Söldner(un)wesen
@ Quintus

Es war die makedonische Infanterie, die beim Hydaspes "meuterte" - wobei sie die Unterstützung einiger verdienter Offiziere erhielt. Wir wissen im übrigen zu wenig über die makedonische Heeresversammlung, um nachvollziehen zu können, ob diese Vorgehensweise nicht sogar völlig legal war - Curtius Rufus und Arrian, unsere besten Quellen für dieses Ereignis, sind (wie besonders Arrian selbst deutlich macht) durch römische Vorgehensweisen geprägt. Das die Armee auseinanderbricht liegt ebenfalls nicht am Fremdtruppenanteil - sondern schlichtweg daran, dass Bürgerkriege nach dem Tod eines makedonischen Königs eher die Regel als die Ausnahme waren. Die späteren Heere der Diadochen - insbesondere jene des Seleukos und seiner Nachfahren - sind dann weiterhin äußerst heterogen.

Zitat: Die italischen Bundesgenossen der Republik im weiteren als Fremdtruppen zu bezeichnen trifft es nicht. Das Bundesgenossen-System funktionierte deshalb so gut, und hielt gegen Hannibal stand, weil die Bundesgenossen nicht nur ethnisch und kulturell sehr eng bei Rom standen, sondern darüber hinaus vom Militärbündnis mit Rom profitierten. Rom hatte im Vergleich in diesem Bündnis den größeren militärischen Aufwand, die höheren Kosten und die größeren Verluste, während die Bundesgenossen für die gleiche Beute, den gleichen Anteil an den Eroberungen usw. prozentual zu ihrem Bevölkerungsanteil und ihrer Wirtschaftskraft weniger Truppen als Rom stellten. Da beide Seiten immer 50% der Armeen stellen mussten, es aber viel mehr Bundesgenossen als ethnische Römer gab.


Selbstverständlich hatten auch die Bundesgenossen ihre Vorteile von der Situation, aber zu eng würde ich die kulturellen und ethnischen Gemeinsamkeiten dann auch nicht auslegen - die Maßnahmen nach dem Ende des Bundesgenossenkrieges (und die pure Notwendigkeit, einen solchen zu führen) verschleiern die Diversität des alten Italias vollkommen. Die Bundesgenossen sind ja auch teilweise zu Hannibal übergegangen - und wo sie dies nicht taten, da nicht unbedingt aus Liebe zu Rom - sondern mindestens so sehr aus Furcht vor den Galliern.

Zitat: Wenn du nun im weiteren das Prinzipat und damit im Kern Septimus Severus Politik andenkst (Bereichere die Soldaten), dann wäre das zwar durchaus theoretisch ein Konzept - aber die vollständige Inkompatiblität mit unserer heutigen sozialkulturellen Grundströmung sollte sofort offensichtlich sein

Ich denke sogar weniger an Septimius Severus als vielmehr an Augustus selbst. Die größte Schwäche daran ist natürlich die Möglichkeit der militärischen Einflussnahme. Aber es überrascht mich eh, wie wenig die Berufsmilitärs im Westen sich ihrer eigentlichen politischen Macht bewusst sind. Was die Grundströmung angeht: Man braucht entweder Geld - oder Tradition. Am besten beides. Wir haben kaum Tradition (die Masse unserer traditionellen Offiziersfamilien ist z.B. so ruiniert worden, dass sich ihre Mitglieder den Dienst schlichtweg nicht mehr leisten könnten, selbst wenn sie es wollten) - also müssen wir mit Geld locken.

@ voyageur

Zitat: Nimm nicht Hannibal, nimm das Rom des Prinzipats: Sold, Korpsgeist und sozialer Aufstieg.
d Hat bei den Auxiliaren Roms funktioniert - und funktioniert auch bei der Fremdenlegion. Es gibt genug Menschen, die geben jede Menge Geld aus, riskieren es, in der Sahara zu verdursten und im Mittelmeer zu ertrinken, um dann bei uns abgeschoben zu werden. Was meinst du, was für ein Menschenmaterial wir uns aussuchen könnten, wenn wir da mit solchen Bedingungen die Werbetrommel rührten? Einen von tausend zu nehmen würde den Bedarf für die von mir angedachten Einheiten "Zur Auslandsverwendung" bereits satt decken.

Alles schön und gut, es fehlen zwei Punkte
* Vertrauen in die politische Führung, und bei der heutigen Situation in Deutschland, werden da nur Leute bleiben, die am warmen Ofen hockend, auf den Zahltag warten.

Drückeberger wird es immer geben, nur können wir im Ausland gezielt unter Ethnien werben, in denen ein Kriegerethos gepflegt wird. Und warum sollte ein Gurkha, ein Tutsi oder ein Veteran der guatemaltekischen Spezialkräfte der Bundesregierung weniger vertrauen als seiner heimischen Regierung?

Zitat: * die deutschen "Kader" die die innere Struktur der Einheit bilden, und mit Rekruten daraus eine Kampfeinheit machen. Dauert Jahre, wenn mann bei Null anfängt;

Das gilt bei der Aufstellung jeder Einheit, ganz egal, wo du die Leute herbekommst. Um eine größere Kampfformation im Frieden wirklich einsatzbereit zu machen, brauchst du etwa zehn Jahre. Das eigentliche Problem bei der Bundeswehr ist derzeit, dass diese Einheiten alle paar Jahre umstrukturiert, auseinandergerissen oder schlichtweg aufgelöst werden. So kann sich keine Regimentskultur entwickeln - und diese Kultur ist es, die bei stehenden Heeren für einen Großteil der Schlagkraft sorgt.
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