01.04.2015, 10:42
Qunitus schrieb:Kleinvieh macht auch Mist und gerade solche technische Kleinigkeiten verdienen Beachtung weil sie sich anhäufen, gegenseitig kulminieren und dann durchaus militärische Wirkung zeigen. Und gerade im Bereich der Schützenwaffen könnte man einiges heraus holen, da hier die Kosten im Vergleich zum Nutzen recht überschaubar sind.
Es sind heute eine Menge Systeme verfügbar, welche die Schießleistung selbst schlechterer Schützen immens verbessern. Darüber hinaus macht es taktisch eben durchaus einen Unterschied, mit welchem System (vom Konzept her) ich durchs Gelände stolpere. […]
Man muss schon differenzieren.
Ein konzeptionell anderes Gewehr beschaffen zu wollen ist das eine. Eine Beschaffung aufgrund angeblich mangelhafter Leistungen in einem praxisfernen Grenzbereich anzustoßen das andere.
Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, dass das 80iger Jahre Konzept der Massenwehrpflichtigenarmee im mechanisierten Kampf nicht auf die Einsatzrealitäten am Hindukusch übertragbar ist. Was damals Sinn gemacht hat muss in Zeiten in denen der Fokus auf kleineren Infanterieverbände anstatt mechanisierten Einheiten liegt nicht weiter gelten.
Insofern kann man sich fragen, inwieweit langfristig ein neues Bewaffnungskonzept Sinn machen würde. Dann aber bitte auch unter Berücksichtigung des Umstandes, dass wir in Zukunft wieder eher Bündnisverteidigung an der Weichsel und nicht Hindukusch machen wollen.
Völlig verfehlt ist es aber, jetzt die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen und irgendetwas über das Knie zu brechen.
Schön, dass G36 schießt irgendwelchen Testreihen irgendwelcher Institute zu Folge im erhitzten Zustand nicht mehr präzise. Ja und? Das Ding ist ein Sturmgewehr und kein Ersatz MG. Es war und ist nicht dafür vorgesehen binnen Minuten ein dreistellige Zahl an Schüssen abzugeben.
In der Einsatzrealität sollte es dazu auch nicht kommen. Und wenn das in der Lage dann doch passiert (und dadurch dann auch noch tatsächliche Konsequenzen im Sinne von Ausfällen erwachsen) ist insgesamt schon so viel schief gelaufen, dass es auf diese Detailfrage auch nicht mehr ankommt.
Man muss sich btw auch vergegenwärtigen, dass diese ganze Problematik eben nicht aus der Truppe kam sondern aus irgendeiner Prüfstelle. Natürlich gibt das dann Aufruhr in den Verbänden wenn sowas bekannt wird, aber da sich das Problem im Feld effektiv nicht stellt kann es so furchtbar relevant nicht sein. Erst recht nicht, da man das Problem nicht mal bei Praxistests in Afghanistan reproduzieren konnte.
Wenn in der Praxis überhaupt Probleme auftreten sollte man nicht bei solchen Details ansetzen, sondern da wo es wirklich hakt. Die Schießausbildung der Bundeswehr ist mangelhaft und für ‚Afghanistan‘ sowieso falsch konzipiert. Würde man hier ansetzen und die Ausbildungskriterien überarbeiten und insgesamt einfach mehr mit den Dingen üben, könnte man zigmal mehr erreichen als durch die Behebung irgendwelcher Probleme in Grenzbereichen.
Das G36 ist grundsätzlich ein gutes Gewehr mit dem selbst ein Neuling rasch brauchbare Ergebnisse erzielen kann. Zum Zeitpunkt der Beschaffung war es im Hinblick auf die immernoch vorherrschende Massenwehrpflichtigenarmee und Etatknappheit eine vernünftige Entscheidung. Zynisch könnte man anmerken, es ist angesichts der mangelhaften Expertise der Masse der deutschen Schützen immernoch eine gute Lösung.
Zitat: Einen Gegner niederhalten um die eigene Bewegung zu ermöglichen oder um überhaupt die Bekämpfung des Gegners zu ermöglichen, also den Kopf heben zu können, ist absolut im Sinn der Sache. Und hier zeigte sich eben in den taktischen Erfordernissen der Praxis, dass die MG im heutigen hochdynamischen Infanteriegefecht dieses Niederhalten nicht immer leisten können, weil sie entweder so positioniert sind, dass sie die feindliche Stellung nicht einsehen bzw nicht bekämpfen können oder weil sie ebenfalls niedergehalten werden etc
Ich sehe da eher eine Überhöhung des Bedürfnisses den Gegner niederzuhalten. Es kann doch nicht sein blindwütig tausende Schuss ins Gelände zu setzen nur damit sich der Feind nicht bewegt. „Hochdynamisiert“ ist da doch nur eine vornehme Umschreibung von „irgendwo wird der Feind schon sitzen, schießen wir mal damit wir uns besser fühlen“. Unabhängig von irgendwelchen heißgeschossenen Waffen, die Munition dafür führt die Infanteriegruppe und erst recht nicht der einzelne Soldat nicht mit. Vor allen dann nicht wenn sich das Gefecht mal hinzieht und das Gefechtstaxi nicht zu Verfügung steht.
Es wäre ein Fehler die Not noch weiter zu potentieren indem man jedem Soldaten eine noch größere Spucktröte in die Hand drückt.
Ich würde in die genau entgegengesetzte Richtung gehen. Das Schützenfeuer muss (wieder) überlegter und präziser werden, va in Einsatzszenarien mit großer Kampfentfernung wie Afghanistan.