Kulturen im Konflikt
das passt wohl auch in den Kontext:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/politik/ausland/article123414396/Der-Westen-in-geduldiger-Erwartung-des-Niedergangs.html">http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... gangs.html</a><!-- m -->
Zitat:09:47
Geopolitik

Der Westen in geduldiger Erwartung des Niedergangs


China und Russland setzen wieder auf Taktiken des Kalten Krieges, um die amerikanische Weltordnung auszuhöhlen. Die USA helfen bei der eigenen Demontage sogar mit – durch ihren Isolationismus.

Das vergangene Jahr wird von Historikern vielleicht einmal als das angesehen werden, in dem die amerikanische Weltordnung anfing zu bröckeln. "Irgendwann in 2013 haben wir eine neue Phase der Weltgeschichte erreicht", schreibt der Politikwissenschaftler Walter Russell Mead. Zwar sei die Ordnung, die Amerika der eurasischen Landmasse nach dem Ende des Kalten Krieges aufgezwungen habe, keineswegs überwunden. "Aber", so Mead, "von diesem Punkt ab müssen wir die Situation als umkämpft betrachten".

Das von Francis Fukuyama nach dem Exitus der Sowjetunion verkündete "Ende der Geschichte" gehe seinerseits nun zu Ende. Die Geopolitik ist zurück.
...

Politik der Nadelstiche gegen USA

Moskau etwa hat im Frühjahr Scheinangriffe gegen Schweden geflogen, bedroht ständig die ehemals zur Sowjetunion gehörenden baltischen Republiken und hat gerade die Ukraine und Armenien mit einer Mischung aus Schmiergeldzahlung und Erpressung davon abgehalten, Assoziationsabkommen mit der EU zu unterzeichnen.

Russland hat sich in Kalter-Kriegs-Manier vor seinen Klienten in Syrien gestellt, den mordenden Präsidenten Baschar al-Assad, um weiter über einen Brückenkopf in Nahost zu verfügen. Putin macht auch keinen Hehl aus seinem Ehrgeiz, eine Sowjetunion light in der Form der "Eurasischen Union" wieder aufleben zu lassen.
....

Auch China spürt: da geht wieder was. ...

Der Iran gehört ebenfalls zu jener revisionistischen Front. ...
der Artikel kommt von falschen und unvollständigen Vorgaben zu einer richtigen Tendenz:

Falsch sind die (nicht zitierten) Aussagen zu Chinas Aktionen. Die Einrichtung einer Luftüberwachungszone auch ausserhalb der engen Hoheitsgewässer ist durchaus üblich, wie die schon seit Jahren bestehende japanische Zone gleichen Inhalts in der Region zeigt; und wer in einem ausgewiesenen Sperrgebiet den Trainingsbetrieb eines Flugzeugträgers stört und Unfälle in Kauf nimmt, "provoziert" selbst - die Aktion ging hier von den USA aus, nicht von China.

Unvollständig sind die zunehmenden Tendenzen zur Abkoppelung von den USA, so sind etwa diese Tendenzen aus Lateinamerika und Europa in dem Artikel überhaupt nicht erwähnt, obwohl sie mit der den USA unterstellten isolationistischen Richtung durchaus korrespondieren.

Richtig ist dagegen, dass nach dem Ende des "kalten Krieges" eine zunehmende Überdehnung der US-Ressourcen festgestellt werden muss, die auch den stärksten Staat der Welt finanziell überfordern.
Das Scheitern der US-Dominanzpolitik nicht nur (historisch) im Iran (Schah-Sturz) oder in Vietnam, sondern (aktuell) in Irak und Afghanistan ist dafür bezeichnend. Und die von Bush vorgenommenen Interventionen in diesen Staaten ändern nichts an der Erkenntnis, dass auch die Möglichkeiten der USA beschränkt sind. Bush hat in überheblichen Großmachtträumen die Realitäten nicht zur Kenntnis genommen. Und Realität ist, dass man einer fremden Kultur nicht mit militärischer Gewalt das westliche Demokratieverständnis aufzwingen kann. Wunschdenken ersetzt nicht fehlende Kompetenz. Im Gegenteil - das Ergebnis der Bush-Interventionen ist nur, dass der Niedergang der US-Dominanz beschleunigt wurde. Die USA müssen sich auf das machbare reduzieren. Nach dem "Aufbäumen gegen den Machtverlust" in der Bush-Aera schlägt das Pendel zwangsläufig in die andere Richtung - in Richtung "Isolationismus".

Und richtig ist, dass das Fehlen des "gemeinsamen globalen Feindes" (wie im kalten Krieg) nicht mehr in blindem Gehorsam zusammen schweißt, sondern Platz für die eigene Entwicklungen lässt. Daher werden sich bisherige Satelliten verselbstständigen, und ggf. im globalen Mächteringen zu einer eigenen Identität finden.

Diese Tendenzen sind richtig erkannt. Es wäre sinnvoll, diese Entwicklung zu akzeptieren, als sich (vergeblich) dagegen zu stemmen.

Was soll die beleidigte Ignoranz gegenüber der Regionalmacht Iran, die sich seit dem Schah-Sturz wie ein roter Faden durch die US-Iranpolitik zieht? Sie wird den Iran nicht mehr zum willigen Vasallen der USA machen.
Sie erschwert nur den Umgang mit der Realität, die etwa darin liegt, dass Lösungen in den Konfliktherden der Region - von Afghanistan bis Syrien - nur mit und nicht gegen den Iran erfolgreich sein dürften. Dazu muss man nicht die "Mullahkratie" gut finden, wiewohl der Iran gegenüber den Lieblings-Verbündeten der USA auf der arabischen Halbinsel ein Leuchtturm der Demokratie und Frauenemanzipation ist. Über 60 % der Studierenden an iranischen Universitäten sind Frauen. Es ist diese junge, offene Mittelschicht, die durch die US-Sanktionen an der Entwicklung behindert wird. Und es sind die eher unterpriveligierten, ärmeren Schichten, die als Stützen der "Mullahkratie" in Erscheinung treten. Die US-Sanktionen tragen nicht dazu bei, dass es den ärmeren Schichten besser geht und diese die Chance zum Aufstieg in die gebildetere Mittelschicht erhalten.
Und bei den US-Verbündeten dürfen die Frauen nicht mal alleine aus dem Haus oder gar selbst Auto fahren. Und die wahabitischen Prediger fördern die radikale Islamisierung weltweit. Haben wir da die richtigen Verbündeten?
Warum gelingt es den USA nicht auch - wie in Vietnam - endlich eine Weg der Koexistenz mit den einstigen Gegnern zu finden, anstatt diese Gegnerschaft zu betonieren und zu verstärken?
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Nachrichten in diesem Thema
Kulturen im Konflikt - von Erich - 05.05.2004, 21:27
RE: Kulturen im Konflikt - von Schneemann - 06.09.2023, 08:56
RE: Kulturen im Konflikt - von Quintus Fabius - 01.11.2023, 11:13
RE: Kulturen im Konflikt - von Quintus Fabius - 01.11.2023, 11:14
RE: Kulturen im Konflikt - von Nightwatch - 01.11.2023, 16:17
RE: Kulturen im Konflikt - von Schneemann - 07.11.2023, 11:59
RE: Kulturen im Konflikt - von Kongo Erich - 02.10.2024, 19:31
RE: Kulturen im Konflikt - von hunter1 - 03.10.2024, 21:12
RE: Kulturen im Konflikt - von Quintus Fabius - 03.10.2024, 21:20
RE: Kulturen im Konflikt - von Kongo Erich - 04.10.2024, 11:41

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