Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
Quintus Fabius schrieb:Allein schon das Verhältnis zu den Eliten (und auch zur Bevölkerung) ist ein ganz anderes, wenn man sich mit diesen direkt selbst austauschen kann.

Mit Sicherheit, aber für die Eliten reicht ja ein Dolmetscher. Das Verhältnis zum Volk wäre vor allem ein anderes. Ungefiltert an Informationen zu gelangen oder zu verbreiten ist doch wesentlich spannender.

Zitat:
Es geht nicht darum die Eliten vermeintlich zu kontrollieren, sondern sie ganz real zu einer Mehrheit auf die eigene Seite zu bringen.

Du verwendest nur eine andere Formulierung, meinst aber das Gleiche.

Zitat:Du unterschätzt heillos die Wichtigkeit guter Einheimischer Führung. Das heißt nicht, dass korrupte unfähige Kriminelle die auf unserer Seite stehen von uns hoffiert werden, sondern dass wir die fähigen Teile der Einheimischen auf unsere Seite bringen.

In keinster Weise. Eliten außerhalb kulturell fest etablierter Strukturen sind austauschbar. Du kannst die Stammesführung schlecht aushebeln, den Drogenbaron, Politiker, Rebellenführer, Industriellen etc...aber sehr schnell. Die Bevölkerung ist nicht austauschbar, aber in der Lage die nicht kulturell etablierten Eliten auszutauschen.

Außerdem gehen wir hier von falschen Voraussetzungen aus. Frankreichs Mission gegen ein paar unfähige und weitestgehend Rückhaltlose Bandidos die plündernd über Mali herzogen ist doch nicht die Norm. Es auch nicht überraschend, dass sich anderswo häufig gerade die Unfähigen durchsetzen, gerade weil äußere Kräfte sich sehr gezielt der Unfähigen bedienen. Warum sollten auch fähige Eliten äußere Hilfe benötigen um sich gegen die Unfähigen durchzusetzen? Wenn man die Sache sich selbst überlässt, setzen sich am Ende immer die Fähigen durch. Sollten sich aus eigener Kraft die Unfähigen durchsetzen, können sie schlecht unfähig gewesen sein.

Die Intention einer äußeren Macht zielt im Partisanenkrieg doch darauf ab Einfluss zu nehmen und jene Siegen zu lassen auf die man nach dem Konflikt noch den größten Einfluss nehmen kann, also gerade jene zu etablieren die unfähig sind.

Zitat:Erstens wirst du in vielen Gesellschaften nie einen echten Rückhalt in der Zivilbevölkerung haben, solange nicht deren Führer auf unserer Seite stehen. Zweitens gibt es genug Fälle, wo du so oder so keinen echten Rückhalt in der Zivilbevölkerung erzielen kannst. Drittens geht es nicht darum, einen Ansprechpartner zu haben, sondern durch die Zusammenarbeit mit fähigen Einheimischen die Zivilbevölkerung auf unsere Seite zu bringen.

s.o.

Zitat: 8) Und selbst das kann besser sein, als sinnlos um die Zivilbevölkerung, die Unterschicht und den Pöbel zu buhlen.

Mit einer top-down Strategie verliert man jeden handfesten Partisanenkrieg. Es sei denn die gewählte Elite geht in einer recht frühen Phase extrem brutal und abschreckend gegen die Opposition vor, so dass die Partisanen den für sie notwendigen Rückhalt in der Bevölkerung aus purer Furcht vor Repressalien verlieren. Um wirklich erfolgreich Polizei/Milizstrukturen aufzubauen, um Partisanen den Rückhalt beim Volk zu entziehen, muss man es schaffen viel mehr echten Rückhalt beim Volk zu erlangen, wie die Partisanen. Partisanenkriege werden daher bottom-up gewonnen und nicht top-down. Es bringt nämlich überhaupt nichts, mit einem cleveren Stammesführer einen Deal auszhandeln und dann seine völlig unmotivierten Leute bekifft in der Bedienung von Waffen zu unterrichten. Ohne mehrheitsfähige vorort verankerte Ideologie wird es im Partisanenkrieg schwer, nur soweit kann ich Deine Idee mit den Eliten nachvollziehen.

Zitat:Und gerade deshalb ist diese Frage nicht egal, sondern von großem Belang für den Erfolg. Weil man für COIN Glaubwürdigkeit braucht und diese eben dauerhaft verliert, wenn man ersteinmal erwischt wurde. Und kein Partisanenkrieg ist so kurz, als dass man diese Dinge lange genug verheimlichen könnte.

Das hängt davon ab welche Strategie man verfolgt.

Zitat:Zu viel wird eben der kurzfristige Vorteil gesucht und es gibt eben kein langfristiges Konzept. Man ist ja sogar nach Afghanistan und insbesondere in den Irak rein gegangen ohne irgendein Konzept für den Einsatz in den nächsten Jahren zu haben außer nichtssagenden schwammigen Worthülsensammlungen auf dem Niveau von blühenden Landschaften etc

Das für den Irak und Afghanistan gewählte Konzept war exakt Deines. Man sucht sich Eliten und die werden es schon richten.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: