09.07.2015, 22:29
Nightwatch schrieb:...ich sehe in der Qualität der Äusserungen keinen "Mitdiskutanten" sondern nur ständig wiederholte e billige Parolen, ohne auch nur eine einzige dieser Parolen mit volkswirtschaftlichen Fakten und Zahlen zu belegen.
Hochnotpeinlich, beleidigend und arrogant ist es derweil, dem Mitdiskutanten auch noch ein niederes Bildungsniveau zu unterstellen wenn man argumentativ in der Sackgasse gelandet ist.
...
Dann bin ich aber nicht argumentativ in der Sackgasse, sondern meine Zeit ist mir nach mehrfacher Erklärung schlicht zu kostbar, um sie für das Eingehen auf solche Parolen zu verschwenden.
@ Mitleser:
das haben wir im Euro-Strang schon vor Jahren ausführlich diskutiert; mit dem Beginn der Finanzkrise (2008) begannen massive Wetten "gegen den Euro". Und die globalen Finanz-Zocker haben sich die schwächsten Glieder in der Kette rausgesucht - also Griechenland angeschossen.
Da war natürlich noch nach der Lehman-Pleite massive Unsicherheit im Markt. Und das konnte genutzt werden, um massive Stimmung zu machen. Obwohl die realen Wirtschaftszahlen anders ausgesehen haben - ich hatte seinerzeit schon darauf hingewiesen - gab es in Massen entsprechende Panik-Verkäufe.
Zur Erinnerung: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anleihen-zinsen/griechische-staatsanleihen-furcht-vor-einer-verkaufswelle-15870.html">http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anl ... 15870.html</a><!-- m -->
Zitat:Griechische Staatsanleihen*)
Furcht vor einer Verkaufswelle
Trotz des Stabilisierungspakets nimmt die Nervosität auf den Märkten wieder zu. Insbesondere griechische Anleihen wollen die Investoren loswerden, obwohl Griechenland seine wirtschaftlichen Ziele vielleicht sogar übererfüllt.
26.06.2010, ...
„Es scheint, als würden manche Banken griechische Anleihen verkaufen, um sich mit Geld einzudecken, das sie Anfang Juli der EZB zurückgeben werden“, war im Handel eine Großbank zu hören. Äußerungen des griechischen Finanzministers Georgios Papaconstantinou, wonach Griechenland 2010 seine wirtschaftlichen Ziele mindestes erfüllen, vielleicht sogar übererfüllen werde, fanden an den Märkten keine Resonanz.
...
Bis zum Herbst 2008, also bis zum Untergang von Lehman Brothers, waren CDS auf griechische Staatsanleihen extrem billig, obgleich die Staatsverschuldung mehr als 250 Milliarden Euro betrug. Der Anstieg der CDS-Preise auf aus heutiger Sicht nicht sehr hohe 260 Basispunkte in den Wochen vor und nach der Jahreswende 2008/09 war mehr der Verunsicherung nach dem Untergang von Lehman als einer Furcht vor Schwierigkeiten mit Griechenland geschuldet. ...
Die Schuldenkrise, die schlechten Ratings, Panik ....
Um Geld zu erhalten, musste Griechenland irrsinnige Zinsen zahlen.
So schossen die Zinsforderungen für zweijähriger griechischer Staatsschuldtitel 2010 oder 2011 über die Marke von > 25 Prozent. Und im Frühjahr (März) 2011 waren die Zinsforderungen für zehnjährige griechische Staatsanleihen bei ~ 35 %.
Tatsächlich sind die Anleihen nicht einmal voll bezahlt worden, sondern mussten "unter Nennwert" herausgegeben - aber natürlich mit vollem Nennwert zurück bezahlt werden.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/anleihen/griechische-staatsanleihen-376-prozent-rendite-ein-riskanter-deal/5847576.html">http://www.handelsblatt.com/finanzen/ma ... 47576.html</a><!-- m -->
Zitat:16.11.2011
...
Konkret: Die 22 Milliarden Euro schwere griechische Anleihe mit einer Laufzeit bis 20. März 2012 wirft bei einem Kurs von 44 Prozent eine aufs Jahr hochgerechnete Rendite von 376 Prozent ab. Nach Abzug der Abgeltungssteuer und des Solidaritätszuschlags verbleiben 270 Prozent. Vorausgesetzt, dass Griechenland die Anleihe zu 100 Prozent zurückzahlt - so wie es bei Anleihen nach Ende der Laufzeit üblich ist. ...
Das kann keine Regierung der Welt leisten. Alleine eine Zinsanhebung um 1 % würde Schäubles ausgeglichenen Haushalt in die roten Zahlen bringen.
Also hat jeder versucht, griechische Staatsanleihen los zu werden - und stattdessen z.B. deutsche Staatsanleihen erworben. Damit konnten die Zinssätze der deutschen Staatsanleihen entsprechend niedriger werden (die wurden ja trotzdem noch gekauft).
Dementsprechend gab es seinerzeit die Überlegung der "Euro-Anleihe". Anstelle der einzelnen EU-Länder hätte die EU solche Anleihen emittiert, und an die EU-Länder weiter gegeben. Dann hätte aber Deutschland etwas mehr (und Griechenland etwas weniger) Zinsen zahlen müssen.
Da war seinerzeit Deutschland massiv dagegen. Die hätten ja, wie gesagt, mehr Zinsen zahlen müssen.
Allerdings im Verhältnis marginal mehr, denn Deutschland hat (in absoluten Zahlen) die höchste Staatsverschuldung in der EU (Angaben in €).
