09.10.2013, 21:44
Interessant ist wie das Militär dem "Willen des Volkes" nachgeholfen hat, indem sie in den Wochen vor dem Putsch allen Betrieben und Fabriken die sie kontrollieren niedrige Ausfuhrquoten auferlegt haben. Allein hierdurch wurden Millionen auf die Straße getrieben. Denen ging es sicherlich nicht um die länge der Ministerbärte, sondern um eine verkorkste Versorgungslage, für die man Mursi und die Partei verantwortlich gemacht hat. Sicherlich gab es unter den 80 Mio. Ägyptern den einen oder anderen Bevölkerungsteil der unzufrieden mit seinem Wahlsieg und seiner Vorstellung von Politik war, aber zu behaupten, dass der Großteil des Volkes sich dezidiert und politisch gegen die Herrschaft der Muslimbrüder und ihrer Ideologie aufgelehnt(und so einen Putsch gerechtfertigt) hätte ist eine Verzerrung des tatsächlichen Willens der Mehrheit der Bevölkerung. Dieser ging es nämlich mehrheitlich um Sicherheit, Ordnung und Versorgung.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/milit...-1.1720837
Zitat:Die Frage, ob die Machtübernahme des Militärs eine Reaktion auf die Massenproteste gegen Mursis Herrschaft oder von langer Hand vorbereitet war, ist keineswegs akademisch. Beobachter sehen das plötzliche Auftreten von Versorgungsengpässen bei Strom, Benzin und Gas während Mursis letzter Amtstage als Hinweis darauf, dass Anhänger des alten Regimes alles getan hätten, das Volk gegen den Islamisten aufzubringen.
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Jetzt, nach der Machtübernahme des Militärs, sind die Schlangen an den Tankstellen verschwunden und die Stromausfälle auch. Die Versorgung funktioniert wieder. Ein ehemaliger Sprecher des zuständigen Ministeriums sagte der New York Times: "Es war die Vorbereitung eines Coups. Kräfte in der Verwaltung, die die Infrastruktur von den Lagerhäusern bis hin zu den Benzinlaster kontrollieren, haben die Krise geschaffen."
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/milit...-1.1720837