(Europa) Die russische Marine
nicht vergessen - Lieferengpässe führen langfristig zur größeren Unabhängigkeit und einer Stärkung der eigenen Rüstungsindustrie
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Zitat:Die Ukraine-Krise wirkt sich zunehmend auch auf den russischen Kriegsschiffbau aus.

Zahlreiche auf russischen Kriegsschiffen installierte schiffstechnische Anlagen und Geräte - von Gasturbinen für Schiffsantriebe bis hin zu Klima- und Kühlanlagen – wurden bisher nicht in Russland produziert, sondern von westlichen und ukrainischen Unternehmen zugeliefert. Westliche Produkte unterliegen inzwischen zumindest in Teilen einem Embargo, das bei einer Entspannung der Lage schnell wieder aufgehoben werden dürfte. Schwerwiegender ist dagegen bei der Zulieferung von Gasturbinen die fast völlige Abhängigkeit von der Ukraine.

In der früheren Sowjetunion war die Produktion von schiffstechnischen Anlagen, Waffensystemen und sonstigen Geräten auf die Sowjetrepubliken verteilt; Gasturbinen wurden damals ausschließlich in der Ukraine (vor allem beim Turbinenwerk Süd - heute Zorya-Mashprojekt - in Nikolayev) hergestellt. Mit Auflösung der Sowjetunion blieben diese Abhängigkeiten weitestgehend bestehen. Russland fehlte zum einen das Kapital, völlig autarke nationale Alternativen aufzubauen, aber unter der damaligen politischen Lage sah man dafür wohl auch keine Notwendigkeit. In einer von Zorya-Mashprojekt und mehreren russischen Firmen (Saturn, Avrora, Turboco und TST) gegründeten Joint Venture blieb die Ukraine Zentrum der Herstellung von Marine-Gasturbinen, während die russischen Firmen sich mit Reparaturen und der Herstellung von Ersatzteilen und (zivilen) Gasturbinen geringerer Leistung begnügten.

Erst die neuen russischen Fregatten der ADMIRAL GORSHKOV-Klasse (Projekt 22350) sollen Gasturbinen erhalten, die - noch nach Plänen der ukrainischen Zorya-Mashprojekt - auch von der russischen Saturn in Rybinsk hergestellt werden können. Auf dem Typschiff, das mit mehreren Jahren Verspätung noch in diesem Monat erste Erprobungen in See beginnen soll, sind solche noch in der Ukraine hergestellte Gasturbinen bereits installiert (angeblich soll es mit diesen „technische Probleme“ geben). Saturn bereitet sich mit Hochdruck auf die Produktion in Rybinsk vor, hofft auf Beginn der Serienfertigung in 2017.

Probleme zeichnen sich vor allem für die neuen Fregatten der GRIGOROVICH-Klasse (Projekt 11356, Variante der für Indien gebauten TALWAR-Klasse) ab. Zwar liegen bei der russischen Yantar-Werft in Kaliningrad noch einige früher aus der Ukraine gelieferte Gasturbinen, mit denen die ersten zwei bereits im Bau befindlichen Schiffe des ersten Loses fertiggestellt werden können, aber für das dritte Schiff des ersten Loses und die bestellten drei Fregatten des zweiten Loses (sowie zukünftige Projekte) muss man umdisponieren.

Alternative wäre der Einbau von den auch auf der ADMIRAL GORSHKOV verwendeten Gasturbinen. Voraussetzungen dafür wären allerdings eine erfolgreich angelaufene Serienfertigung in Rybinsk - und wegen deutlich anderer Abmessungen erhebliche Designänderungen. Nicht unproblematisch wäre auch ein Einbau von Saturn-Gasturbinen eines anderen Typs. Von diesen wären wegen geringerer Leistung statt der geplanten zwei nun vier Gasturbinen nötig, und auch dafür findet sich im derzeitigen GRIGOROVICH-Design noch kein Platz.
wenn man das vermeiden und sich die eigenen Exportmöglichkeiten erhalten will, dann bleibt nur ein schmales Zeitfenster, in dem ein politischer Konflikt bereinigt werden kann.
Denn sobald der Konflikt soweit eskaliert, dass das Importland schon zur Vermeidung weiterer künftiger Sanktionen seine eigenen Industrien aufbaut, ist das "Sanktionsschwert" nicht mehr zu gebrauchen.
Im Ukraine-Konflikt ist allerdings zu vermuten, dass diese Schwelle schon längt überschritten ist. Russland wird sich nicht wieder von anderen Staaten abhängig machen wollen, und deshalb auf jeden Fall seine eigene Industrie aufbauen.
Und Russland ist groß genug, sich von ausländischen Zulieferern unabhängig zu machen. Dazu kommt, dass mit anderen Staaten - China z.B. (Stichwort BRICS) - entsprechende Kontakte in den Startlöchern stehen, die liebend gerne den Platz der Ukraine (und westlicher Handelspartner) einnehmen würden.
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