Golfstaaten vrs. Iran
#87
Eine großartige "Abwendung" findet bislang so übrigens gar nicht statt, man schaue sich die Protagonisten genauer an.

Die einzigen Staaten, die bezüglich ihrer Blockadehaltung noch ernst genommen werden können, sind Saudi-Arabien und der Sudan. Vor allem letzterer hat mich etwas überrascht in seinem Handeln (wie ich oben auch schrieb; ich mutmaße aber, dass es hier in den letzten Jahren - grob seit 2011 - saudische Zuwendungen gegeben haben könnte [rein spekulativ]). Ich könnte mir vorstellen, dass zudem die Neuausrichtung des Sudan nach der Abspaltung des Südsudan (ebenso 2011) hier eine Rolle spielen könnte, gingen doch dem Sudan damals so einige seiner ölreichsten Gebiete im Süden verloren. Durch die jetzige diplomatische Anlehnung an die Saudis erhofft man sich vllt. finanzielle, bau- und energietechnische Vorteile.

Ähnlich könnte es auch sein im Falle Dschibutis. Das winzige Land am Roten Meer ist arm und lebt weitgehend von den Pachten, die es von ausländischem Militär (Franzosen, Amerikaner, aber auch z. B. Deutsche) für Hafen- und Flughafennutzung erhält. Da die Saudis u. a. hier auch beim Ausbau der Infrastruktur mithelfen und Nachschub verschieben - man denke an den Jemen-Konflikt -, hat man sich wohl einfach ein wenig revanchieren wollen.

Die übrigen Golfländer (VAE, Bahrain, Kuwait) sind wiederum innerhalb der Sunna keine Schwergewichte, es sind eher kleinere Gebilde mit zweifelhaft stabilen monarchischen Systemen, die vom Wohlwollen Saudi-Arabiens als "großem Bruder" im Falle eines Konflikts mit Iran am Golf zwingend abhängig wären und die auch dann saudische Schützenhilfe dringend brauchen würden - wenn sie nicht innerhalb von 72 Stunden zusammenbrechen wollen -, verfügen sie doch über zusammen nur ca. 8 Mio. Menschen (von diesen sind wiederum ca. 70% gar keine Araber bzw. sind Migranten aus Asien) und über wenig brauchbare Armeen, die sich zu 80% aus gekauften pakistanischen bzw. südostasiatischen Söldnern zusammensetzen. Die Khalifa-Monarchie in Bahrain hatte zudem sich wohl diplomatisch bei Riad bedanken wollen, dass die Saudis geholfen haben, den schiitischen Aufstand von 2011 niederzuschlagen.

Kurzum: In Teheran dürfte man diese Handlungen eher mit Schulterzucken zur Kenntnis nehmen, zu wenig von Gewicht sind die bisherigen Teilnehmer an dieser Diplomatie-Blockade.

Schneemann.
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