06.02.2004, 14:44
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,285071,00.html">http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 71,00.html</a><!-- m -->
"Das Thema wurde uns aufgezwungen"
Zehn Wochen ist es her, da verordnete Außenminister Fischer seinen Grünen beim Dresdner Parteitag den EU-Beitritt der Türkei als zentrales Thema für den Europa-Wahlkampf. Seitdem herrscht Funkstille. Ein Besuch bei der grünen Basis in Kreuzberg zeigt: Eine Herzensangelegenheit der Grünen ist der Türkei-Beitritt nicht.
"Das Thema wurde uns aufgezwungen"
Zehn Wochen ist es her, da verordnete Außenminister Fischer seinen Grünen beim Dresdner Parteitag den EU-Beitritt der Türkei als zentrales Thema für den Europa-Wahlkampf. Seitdem herrscht Funkstille. Ein Besuch bei der grünen Basis in Kreuzberg zeigt: Eine Herzensangelegenheit der Grünen ist der Türkei-Beitritt nicht.
Zitat:Das Thema ist uns von der Union aufgezwungen worden", sagt auch Dietmar Lingemann. "Es ist nicht genuin unser Thema." Könnte es nicht auch sein, dass viele Grüne wenig begeistert sind von der Idee, dass die südlichen Nachbarn der EU künftig der Irak und Syrien sein könnten? Dass sie fürchten, die türkischen Enklaven in Deutschland könnten weiter wachsen, wenn sich über kurz oder lang türkische Inhaber roter EU-Pässe dort frei niederlassen können?
Vor Ängsten solcher Art schützt auch kein grünes Parteibuch. "Ich bin gegen den Beitritt", sagt Renate, während drinnen die Wahlzettel ausgezählt werden. Die Menschenrechte, die Folterungen, die Frauenrechte seien Gründe, die dagegen sprächen. "Aber vor allem ist es nun mal nicht Europa", sagt sie. "Ich gebe es nicht gern zu, aber es hat mit dem Islam zu tun."
Dass es mit der Multi-Kulti-Seeligkeit auch bei den Grünen nicht mehr weit her ist, merkt man in Kreuzberg und Neukölln besonders. War man früher stolz auf die kosmopolitischen Straßenzüge, setzt die grüne Klientel heute alle Hebel in Bewegung, um ihre Kinder nicht in den Problemstadtteilen auf die Schule schicken zu müssen. "Das Problem kenne ich gut", brummt Ströbele. "Da wird sich dann offiziell umgemeldet, damit die Kinder woanders zur Schule gehen können."............