2004 Staatsschulden Griechenland 183,16 Mrd. - Deutschland 1.471 Mrd.
2009 Staatsschulden Griechenland 299,60 Mrd. - Deutschland 1.784 Mrd.
2012 Staatsschulden Griechenland 303,92 Mrd. - Deutschland 2.180 Mrd.
2013 Staatsschulden Griechenland 316,43 Mrd. - Deutschland 2.166 Mrd.
2014 Staatsschulden Griechenland 318,35 Mrd. - Deutschland 2.170 Mrd.
Quelle Griechenland; Quelle Deutschland
Eine entsprechende "Mischkalkulation" würde die Bewertung der griechischen Staatsanleihen mit einem Siebel bis einem Achtel einbringen, die deutschen Staatsanleihen mit sechs Siebtel bis sieben Achtel.
Bei einer Verzinsung von 1 % für Deutsche Anleihen und 16 % für Griechische Anleihen ...
Sagen wir mal die Kettenrechnung:
7 Anteile x 1 % = 7 %
+ 1 Anteil zu 16 % = 21 %
: 8 = 2,625 % gemischt
Stattdessen hat Deutschland weiterhin eigene Staatsanleihen herausgegeben, zu extrem günstigen Zinsen, und hat das Geld dann mit einem entsprechenden Aufschlag im Euro-Rettungspaket an Griechenland weiter gegeben.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/athen-zahlt-schulden-zurueck-wie-deutschland-an-der-griechenland-hilfe-verdient-1.1445399-2">http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/a ... .1445399-2</a><!-- m -->
Zitat:21. August 2012, 15:09 Uhr
...
Griechenland muss auf den Satz allerdings noch 1,5 Prozentpunkte aufschlagen. Vor dem mit Athen vereinbarten Schuldenschnitt war der Aufschlag zwar noch höher. Aber auch so liegen die Zinskosten, die das Land zahlen muss, also Euribor und Aufschlag zusammen, über den Kreditkosten, die Deutschland aktuell selbst für Kredite bezahlen muss. Anfang August zahlte das Finanzministerium für neue zehnjährige Staatsanleihen nur 1,4 Prozent. Der Staat profitiert von dieser Spanne.
...
Deutschland war also nicht bereit, solidarisch einen geringen Zinsaufschlag zu zahlen, sondern wollte am Rettungspakte auch noch mit verdienen.
Wenn Griechenland seine Schulden zurück zahlen könnte, wäre da ja noch eine win-win-Situation möglich - Deutschland gewinnt an den Zinsaufschlägen, und Griechenland hat trotzdem deutlich günstigere Zinsen als bei eigenen Staatsanleihen.
Nur - leider - haben die Spardiktate eben dazu geführt, dass Griechenlands Wirtschaft mangels Nachfrage zusammen bricht, und damit auch die Einnahmen des Staates wegbrechen. Aus dem scheinbar "guten Geschäft" hat sich ein Staatsbankrott entwickelt.
Dieses Spardiktat war falsch, denn heute hat Griechenland mehr Arbeitslose, weniger BIP, weniger Staatseinnahmen und daraus resultierend mehr Schulden als vor der Krise.
*) Nachtrag bzw. Anmerkung:
CDS (Credit Devault Swaps) sind "Kreditausfallversicherungen" und sind als "Kreditderivate" das Einfallstor der Zocker gewesen. Diese CDS sind nämlich an einigen Börsen frei handelbar. Und die Preise sind durch relativ geringe Mitteleinsätze manipulierbar. Wenn die Kreditausfallversicherung teurer wird dann ist das für die Märkte ein Zeichen dafür, dass die Kredite mit größer Wahrscheinlichkeit "faul" werden. Wer dann den Anspruch aus der Kreditausfallversicherung hat, bekommt von der das Geld ausbezahlt. Wer dagegen keine solche Versicherung hat, der schaut "mit dem Ofenrohr ins Gebirge".
Die Zocker-Mafia, die Boni-Banker, mussten nur einen Weg finden, die Preise für diese CDS in die Höhe zu treiben. Und das haben sie dann auch getan.
Es ist nämlich ganz einfach - man kauft entsprechende CDS, und treibt damit die Nachfrage und die Preise in die Höhe. Damit "wettet" man darauf, dass der Kredit, der abgesichert werden soll, nicht bezahlt wird. Und weil andere das sehen, geraten sie auch in Panik und versuchen sich ebenso mit CDS abzusichern. Damit wird durch eine "Schneeballreaktion" eine Lawine in Gang gesetzt.
Für den Schuldner hat das zur Folge, dass nicht nur die Kreditausfallversicherung immer teurer wird, sondern dass er auch immer mehr Zinsen zahlen muss, weil immer mehr den Ausfall der Kredite befürchten ("sonst wären die CDS ja nicht so teuer"). Und wer so einem "riskanten Schuldner" Geld leiht, wird entsprechend hohe Zinsen verlangen. Und die Kurse der Schuldverschreibungen Griechenlands werden natürlich immer niedriger - wer nämlich damit rechnet, dass Griechenland nur 50 % seiner Schulden zahlt, der zahlt auch Schuldverschreibungen nicht mehr als maximal 50 % des Nennwertes.
Damit kann dann nicht nur ein guter Gläubiger, sondern ein ganzer Staat "schlecht geredet" werden - die sich selbst erfüllende Prophezeihung, und die Boni-Banker und Finanz-Hassardeure sind "fein raus".