03.04.2015, 16:08
@triangolum
Es hat in diesen Ländern schon längst Entwicklungen und Auswirkungen gegeben, die über reine iranische Befindlichkeiten oder amerikanisches Wollen oder dein oder mein Wunschdenken bei weitem hinausgehen. Die Mechanismen in diesen Ländern beziehen sich auch nicht auf aktuelle Sanktionen oder westliche Standpunkte, sie haben sich entwickelt, teils rühren diese Komplexitäten heutzutage von jahrhundertealten Ressentiments innerhalb des Islam her, die älter als die USA oder die EU sind. Selbst Saddam hat sich bei seinem Feldzug gegen den Iran in den 1980ern teils mehr inspirieren lassen von der (entscheidenden) Schlacht von al-Qādisīya als vom Kampf gegen die Mullahs oder vom Öl in Khuzistan (in Allah ist mit den Standhaften von Scholl-Latour empfehle ich das Kapitel des irakisch-iranischen Krieges hierzu).
Kumulationspunkt des Konfliktes war dann die US-Botschaftsbesetzung - vermutlich eine gelenkte Unternehmung des Revolutionsrates -, die u. a. zum Sturz Carters mit beigetragen hat. Wäre nach Carter eine "Taube" ins Weiße Haus eingezogen, so hätte selbst dieses Ereignis noch nicht zwingend ein völliges Einfrieren der Beziehungen, ja eine Feindschaft zur Folge haben müssen, aber es zog Ronald Reagan ins Präsidentenamt ein. Und dieser war nicht nur ein Hardliner, sondern er war bereit, diese US-Demütigung sogar mit dem "big stick" zu lösen. Diese unnachgiebige Politik zeigte sich aber nicht nur im Umgang mit den Mullahs, sondern auch z. B. in anderen Konflikten (Gaddafi/Sirte-Konflikt, Mittelamerika/Contras).
In der Folge beschränkten sich die Mullahs denn auch auf Terrorakte außerhalb des Golfes (u. a. der berüchtigte Anschlag in Beirut 1983, wo 241 US-Soldaten starben). Als Folge hierauf griffen die USA im laufenden irakisch-iranischen Krieg eindeutig gegen den Iran ein, zumindest zur See, was dann in der Operation Praying Mantis 1988 gipfelte. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass die USA nicht nur Saddam unterstützten, sondern auch die Mullahs alimentierten (Iran-Contra-Affäre), was diese auch gerne annahmen (u. a. TOW-Panzerabwehrlenkwaffen). Quasi also unterstützten sie beide Seiten - was aber heute in Iran auch nicht gerne gehört wird. Kurzum: Es hat sich hochgeschaukelt, beide Seiten haben ihren Anteil daran, weswegen man drei Jahrzehnte lang eine innige Feindschaft pflegen konnte. Und es wäre gut, wenn beide Seiten dies auch akzeptieren, weil ewig kann dieses Gezicke auch nicht weitergehen.
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@Off-Topic
1.) Ich sehe sicherlich nicht immer und alles so wie der Spiegel oder andere Magazine (ich habe auch übrigens einen Medienkritik-Strang hier im Forum eröffnet, den ich auch schon mit Spiegel-Bsp. gefüttert habe; seltsamerweise wurde dieser Strang dann aber immer von denen gemieden, die gerade deutschen Medien Zensur oder Staatsmedialität vorwerfen und die sich selbst lieber auf sehr wahrscheinlich zensierte Medien berufen). Insofern lasse ich mir diese Einseitigkeit auch nicht unterstellen bzw. auch nicht vorschreiben, wie ich zu denken habe. Punkt.
2.) Zudem ist das Verweisen auf diese (deutschen) Medien in diesem Forum mit Sicherheit auch nichts, was uns unglaubwürdig machen würde. Wir lassen hier nicht nur SPON, Reuters, CNN oder die Tagesschau zu, sondern auch PressTV, RT oder meinetwegen CCTV und Xinhua. D. h. also wir lassen auch Quellen zu, die mit großer Sicherheit einer staatlichen Zensur unterworfen sind. Und dies zeichnet wiederum unsere Offenheit und Glaubwürdigkeit aus. Nur lassen wir uns dann mit Sicherheit nicht unterstellen, wir wären unglaubwürdig, wenn wir öfters deutschsprachige Medien zitieren oder deren Zitation im Vordergrund haben, schließlich sind wir ein deutschsprachiges Forum. Umgekehrt werden nämlich gerade diese - d. h. deutschsprachige - Medien in Ländern mit Zensur oftmals zumindest behindert oder sogar ganz geblockt.
Insofern möchte ich solche personifiziert-sinnentleerten, unsachlichen und vermutlich propagandistisch gefärbten Aussagen hier nicht mehr lesen.
Freundlicher Gruß, Schneemann.
