07.04.2015, 20:06
@Erich
1.) Innere Repressivität: Gemessen an den Faktoren Hinrichtungen, Misshandlungen und Menschenrechtsverstößen und Pressezensur sind sich beide Regime sehr ähnlich. Der Iran verhängt sogar wesentlich mehr Todesurteile, auch gegen Minderjährige, als Saudi-Arabien. Öffentliche Hinrichtungen sind in beiden Staaten zudem an der Tagesordnung, ebenso die Misshandlungen in Gefängnissen. Gemessen an der Pressezensur sind beide Staaten ebenfalls dicht beieinander - am beschämenden hinteren Ende der "Rangliste" -, genau genommen irgendwo jeweils zwischen Platz 160 und 170 (von allen ca. 180 erfassten Staaten weltweit).
2.) Religiöse Toleranz bzw. religiöser Fanatismus: Hier schneidet Iran im Inneren wesentlich besser ab, während in Iran z. B. historische Kirchen oder Synagogen sogar mit Staatsgeldern vor dem Verfall bewahrt und Christen und Juden (und Zoroastrier) als Minoritäten von der Regierungsseite anerkannt werden, darf man in Saudi-Arabien nicht einmal eine Bibel oder ein Kreuz am Hals bei sich haben, geschweige denn gibt es im Land Kirchen oder Synagogen. Die einzige Ähnlichkeit beider Regime unter Punkt 2.) findet man im Umgang mit atheistischen Gedankenmodellen oder der Apostasie - dem Abfall vom Glaube bzw. die Konvertierung -, was in beiden Fällen mit langen Haftstrafen oder gar dem Tode bestraft werden kann.
3.) Geostrategische Risiken: Auch hier geht das größere mögliche Bedrohungsszenario eindeutig von Saudi-Arabien aus. Während sich der religiöse Fanatismus des Wahhabitentums und salafistisches Gedankengut bzw. der daraus oftmals resultierende islamistische Terrorismus quasi fast uneingeschränkt zwischen Marokko im Westen, Nigeria im Süden, den kaukasischen bzw. zentralasiatischen ehem. Sowjetrepubliken im Norden und den Südphilippinen im Osten in der gesamten Umma ausbreiten kann, sind der schiitischen Machtambition sehr enge Grenzen gesetzt, schlicht bedingt durch die geographische Ausbreitung der Schiiten oder von deren Ablegern innerhalb des Islam. Quasi könnte man hier neben dem Irak und dem Iran nur noch den Jemen sowie teils den Libanon, Bahrain und Syrien nennen (von kleineren Volksgruppen, etwa den Hazaras in Afghanistan, einmal abgesehen). Kurzum: Der saudische Eifer kann auf der halben Weltkugel Schaden anrichten, der iranische nicht.
Fazit: Die Lage im Inneren (von der relativen religiösen Toleranz in Iran abgesehen) ist in beiden Staaten miserabel, weltweit betrachtet geht aber das wesentlich größere Risiko von den Saudis aus.
Schneemann.
Zitat:@Schneemann,Genau genommen müsste man, wenn man denn den Iran und Saudi-Arabien vergleichen möchte, verschiedene Muster der Kategorisierung ansetzen, genau genommen könnte man in innere Repressivität, religiösen Fanatismus und geostragische Bedrohungslagen unterscheiden. Hierbei ergeben sich teils sehr unterschiedliche, teils aber auch ähnliche Muster. Genau genommen:
im Großen und Ganzen stimme ich Dir zu - nur in einem nicht:
die stockkonservative islamische Ideologie findest Du im Wesentlichen (und mit deutlich längerer Dauer) in Saudi Arabien, und nicht im Iran.
Der Iran ist - auch seit 1979 - gegenüber Saudi Arabien ein Musterland der Demokratie und Toleranz, auch was Frauenrechte betrifft.
Die iranisch-amerikanische Gegnerschaft resultiert auf US-Seite vor allem aus der Besetzung der US-Botschaft, die in den Wirren des Schahsturzes möglicherweise sogar ohne Rückendeckung durch die theokratische Regierung erfolgte, auf iranischer Seite dagegen aus (über die Jahrzehnte immer wieder) erfolgte Einmischung der USA in iranische Angelegenheiten - ich erinnere an den Sturz des ersten demokratischen Führers bis hin zur Untersützung Saddams in seinem auch mit chemischen Waffen geführten Krieg gegen den Iran.
Aus dieser speziellen Situation sollten wir nicht den Fehler machen, den Iran als stockkonservative islamische Herrschaft zum latenten Gegner zu machen.
1.) Innere Repressivität: Gemessen an den Faktoren Hinrichtungen, Misshandlungen und Menschenrechtsverstößen und Pressezensur sind sich beide Regime sehr ähnlich. Der Iran verhängt sogar wesentlich mehr Todesurteile, auch gegen Minderjährige, als Saudi-Arabien. Öffentliche Hinrichtungen sind in beiden Staaten zudem an der Tagesordnung, ebenso die Misshandlungen in Gefängnissen. Gemessen an der Pressezensur sind beide Staaten ebenfalls dicht beieinander - am beschämenden hinteren Ende der "Rangliste" -, genau genommen irgendwo jeweils zwischen Platz 160 und 170 (von allen ca. 180 erfassten Staaten weltweit).
2.) Religiöse Toleranz bzw. religiöser Fanatismus: Hier schneidet Iran im Inneren wesentlich besser ab, während in Iran z. B. historische Kirchen oder Synagogen sogar mit Staatsgeldern vor dem Verfall bewahrt und Christen und Juden (und Zoroastrier) als Minoritäten von der Regierungsseite anerkannt werden, darf man in Saudi-Arabien nicht einmal eine Bibel oder ein Kreuz am Hals bei sich haben, geschweige denn gibt es im Land Kirchen oder Synagogen. Die einzige Ähnlichkeit beider Regime unter Punkt 2.) findet man im Umgang mit atheistischen Gedankenmodellen oder der Apostasie - dem Abfall vom Glaube bzw. die Konvertierung -, was in beiden Fällen mit langen Haftstrafen oder gar dem Tode bestraft werden kann.
3.) Geostrategische Risiken: Auch hier geht das größere mögliche Bedrohungsszenario eindeutig von Saudi-Arabien aus. Während sich der religiöse Fanatismus des Wahhabitentums und salafistisches Gedankengut bzw. der daraus oftmals resultierende islamistische Terrorismus quasi fast uneingeschränkt zwischen Marokko im Westen, Nigeria im Süden, den kaukasischen bzw. zentralasiatischen ehem. Sowjetrepubliken im Norden und den Südphilippinen im Osten in der gesamten Umma ausbreiten kann, sind der schiitischen Machtambition sehr enge Grenzen gesetzt, schlicht bedingt durch die geographische Ausbreitung der Schiiten oder von deren Ablegern innerhalb des Islam. Quasi könnte man hier neben dem Irak und dem Iran nur noch den Jemen sowie teils den Libanon, Bahrain und Syrien nennen (von kleineren Volksgruppen, etwa den Hazaras in Afghanistan, einmal abgesehen). Kurzum: Der saudische Eifer kann auf der halben Weltkugel Schaden anrichten, der iranische nicht.
Fazit: Die Lage im Inneren (von der relativen religiösen Toleranz in Iran abgesehen) ist in beiden Staaten miserabel, weltweit betrachtet geht aber das wesentlich größere Risiko von den Saudis aus.
Schneemann.