11.10.2014, 12:03
Zitat:„Türkei wird nie gegen IS kämpfen“<!-- m --><a class="postlink" href="http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3884647/Turkei-wird-nie-gegen-IS-kaempfen?_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do">http://diepresse.com/home/politik/ausse ... k/index.do</a><!-- m -->
PKK-Gründungsmitglied Cemil Bayik warnt vor dem Ende des Waffenstillstands mit Ankara. Es gebe keinen Friedensprozess mehr. Der Türkei wirft er vor, mit IS-Extremisten unter einer Decke zu stecken.
10.10.2014 | 18:37 | Wieland Schneider (Die Presse)
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Auf weißen Plastiksesseln zwischen Bäumen empfängt der PKK-Vorsitzende, Cemil Bayik, zum Gespräch. Vor einem Jahr hat die Kurdische Arbeiterpartei, PKK, einen Friedensprozess mit dem türkischen Staat gestartet. Und nun sind Kämpfer der PKK und der mit ihr verbündeten syrisch-kurdischen YPG-Kräfte in schwere Gefechte mit der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) verwickelt, vor allem in der umkämpften syrischen Kurdenstadt Kobane, die von der YPG verteidigt wird.
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Cemil Bayik [PKK-Vorsitzende]: Die internationale Koalition behauptet, gegen den IS zu kämpfen. Wenn das stimmt, müsste sie die YPG-Volksverteidigungseinheiten unterstützen, die dem IS in Kobane harte Gefechte liefern. Das passiert aber nicht. Die Panzer des IS sind aus der Luft klar zu erkennen. Wenn die Koalition den IS wirklich hart treffen will, dann könnte sie das tun.
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Die Koalition hat nur wenige IS-Ziele getroffen, oft nur leere Einrichtungen. Das ermuntert den IS, noch heftiger als bisher anzugreifen. Die internationale Koalition hält sich zurück – offenbar aus Rücksicht auf die Überlegungen der türkischen Regierung: Das Nato-Mitglied Türkei will, dass die PKK und die Kräfte, die Kobane verteidigen, genauso behandelt werden wie der IS. Und es will die Erlaubnis dafür, eine Pufferzone in Syrien einzurichten.
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Die Türkei wird nie wirklich gegen den IS kämpfen. Sie hat diese Terrorgruppe lang unterstützt. Türkische Spezialeinheiten koordinieren die IS-Angriffe auf Kobane. Ankara benützt den IS als Werkzeug, um die kurdische Revolution und die Selbstverwaltungsstrukturen in Rojava (syrische Kurdengebiete, Anm.) zu vernichten
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Wir haben dafür Beweise: IS-Kämpfer konnten immer wieder ungehindert die türkische Grenze passieren, um Kobane anzugreifen. Zugleich haben türkische Grenztruppen aber auf Fahrzeuge der YPG geschossen.
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Wir haben den Friedensprozess bis jetzt weitergetragen. Aber die Türkei ist nicht mitgegangen. Sie hat uns als Alternative nur den Kampf gelassen. Die türkische Regierung glaubt, dass sie Zeit gewinnen kann und wir inzwischen unsere Fähigkeit zu kämpfen verlieren. Die PKK hat die Fähigkeit, gleichzeitig an mehreren Fronten aktiv zu sein. Wir werden nie kapitulieren. Wir werden aber auch nie andere attackieren, sondern immer nur bei Selbstverteidigung bleiben. Der Kampf gegen den IS und der Kampf gegen die Türkei sind für uns ein und derselbe Kampf. Denn die Türkei benutzt den IS als Waffe. Damit stellt sie nicht nur ein Problem für die Kurden dar, sondern auch für die Nato und die Europäer.
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Sehr denkwürdiges Interview, welches man am Besten in voller länger liest.