Zitat:Du verkennst jedoch das der Ex Präsident nicht nur im ländlichen Raum sondern auch in der Hauptstadt und allen größeren Städten eine sehr breite Basis hat. Diese ist heute noch viel größer wenn du dir die Umfragen anschaust. Er war übrigens Bürgermeister der Hauptstadt. Er war eher der "Reformer" als alle vor ihm und auch der und die welche nach ihm jetzt handeln. Auch das muss du zur Kenntnis nehmen.Ich nehme zur Kenntnis, dass er Bürgermeister der Hauptstadt war, ist ja auch ein Faktum. Nur hat er insgesamt betrachtet in der Hauptstadt wesentlich weniger Stimmen bekommen (ca. 30%) als bei seiner Wahl zum Präsidenten - über 60% Stimmen, vor allem aus dem ländlichen Raum - und dies zudem mit einer sehr geringen Wahlbeteiligung (wenn die Zahlen den stimmen).
Zitat:Natürlich hat er aus der Not heraus das Bildungsprogramm massiv Ausgebaut damit nicht junge Leute massiv auf der Straße stehen. Er hat zudem für die Rechte der Frauen, besonders in Familie und Bildung, mehr getan als alle vor ihm. In der Wirtschaft hat er trotz Sanktionen den Iran massiv Unabhängiger gemacht. Siehe Stahl und Schwerindustrie, siehe Schiffbau, siehe Eisenbahn, siehe Benzin und Raffinerien. Vom Importeur für Benzin und Öl Erzeugnisse zum Exporteur. Das selbe im Energiesektor.Er hat in seiner Amtszeit viele Projekte angestoßen, sicherlich. Und dies hat auch die insgesamten Produktionszahlen auf dem Papier erhöht. Dagegen stiegen in seiner Zeit aber Arbeitslosigkeit, Korruption, Teuerungsrate und Schmuggelgeschäfte an und verlor das Land im Bereich Pressefreiheit einiges an Boden. Vor allem die beiden erstgenannten Punkte haben (vermutlich) auch zum internen Zwist mit Chamenei beigetragen.
Zitat:Du unterstellst der jetzigen Regierung sie wäre diplomatischer. Das mag zwar auf dem Blick mit dem Westen zutreffen aber der Iran war zuvor unter dem Ex. in Sachen Blockfreie Staaten und anderes viel Erfolgreicher in der Sache Diplomatie und Auslandspolitik.Das wurde mit viel Getöse inszeniert, viele politische oder wirtschaftliche Vorteile für den Iran selbst haben sich aber nicht ergeben, weder was Venezuela oder Weißrussland betrifft, noch was die groß angekündigten Politvorhaben Richtung Armenien und Zentralasien betreffen. Nicht einmal die Russen hat man aus dem Sanktionsblock herausbrechen können.
Zitat:Die Erfahrung ist jedoch eine ganz andere. Es wird Auswirkungen auf Syrien, Libanon, Irak und anderes haben. Da bin ich ganz sicher.
Es hat in diesen Ländern schon längst Entwicklungen und Auswirkungen gegeben, die über reine iranische Befindlichkeiten oder amerikanisches Wollen oder dein oder mein Wunschdenken bei weitem hinausgehen. Die Mechanismen in diesen Ländern beziehen sich auch nicht auf aktuelle Sanktionen oder westliche Standpunkte, sie haben sich entwickelt, teils rühren diese Komplexitäten heutzutage von jahrhundertealten Ressentiments innerhalb des Islam her, die älter als die USA oder die EU sind. Selbst Saddam hat sich bei seinem Feldzug gegen den Iran in den 1980ern teils mehr inspirieren lassen von der (entscheidenden) Schlacht von al-Qādisīya als vom Kampf gegen die Mullahs oder vom Öl in Khuzistan (in Allah ist mit den Standhaften von Scholl-Latour empfehle ich das Kapitel des irakisch-iranischen Krieges hierzu).
Zitat:Die USA sind ja nicht durch Rhetorik das Feindbild Nr. 1 im Iran.Doch. Aktuell zumindest mit abnehmender Tendenz.
Zitat:Das hat schließlich handfeste Gründe. Der Überfall des Iraks 1980 war die Idee, der Wunsch der USA. Sie wollten es, sie bekamen es. Die USA und der Westen unterstützten massiv den Irak. Die USA intervenierten sogar auf der Seite des Iraks. Ziviles Flugzeuge, Bohrplattformen, Kriegsschiffe... alles Opfers der USA. Von dem ganzen Handels und Wirtschaftskrieg bis heute, den Terroranschlägen, den Drohnen und Sabotage Akten mal ganz zu Schweigen. Als wenn das Feindbild USA völlig Absurd und nur einer Antikapitalistischen Ideologie entspringt.Genau genommen schon. Es wäre mühsam, hier nun alles aufzudröseln. Fakt ist doch, dass sich die Westmächte nach der Guadeloupe-Konferenz Anfang 1979 entschieden haben, den Schah nicht mehr zu hofieren und mit Khomeini zu reden. Dieser ereiferte sich aber von Anfang an gegen jedweden Dialog mit den Westmächten, vor allem mit Großbritannien und den USA. Witzigerweise warf er ihnen sogar den Sturz Mossadeghs vor (durch die CIA 1953 - auf Wunsch der Briten allerdings), obgleich er selbst dessen sozialistische Anwandlungen erbittert bekämpft hatte und nach der islamischen Revolution die marxistischen und sozialistischen Kräfte in Iran gnadenlos verfolgen ließ (die Entstehung der islamisch-sozialistisch ausgerichteten Volksmudschahedin [MEK] war nur eine Folge davon; dies hören aber die Anhänger der Mullahkratie nicht gerne, unterstellt man doch dieser MEK heute wiederum, sie sei ein Kind der CIA und des Mossad).
