11.02.2016, 21:15
Quintus Fabius schrieb:Schon vor Jahren hatte ich geschrieben, dass man militärisch angreifen muss, und dass es katastrophal werden wird wenn man keine eigenen Bodentruppen entsendet. Das hätte Hunderttausenden von Menschen das Leben gerettet und Schäden in dreistelliger Miliardenhöhe verhindert.
Ein militärisches Eingreifen von einer neutralen dritten Partei (einer Art Weltpolizei) gegen alle Kriegsparteien im Sinne des Humanismus/UN Chartas/wasauchimmer offenbart eine ziemlich naive Vorstellung davon, wieso Staaten in den Krieg ziehen. Mir wäre auch gar kein Land bekannt, welches in diesem Konflikt neutral wäre. Deine Forderung ist daher so naiv und gutmenschlich, dass ich Sie Dir als allerletztes zugetraut hätte.
Und worauf basiert denn Deine These, dass ein militärisches Eingreifen einer neutralen Weltpolizei zu weniger Opfern geführt hätte? Die westlich geführten Feldzüge in Irak und Afghanistan können Dir schlecht als Referenz dienen, denn die haben ebenfalls hunderttausende Menschen sinnlos getötet, haben zu ethnischen Säuberungen geführt und ganze Städte (z.B. Falludscha) in Schutt und Asche gelegt und zwei Länder faktisch zerstört. Die Europäer und Amerikaner haben dabei nicht weniger Zivilisten sinnlos getötet und vermeintliche Kombattanten gefoltert als die verurteilten Regime von Saddam Hussein, Assad, Ghaddafi zusammen in ihren besten Tagen. Woher kommt also dieses faktisch betrachtet abstruse Selbstverständnis der relativen moralischen Sauberkeit, dieses Anspruchs auf saubere Lösungen? Wo sind diese sauberen Lösungen exemplarisch? Zeig' sie mir.
Zitat:Aber lieber veranstaltet man ein jahrelanges Drohnen- und Air-Only Ballett statt die Sache zu beenden - was man schon vor Jahren gekonnt hätte.
Man hat die Konflikte in Libyen, Afghanistan, Palästina, Ukraine und Irak nicht beendet. Aber in Syrien wäre das anders? Erstaunliche Annahme.
Zitat:Wie kann man von Menschenrechten, westlichen Werten usw usf faseln
Diese Frage muss man sich doch schon lange stellen. Ich persönlich bin zu dem Schluss gekommen, dass das "Gefasel von Menschenrechten" ausschließlich der Legitimierung kriegerischer Handlungen dient, welche sich selbst aus ganz anderen Interessen begründen.
Zitat:hätten die Kurden nicht so eine für mich nicht tragbare linke Ideologie würde ich bereits jetzt für die YPG ins Feld ziehen.
Wäre das nicht eine zutiefst einseitige Parteinahme, die per se nicht zu einer befriedung führen kann. Die Kurden werden übrigens die ersten sein, welche die Turkmenen/Türken und sinnitische Stämme aus den eroberten Gebieten vertreiben werden. Insofern wäre das ziemlich unlogisch, gemessen an den selbst gesetzten hohen Standards.
Zitat:Es ist doch ein Witz sondergleichen, wenn NATO Streitkräfte die irakische Armee ohne vorher erfolgten jahrelangen Zermürbungskrieg in wenigen Tagen weitgehend vernichten können, aber man in Syrien gegen einen völlig ausgebluteten Feind in einem Gebiet in dem weitgehend auch keinerlei Zivilbevölkerung mehr lebt nicht vorgegangen wird.
Die konventionelle irakische Armee wurde mit sehr ähnlichen Mitteln von den USA geschlagen bzw. zur Massendesertation getrieben, wie das später der IS getan hat. Daher gab es keinen nennenswerten Widerstand. Alle anderen nicht-konventionellen Kräfte des Irak wurden von den USA nicht geschlagen sondern unter der Besatzung sogar stärker. Das wäre in Syrien nicht anders.
Zitat:Man könnte hier in einem ganz andere Maß zuschlagen, da 1 eben in einem Gros der Fläche welche umkämpft wird keine Zivilisten oder nur noch ganz wenige Zivilisten sind und 2 die Zerstörungen ohnehin schon maximal sind. Ob man die zerfetzten Ruinen noch bis in die Fundamente einäschert spielt dann auch keine Rolle mehr.
Folglich machen die Russen und Regierungstruppen nichts falsch.