03.01.2016, 10:41
Quintus Fabius schrieb:Shahab3:
Da die Aufteilung dieser Länder zwingend einen Kurdenstaat zur Folge hätte, käme sie insbesondere in der Türkei nicht gut an und könnte daher wohl auch kaum von deren Boden aus organisiert werden.
Macht Sinn. Aber von wo dann? Von Jordanien aus in Richtung Kurdistan/Türkei durchkämpfen?
Zitat:Fakt ist einfach, dass sowohl Syrien wie der Irak nicht weiter funktionsfähig sind und dies auch nie mehr werden. Es ist dabei völlig was du meinst: Syrien wie der Irak sind Tot und können nicht wiederbelebt werden. Und jeder Versuch diese Staaten wiederherzustellen ist damit immer zum scheitern verurteilt. Die einzig zwingende Schlußfolgerung ist daher eine möglichst baldige Aufteilung dieser Gebiete in neue Staaten.
Eine Balkanisierung der genannten Staaten, nach theoretisch x-beliebigen Kriterien, führt nicht zwangsläufig zu einer Stabilisierung. Es ist sogar sehr gut möglich, dass sich das ethnische Konfliktpotential und organisierte Kriminalität dadurch noch wesentlich verstärken.
Hinzu kommt, dass Grenzen der gelebten Realität in Stammesgebieten grundsätzlich widersprechen und sich wohl halbjährlich neu verschieben oder angefochten werden. Du wirst etliche failed states und unbefriedigte räumliche Ansprüche züchten. Brauchen wir gerade dort mehr davon?
Der Region und den Menschen hilft es nicht. Es ist insofern wesentlich effektiver und besser, die Feinde der irakischen und syrischen Regierungen militärisch zu besiegen. Das Problem ist doch überhaupt nur so groß, weil ANDERE Staaten den Aufstand gegen die legitimen Regierungen massivst befeuert haben, mit dem Versprechen jedem seinem Staat, jedem seinen Anteil usw..zu vermachen. Ich unterstütze durchaus den Gedanken diese gierigen und kriminellen Staaten zu Kompensationszalungen zu verpflichten, um die in Gier bei relativer Schwäche systematisch zerstörten Staaten Irak, Libyen und Syrien wieder aufzubauen.
Zitat:Ein solcher Kompromiss käme auch und gerade dem Iran entgegen. Assad würde an der Macht bleiben und der Iran damit einen Teilsieg erinngen, der Schiitische Süden des Irak unabhängig und iranische Einflußspähre, der Sunnitische Teil beider Länder wiederum Einflussspähre von Saudi-Arabien womit auch die ihren Teilsieg hätten und ein Puffer zum Iranischen Gebiet entstehen würde usw
Es obliegt weder dem Iran noch irgendeinem einem anderen Staat, die Grenzen in der Region nach persönlichen Vorlieben und Einflusssphären zu verändern. Es obliegt daher auch nicht dem Iran oder Saudi Arabien über Irak und Syrien Kompromisse einzugehen. Zumal sich existierende diplomatische Verflechtungen durch neue Grenzen eh nicht verändern werden.
Zitat:Alle Beteiligten könnten durch eine Aufteilung zumindest Teile ihrer Interessen durchsetzen, und es würden neue Pufferstaaten zwischen den jeweiligen Machträumen entstehen was geschichtlich betrachtet schon immer eine gute Sache war. Selbst die Interessen der Sunnitischen Stämme wären damit am besten bedient.
Diese Denkweise entstammt dem vorletzten Jahrhundert.
Zitat:Jedes Beharren aber auf der vollständigen territorialen Integrität verhindert im Gegensatz dazu das Ende dieses Krieges nachhaltig und je länger dieser dauert, desto unberechenbarer werden die Fernwirkungen und Nebenwirkungen, insbesondere auch für den Iran in seinem Konflikt mit den Golf-Arabern.
Was zwischen Damaskus und Bagdad stattfindet ist nur sehr beschränkt als Aufstand gegen die Zentralregierung zu bewerten. Das ist auf den ersten Wellen entsprechender Stimmungslagen (relative Armut) entstanden, aber was daraus erwachsen ist, ist etwas vollkommen anderes. Hier versucht sich erfolgreich eine Ideologie durchzusetzen, die nur auf biologisch wirksame Weise zu bekämpfen ist. Hier kann man nicht einen Entzündungsherd vom Rest abtrennen und danach ist wieder alles gut.
Ein Lebesen / eine Kultur die das Zusammenleben mit anderen Religionen und Kulturen pauschal ausschließt hat zwei Möglichkeiten. a) Sie siegt und tötet alle anderen oder b) sie wird vernichtet. Einzäunen löst das Problem nicht. Es ist daher in dieser Fragestellung auch vollkommen unerheblich wer Mosul, Fallujah oder Ramadi erobert und bestenfalls regiert, sondern welche Regeln dort herrschen.
Zitat:Es führt genau genommen inzwischen gar kein Weg mehr an einer solchen Aufteilung vorbei. Die Frage ist nur wann! Hier und heute oder irgendwann in der Zukunft wenn der Schaden für alle bereits maximal ist und noch ein paar Hunderttausend Zivilisten tot sind ?![/quote][/quote]
Dem IS und Al Kaida einen staatlichen Anstrich zu verleihen verhindert den maximalen humanitären Schaden?