Kumulationspunkt des Konfliktes war dann die US-Botschaftsbesetzung - vermutlich eine gelenkte Unternehmung des Revolutionsrates -, die u. a. zum Sturz Carters mit beigetragen hat. Wäre nach Carter eine "Taube" ins Weiße Haus eingezogen, so hätte selbst dieses Ereignis noch nicht zwingend ein völliges Einfrieren der Beziehungen, ja eine Feindschaft zur Folge haben müssen, aber es zog Ronald Reagan ins Präsidentenamt ein. Und dieser war nicht nur ein Hardliner, sondern er war bereit, diese US-Demütigung sogar mit dem "big stick" zu lösen. Diese unnachgiebige Politik zeigte sich aber nicht nur im Umgang mit den Mullahs, sondern auch z. B. in anderen Konflikten (Gaddafi/Sirte-Konflikt, Mittelamerika/Contras).
In der Folge beschränkten sich die Mullahs denn auch auf Terrorakte außerhalb des Golfes (u. a. der berüchtigte Anschlag in Beirut 1983, wo 241 US-Soldaten starben). Als Folge hierauf griffen die USA im laufenden irakisch-iranischen Krieg eindeutig gegen den Iran ein, zumindest zur See, was dann in der Operation Praying Mantis 1988 gipfelte. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass die USA nicht nur Saddam unterstützten, sondern auch die Mullahs alimentierten (Iran-Contra-Affäre), was diese auch gerne annahmen (u. a. TOW-Panzerabwehrlenkwaffen). Quasi also unterstützten sie beide Seiten - was aber heute in Iran auch nicht gerne gehört wird. Kurzum: Es hat sich hochgeschaukelt, beide Seiten haben ihren Anteil daran, weswegen man drei Jahrzehnte lang eine innige Feindschaft pflegen konnte. Und es wäre gut, wenn beide Seiten dies auch akzeptieren, weil ewig kann dieses Gezicke auch nicht weitergehen.
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@Off-Topic
Zitat:Du siehst es weiterhin wie SPON. [...] Du kannst gerne wie SPON und die ARD und damit wie die Denkfabriken für Medien und Propaganda Made in USA das verkaufen aber das ist einfach unglaubwürdig in einem SicherheitsforumSo. Hier eine klare, grundsätzliche Ansage:
1.) Ich sehe sicherlich nicht immer und alles so wie der Spiegel oder andere Magazine (ich habe auch übrigens einen Medienkritik-Strang hier im Forum eröffnet, den ich auch schon mit Spiegel-Bsp. gefüttert habe; seltsamerweise wurde dieser Strang dann aber immer von denen gemieden, die gerade deutschen Medien Zensur oder Staatsmedialität vorwerfen und die sich selbst lieber auf sehr wahrscheinlich zensierte Medien berufen). Insofern lasse ich mir diese Einseitigkeit auch nicht unterstellen bzw. auch nicht vorschreiben, wie ich zu denken habe. Punkt.
2.) Zudem ist das Verweisen auf diese (deutschen) Medien in diesem Forum mit Sicherheit auch nichts, was uns unglaubwürdig machen würde. Wir lassen hier nicht nur SPON, Reuters, CNN oder die Tagesschau zu, sondern auch PressTV, RT oder meinetwegen CCTV und Xinhua. D. h. also wir lassen auch Quellen zu, die mit großer Sicherheit einer staatlichen Zensur unterworfen sind. Und dies zeichnet wiederum unsere Offenheit und Glaubwürdigkeit aus. Nur lassen wir uns dann mit Sicherheit nicht unterstellen, wir wären unglaubwürdig, wenn wir öfters deutschsprachige Medien zitieren oder deren Zitation im Vordergrund haben, schließlich sind wir ein deutschsprachiges Forum. Umgekehrt werden nämlich gerade diese - d. h. deutschsprachige - Medien in Ländern mit Zensur oftmals zumindest behindert oder sogar ganz geblockt.
Insofern möchte ich solche personifiziert-sinnentleerten, unsachlichen und vermutlich propagandistisch gefärbten Aussagen hier nicht mehr lesen.
Freundlicher Gruß, Schneemann.