11.08.2013, 15:10
Das Ganze ist sehr unübersichtlich. Man muss aber aufpassen, dass man Saudi-Arabien, bzw. die Herrscher dort, nicht per se als wahhabitische Triebfeder einstuft. Über die Unterstützung von wahhabitisch-fundamentalistischen Gruppen im gesamten Orient brauchen wir sicher nicht streiten. Seltsamerweise aber verhalten sich die Herrscher dort selbst, also die Dynastie Saud mit ihren geschaetzt angeblich 25.000 Angehörigen, Prinzen etc., nicht gerade entsprechend dem Wahhabismus. In Scholl-Latours „Allah ist mit den Standhaften“ wird recht gut dargelegt, wie aus dem Haus Saud, als Verbündetem des Westens, besonders der USA, zunaechst ein Imperium der „Ölbarone“ wurde, das sich eher um Petrodollars als um Wahhabismus Gedanken machte (und auch nicht sonderlich „islamisch“ lebte).
Indessen jedoch kam der Fundamentalismus nicht durch die Saud selbst auf, besonders in der Zeit Chalid Abd al-Azizs in den 1970ern, sondern wurde von radikalen Predigern innerhalb der unteren Schichten hofiert, die den Pomp des Herrscherhauses verdammten. Dies gipfelte dann 1979 in der Besetzung der großen Moschee in Mekka durch eine über 350 Mann starke Fundamentalisten-Gruppe um den Prediger Dschuhaiman al-Utaibi, der sich von der „unislamischen“ Lebensweise der Gefolgschaft des Hauses Saud abgestoßen und angeekelt und zur Revolte inspiriert sah. Die Saud waren nicht in der Lage, diesen Aufstand mit Geiselnahme durch eigene Einheiten niederzuschlagen, sondern mussten Truppen aus dem Ausland, u. a. von der französischen CIGN und aus Jordanien, anfordern. Dies war für das eh schon demolierte Ansehen der Dynastie desaströs.
In den Folgejahren (ab ca. 1981/82) begann das, was als der Pakt mit dem Teufel angesehen wurde: Um solche Vorkommnisse wie die Moschee-Besetzung zu vermeiden, begannen die Saud nun mit dem Hofieren der wahhabitischen Extremisten durch Dollars und lenkten deren Aktivitaeten aufs Ausland um, um die eigene Monarchie zu schützen. Und dieses Agieren existiert bis heute. Im Großen und Ganzen gelang dies weitgehend, obgleich es indessen immer wieder zu kleineren Attentaten in Saudi-Arabien und auf Angehörige der Dynastie kam, die von – man wundere sich vielleicht – Gruppen ausgeführt wurden, die al-Qaida nahestehen (u. a. Riad-Anschlag, Yanbu, Khobar-Anschlag 2004, Anschlag auf Geheimdienstchef Prinz Muhammad bin Nayef im Jahr 2009, etc.). D. h. also, dass das Saud-Herrscherhaus die durch sein eigenes „unislamisches“ Verhalten in den 1970ern hervorgerufenen Geister des Extremismus heutzutage, bzw. seit den 80ern, mit Geldzuwendungen – und auch auf Kosten der umliegenden Staaten, die den Terror ausbaden müssen – vom Leib zu halten sich versucht, diese zugleich aber wiederum insofern selbst finanziert und "exportiert". Insofern – absolut irrsinnig eigentlich – schleift man die Axt, die am Ast des Nachbarn herumhackt, nur damit man auf dem eigenen Ast noch nicht von dieser irrlichternden Axt angehackt wird (obgleich man ahnt, dass dies irgendwann geschehen wird).
Man sollte sich deswegen auch fragen, ob es gut ist, modernste Waffen dorthin zu liefern. Genauso, wie das vom Westen hofierte, aber marode Regime des Schah einst zusammenbrach und unter Khomeini der schiitische Gottesstaat entstand, der auf einmal über F-14-Kampfjets und M60-Tanks verfügte, genauso könnte auch die heute vom Westen hofierte, aber wackelige und korrumpierte Monarchie in Saudi-Arabien irgendwann kollabieren und ein wahhabitischer (sunnitischer) Gottesstaat entstehen, der dann eben Leopard 2 hat.
