MultiRole Helicopter dock MDH150
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Zitat:Immer neue Kürzungen im Verteidigungshaushalt sorgen in den niederländischen Streitkräften für wachsenden Unmut.

Im Staatshaushalt sind zusätzliche 6 Mrd. Euro einzusparen, und Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschaert hat beschlossen, dazu das Verteidigungsbudget über die bereits verfügten 1 Mrd. Euro hinaus um weitere 330 Mio. Euro zu kürzen. Von den Maßnahmen bleibt die Marine nicht verschont. Sie muss eine auf Aruba (Karibik) stationierte Marineinfanterie-Kompanie auflösen; bitterste Pille ist aber wohl der politisch verordnete, überraschende Verzicht auf den neuen Versorger KAREL DOORMAN.

Nach letzter, erst wenige Wochen alter Planung sollte die KAREL DOORMAN Mitte 2014 an die niederländische Marine übergeben werden und 2015. operativ einsatzklar sein. Gerade erst war der Rohbau von der rumänischen Damen-Tochter Galati zur Fertigstellung und Endausrüstung zur Damen-Mutterwerft nach Vlissingen überführt worden. Das Beschaffungsvorhaben war seit 2005 ein zentraler Punkt der Marineplanung – und nicht nur dieser. Weit über die Rolle eines bloßen Seeversorgers für die Marine hinaus gehend sollte das 28.000-ts-Schiff als Joint Logistic Support Ship (JLSS) vor allem auch TSK-gemeinsame militärische und humanitäre Einsätze in Übersee unterstützen sowie die Fähigkeiten zum strategischen Seetransport und zu „Sea Basing“ vor einer fremden Küste erweitern.

Ein Flugdeck erlaubt gleichzeitigen Flugbetrieb mit zwei größeren Hubschraubern; im Hangar finden sechs solche Hubschrauber Platz. In einem zusätzlichen Transportdeck kann das Schiff über Roll-on/Roll-off-Rampen Fahrzeuge incl. schwere Kampfpanzer an Bord nehmen und in ein entferntes Einsatzgebiet transportieren. Eine Heckrampe ermöglicht das Anlegen von Landungsbooten zum Be- und Entladen. Bordeigene Kräne können bis zu 40t schwere Lasten bewältigen. Zur Ausrüstung wird schließlich auch ein leistungsfähiges Bordhospital mit zwei Operationssälen gehören.

Eigentlich sollte die KAREL DOORMANN schon letztes Jahr fertig sein, aber Budgetprobleme verzögerten den Baubeginn; erst im Juni 2011 konnte Galati den Neubau auf Kiel legen. Laufende Erweiterungen/Modifizierungen der taktischen-/technischen Forderungen, vor allem aber die daraus resultierenden zeitlichen Verzögerungen führten zu stetig steigenden Mehrkosten. Ursprünglich sollte das neue Schiff nicht mehr als 400 Mio. Euro kosten; inzwischen soll man bei 570 Mio. Euro angelangt sein. Unter engen Staatsfinanzen wurde die KAREL DOORMAN schließlich zu teuer – und soll denn auch direkt nach Fertigstellung (möglichst schon vorher) an eine befreundete Marine verkauft werden. Dabei wird offenbar auch an Deutschland gedacht.

Als Alternative für die niederländische Marine ist nun der Bau eines anderen Schiffes im Gespräch, das nicht nur kleiner und billiger sein, sondern auch gemeinsam mit Belgien und Luxemburg beschafft (und finanziert) werden soll. Ein solch trilaterales Projekt war schon vor einigen Jahren im Gespräch, verschwand dann aber in den Schubladen. Um nicht vor einer totalen Fähigkeitslücke zu stehen, wird der derzeit einzige niederländische Versorger AMSTERDAM (auf die ZUIDERKRUIS wurde unter Sparzwängen schon Ende 2011 verzichtet) länger als geplant in Dienst bleiben müssen. Die 1993 in Dienst gestellte AMSTERDAM sollte eigentlich mit Zulauf der KAREL DOORMAN ausgemustert werden.

Die fortwährend, in fast Jahrestakt neue Vorgaben schaffende und jede Planungssicherheit verhindernde „Sicherheitspolitik nach Finanzlage“ stößt in den Streitkräften auf immer lauter werdende Kritik. In einem ungewöhnlich scharf formulierten offenen Brief hatte der Vorsitzende der niederländischen Offiziersvereinigung, GenMaj a.D. Harm de Jonge, die Ministerin kurz vor der Verkündung der Maßnahmen vor der Umsetzung der neuesten Kürzungen gewarnt, sprach von einem "gruselig niedrigen und immer weiter abnehmende Vertrauen" der Soldaten in die politische Leitung. Die Ministerin werde den angestrebten Personalabbau sicher ohne Probleme erreichen – die Soldaten "würden von selbst davonlaufen".
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