10.06.2021, 10:29
Sicher ist es derzeit ein noch übertriebenes und dramatisierendes Szenario, den Gulag der 1930er bis 1950er Jahre wird es zum Glück in Russland nicht mehr geben, aber dass eine Verschärfung des Strafrechtes hin zu Lagerhaft und Zwangsarbeit einsetzen könnte, ist im System Putin nicht ganz von der Hand zu weisen. Zumal: Was, wenn nach ihm ein rechtsradikaler Eurasier ans Ruder kommt, der das Lagersystem dann weiter ausbaut und brutalisiert? Und wir wissen ja: Wehret den Anfängen...
Und genau letzter Satz enthält einen wahren Kern - die Zwangsarbeit des Gulags war nicht wirklich wirtschaftlich bzw. sonderlich produktiv. Zumal die organisierte Kriminalität in den Lagern ("Diebe im Gesetz") massiv zunahm.
Schneemann.
Zitat:Zwangsarbeit als Konjunkturmotorhttps://www.n-tv.de/politik/Bringt-Russl...04908.html
Bringt Russland den Gulag zurück?
Der russische Präsident Putin verspricht neue Eisenbahnstrecken, Brücken und Häfen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das Kapital für die Konjunkturprojekte ist vorhanden. Wegen der Corona-Krise fehlen aber günstige Arbeitskräfte. Die Sowjetunion liefert vielleicht die Lösung. [...] Aber mehrere Minister aus dem Kabinett von Präsident Wladimir Putin und der Chef der russischen Eisenbahn haben eine "bescheidene" Idee, wie ihr geholfen werden kann: Bringt den Gulag zurück. [...]
Jan Claas Behrends glaubt nicht, dass es im Kreml tatsächlich Pläne gibt, dieses Wahrzeichen der kommunistischen Diktatur in Russland wiederaufzubauen. Der Historiker, der am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung das Projekt "Legacy of Communism" leitet, spürt eher eine "generelle Re-Sowjetisierung unter Putin in den vergangenen Jahren. In den Massenmedien wird ein sehr positives Bild von Stalin und der Sowjetunion gezeichnet", erzählt er im ntv-Podcast "Wieder was gelernt". "Viele sowjetische Traditionen werden wiederbelebt." [...]
Während der Corona-Pandemie hat Russland wie viele andere Staaten auch seine Grenzen geschlossen. Tausende Arbeitsmigranten vor allem aus Zentralasien sind deshalb in ihre Heimat zurückgekehrt. Nun fehlen etwa 600.000 Spezialisten, die auf dem Bau schuften können. Das gefährde den Post-Corona-Boom, hat Bauminister Irek Fajsullin im April gewarnt, und sich deshalb dafür ausgesprochen, die fehlenden Fachkräfte mithilfe von 188.000 Häftlingen zu ersetzen. Der russische Justizminister unterstützt das Vorhaben, genauso ein Vize-Ministerpräsident, der Chef der russischen Eisenbahn und auch der Chef des russischen Strafvollzugs. [...] Das erste Projekt hat die Arbeitsgruppe bereits gefunden. Ende Mai wurden 600 Häftlinge in den Fernen Osten geschickt, um die Baikal-Amur-Magistrale zu warten. Eine passende Aufgabe, denn die 4000 Kilometer lange Eisenbahnstrecke wurde von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen gebaut. Und eine gewagte, meint Kommunismus-Experte Behrends. Denn die Häftlinge wissen schließlich nicht, was sie tun. "Zwangsarbeiter sind oft wenig motiviert und wenig qualifiziert.
Und genau letzter Satz enthält einen wahren Kern - die Zwangsarbeit des Gulags war nicht wirklich wirtschaftlich bzw. sonderlich produktiv. Zumal die organisierte Kriminalität in den Lagern ("Diebe im Gesetz") massiv zunahm.
Schneemann.