Zum Glück allerdings – für die Saud-Dynastie – ist eine bündelnde und revolutionstechnisch charismatische Identifikationsfigur und Persönlichkeit für einen Umsturz, d. h. ein saudisch-salafistischer Khomeini sozusagen, nicht in Sicht. Dies heißt aber nicht, dass das so bleiben wird bzw. muss...
Schneemann.
Indessen jedoch kam der Fundamentalismus nicht durch die Saud selbst auf, besonders in der Zeit Chalid Abd al-Azizs in den 1970ern, sondern wurde von radikalen Predigern innerhalb der unteren Schichten hofiert, die den Pomp des Herrscherhauses verdammten. Dies gipfelte dann 1979 in der Besetzung der großen Moschee in Mekka durch eine über 350 Mann starke Fundamentalisten-Gruppe um den Prediger Dschuhaiman al-Utaibi, der sich von der „unislamischen“ Lebensweise der Gefolgschaft des Hauses Saud abgestoßen und angeekelt und zur Revolte inspiriert sah. Die Saud waren nicht in der Lage, diesen Aufstand mit Geiselnahme durch eigene Einheiten niederzuschlagen, sondern mussten Truppen aus dem Ausland, u. a. von der französischen CIGN und aus Jordanien, anfordern. Dies war für das eh schon demolierte Ansehen der Dynastie desaströs.
In den Folgejahren (ab ca. 1981/82) begann das, was als der Pakt mit dem Teufel angesehen wurde: Um solche Vorkommnisse wie die Moschee-Besetzung zu vermeiden, begannen die Saud nun mit dem Hofieren der wahhabitischen Extremisten durch Dollars und lenkten deren Aktivitaeten aufs Ausland um, um die eigene Monarchie zu schützen. Und dieses Agieren existiert bis heute. Im Großen und Ganzen gelang dies weitgehend, obgleich es indessen immer wieder zu kleineren Attentaten in Saudi-Arabien und auf Angehörige der Dynastie kam, die von – man wundere sich vielleicht – Gruppen ausgeführt wurden, die al-Qaida nahestehen (u. a. Riad-Anschlag, Yanbu, Khobar-Anschlag 2004, Anschlag auf Geheimdienstchef Prinz Muhammad bin Nayef im Jahr 2009, etc.). D. h. also, dass das Saud-Herrscherhaus die durch sein eigenes „unislamisches“ Verhalten in den 1970ern hervorgerufenen Geister des Extremismus heutzutage, bzw. seit den 80ern, mit Geldzuwendungen – und auch auf Kosten der umliegenden Staaten, die den Terror ausbaden müssen – vom Leib zu halten sich versucht, diese zugleich aber wiederum insofern selbst finanziert und "exportiert". Insofern – absolut irrsinnig eigentlich – schleift man die Axt, die am Ast des Nachbarn herumhackt, nur damit man auf dem eigenen Ast noch nicht von dieser irrlichternden Axt angehackt wird (obgleich man ahnt, dass dies irgendwann geschehen wird).
Man sollte sich deswegen auch fragen, ob es gut ist, modernste Waffen dorthin zu liefern. Genauso, wie das vom Westen hofierte, aber marode Regime des Schah einst zusammenbrach und unter Khomeini der schiitische Gottesstaat entstand, der auf einmal über F-14-Kampfjets und M60-Tanks verfügte, genauso könnte auch die heute vom Westen hofierte, aber wackelige und korrumpierte Monarchie in Saudi-Arabien irgendwann kollabieren und ein wahhabitischer (sunnitischer) Gottesstaat entstehen, der dann eben Leopard 2 hat.
Zum Glück allerdings – für die Saud-Dynastie – ist eine bündelnde und revolutionstechnisch charismatische Identifikationsfigur und Persönlichkeit für einen Umsturz, d. h. ein saudisch-salafistischer Khomeini sozusagen, nicht in Sicht. Dies heißt aber nicht, dass das so bleiben wird bzw. muss...
Schneemann.