedanken, was dann geschehen würde, nicht nur im menschlichen, sondern auch freiheitlich-politischen UND medizinischen Sinne. Wenn wegen Corona schon 50% aller Therapiesitzungen bzgl. Depressionen und ca. 20% aller notwendigen Krebs-OPs in Deutschland nicht stattfinden konnten, was wären die Folgen, wenn wir es mit einer entsprechend tödlicheren Seuche zu tun hätten? Kann die Mallorca- und Toilettenpapier-Gesellschaft (wahlweise aussuchbar) eine solche stemmen?
Kurzum: Ich befürchte, dass unsere offenen Gesellschaften der ersten Welt im Grunde nicht wirklich belastbar sind, vor allem psychologisch nicht, und sich zu einem erheblichen Teil an die zwar verständliche, aber letztlich obskure Chimäre einer völligen, ja allumfassenden Sicherheit und Absicherung nach allen Richtungen einerseits klammern, die so nicht und auch nie existieren kann, selbst wenn wir eine 24-Stunden-Ausgangssperre verhängen würden, andererseits aber versuchen, ihrem eigenen Pseudo-Ideal des sonnenbadenden und billigreisenden Backenhamsters nachzurennen. Ob eine solche Struktur einer richtigen Krise bzw. Belastung standhalten würde, lasse ich mal offen...
Schneemann.