03.12.2013, 22:21
Schneemann schrieb:Erstmal finde ich es gut, dass du aufzeigst, woher du deine Zahlen hattest. Zweitens indessen habe ich aber meine Zweifel bezüglich neutralem Standpunkt bei Links wie Gralsmacht oder IRIB. Hast du teils ja auch selber gesagt.Allerdings habe ich zu Deir Yassin auch auf die Angabe der Bundeszentrale für politische Bildung verwiesen, welche die Angabe von IRIB bestätigt - will sagen: auch nicht ganz seriöse Quellen können richtige Angaben machen ...
Schneemann schrieb:Weiterhin: Es kann und muss davon ausgegangen werden, dass Deir Yassin eindeutig ein Vorfall war, bei welchem von jüdischen Extremisten (indessen nicht von "regulars") im Kontext des Gründungskrieges mutmaßlich auch viele nicht beteiligte Zivilisten zu Tode kamen bzw. teils auch gezielt getötet wurden. Insofern ist/war dies ein Verstoß gegen geltendes Kriegsrecht, wenngleich auch vermutlich einer, der im Kontext von Kampfhandlungen geschah.damals waren aber die Trennungen nicht so scharf - die israelischen Streitkräfte sind aus den irregulären Einheiten hervorgegangen, bzw. diese irregulären Einheiten sind sukzessive in den israelischen Streitkräften integriert worden.
Israel wurde am 14. Mai 1948 als parlamentarische Republik proklamiert - Deir Yassin war vorher, auch die Vertreibung der Bewohner von Al-Scheich Muwanni am 30. März 1948 - das konnten seinerzeit nur "irreguläre" Einheiten sein, und das waren keine "regulären Kämpfe".
Bemerkenswert ist auch, dass ehemalige Führer der Irgun später zu hohen politischen Ämtern aufgestiegen sind und die Likud geprägt haben, z.B. Menachem Begin - das heißt nicht, dass auch ehemalige Terroristen nicht lernfähig wären, aber die Gedankenwelt wird doch in einem bestimmten Maß auch in das politische Leben mitgenommen.
Schneemann schrieb:....ich stimmte Dir zu, dass man nicht auf eine Seite zeigen darf. Beide Seiten haben ihren Teil der Verantwortung.
Schneemann.
Vielleicht könnten wir uns auf Grundlage der Aussagen der Bundeszentrale f. politische Bildung auf folgende Grundaussagen einigen:
1882 bis 1903 - erste jüdische Einwanderungswelle mit ~ 30 000 Einwanderern bei 350.000 arab. Bewohnern
bis 1915 - zweite jüdische Einwanderungswelle mit zusätzlich ~ 55 000 Einwanderern, das Verhältnis der jüdischen Einwanderer zu den Palästinensern stieg auf 1:4, steigende Angst der Araber vor Überfremdung (ich erinnere hier an die Diskussion im Migrations- und Integrationsstrang über die "nicht verkraftbare Zuwanderung); die bleibenden Migranten der 2. Einwanderungswelle wie David Ben
Gurion waren maßgebliche Akteure in der Forderung nach einem eigenen jüdischen Staat auf (noch) palästinensischen Boden; die etwa 600 jüdischen Siedlungen kooperierten dabei recht eng
- die dritte jüdische Einwanderungswelle führte dann 1920 und 1921 zu gegenseitigen Ausschreitungen - von Arabern gegen weitere jüdische "Überfremdung" - und radikaler Zionisten zur Vertreibung der Araber
- das führte zu der Entscheidung der britischen Regierung (1930), die jüdische Zuwanderung zu begrenzen
.... das alles noch Jahre vor der Judenverfolgung im ehemaligen Deutschen Reich, die erst mit der Machtübernahme durch die Nazis 1933 begann
- 1931 - 1939 fand dann schon (nun auch aufgrund der Judenverfolgung) die fünfte (!) Einwanderungswelle jüdischer Zuwanderer statt, mit 265 000 Zuwanderern war dann auch von der Bevölkerung her "Parität" erreicht ....
- 1939 wollten die Briten die jüdische Zuwanderung erneut begrenzen (auf 75 000 Personen auf 5 Jahre hin),
und jetzt zitiere ich nochmal die BZP:
Zitat:...Israel wurde, wie gesagt, am 14. Mai 1948 als parlamentarische Republik proklamiert.
Bei diesen Operationen kam es am 8. Mai 1948 zu dem bekannten Blutbad in Deir Yassin, in dem von „Irgun“ und der „Sternbande“ 250 Menschen, die meisten Frauen und Kinder, ermordet wurden. Ähnliche Massaker folgten, und es kam zu einer Fluchtwelle der arabischen Bevölkerung aus den künftig jüdischen Gebieten. Die Frage, ob die Massaker eine Zwangsumsiedlung auslösen sollten, ist heute nicht mehr umstritten.
Vielmehr ist belegt, dass die Araber durch verschiedene Methoden zur Auswanderung getrieben
wurden, wozu auch Vertreibungen gehörten wie in Ramle und Lydda. Bis Ende 1948 sind zwischen
600 000 und 750 000 Araber aus dem israelischen Gebiet geflohen bzw. wurden vertrieben, was
später von israelischen Politikern begrüßt worden ist.
...
Ich habe vor diesem Hintergrund geschrieben:
Zitat:1948 war jedenfalls die Zeit, in der nach massiven Anschlägen zionistischer Terroristen die erste Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat stattfand, um Platz für den nicht existenten neuen Staat Israel zu schaffen. Shlomo Sand, Dozent an der Universität Tel Aviv, hat das am Beispiel des arabischen Dorfes Al-Scheich Muwanni beispielhaft dargestellt. Am 30. März 1948 "marschierten die letzten verängstigten Bewohner mit ihren wenigen Habseligkeiten auf dem Schotterpfad in Richtung Norden und verschwanden allmählich aus den Augen der Feinde, die ihre Ortschaft umstellt hatten. Frauen trugen Säuglinge auf dem Arm, zogen kleine Kinder, die bereits laufen konnten, hinter sich her. Alte wurden von Jungen gestützt, Kranke und Lahme hatte man auf Esel gesetzt. Bei ihrem überstürzten Aufbruch ließen sie alle Möbel zurück, ihren Hausrat, das Geschirr, Koffer, unverschnürte Bündel und auch den verwirrten Dorftrottel, der schicht vergessen wurde und nicht wusste, warum man ihn zurück gelassen hatte." (zitiert aus "Die Erfindung des Landes Israel," S. 316).- und das war die Antwort auf einen Beitrag von Nightwatch im Israel - Iran Strang, wonach Israel 48, 67 und 73 angegriffen wurde. Mir ist immer noch nicht klar, was an dieser Aussage falsch gewesen sein soll. Nicht der am 14. Mai 1948 proklamierte Staat Israel ist "unschuldig" angegriffen worden, sondern schon vorher fanden die genannten Vertreibungen und Terrorakte durch irregulären zionistischen Einheiten statt, z.B. Al-Scheich Muwanni am 30. März 1948, am 8. Mai 1948 zu dem bekannten Blutbad in Deir Yassin, ... und einige weitere Daten habe ich ja schon mehrfach angegeben.
Fakt ist, dass zionistische Terroristen schon vor der Gründung des Staates Israel die dort siedelnden Palästinenser angegriffen und vertrieben haben. Daraus einen Angriff der Palästinenser auf Israel zu machen ist Geschichtsverfälschung in höchster Vollendung.