11.08.2013, 01:41
Zitat:Schiiten und Sunniten<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-07/schiiten-sunniten-saudi-arabien-machtpolitik-iran/seite-2">http://www.zeit.de/politik/ausland/2013 ... an/seite-2</a><!-- m -->
Salafisten und Saudis schüren den Glaubenskrieg
Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten beruht auf alten religiösen Gegensätzen. Doch vor allem die Machtpolitik Saudi-Arabiens hält ihn am Leben.
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Die wichtigsten Träger antischiitischen Gedankenguts sind salafistische Religionsgelehrte, Intellektuelle und Gruppen. Ihre Ideologie geht auf sunnitische Reformbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts zurück, die versuchten, ihre Gesellschaften durch eine Rückkehr zur Lebensweise der Zeit des Propheten und seiner Gefährten zu verändern. Ihre Rückbesinnung auf die Zeit der "frommen Altvorderen" bewirkte häufig, dass die alten Debatten über die Frage, ob die Kalifen der Sunniten oder die Imame der Schiiten die legitimen Nachfolger des Propheten Mohammed seien, neu entfacht wurden.
Die meisten dieser Reformbewegungen, wie an erster Stelle die Wahhabiya in Arabien, halten die Schiiten für Ketzer, die lediglich behaupten, Muslime zu sein, und so die einzig wahre Religion von innen korrumpieren. Dies gilt auch für den Salafismus, der von der Wahhabiya beeinflusst wurde und seit den siebziger Jahren an Zulauf gewinnt. Seit Beginn des Arabischen Frühlings 2011 können die Salafisten sehr viel freier agieren als früher, die Bewegung scheint insgesamt anzuwachsen. Entsprechend gewinnen auch ihre antischiitischen Ressentiments an Bedeutung.
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Der Konflikt droht, sich auf die Nachbarstaaten Libanon und Irak mit ihren ohnehin tiefen religiösen Bruchlinien auszuweiten.
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So wird der religiöse Gegensatz durch die Machtpolitik sunnitischer Akteure geschürt, die aus ihrer Wahrnehmung zweier sich unversöhnlich gegenüberstehender, konfessionell geprägter Blöcke eine sich selbst erfüllende Prophezeiung machen. Auch wenn der Einfluss der Amerikaner und Europäer auf dieses Geschehen begrenzt sein mag, ist die Beobachtung wichtig, dass es mit ihnen verbündete Regierungen wie die Saudi-Arabiens sind, die die konfessionellen Spannungen anheizen.
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Giudo Steinberg
forscht an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) u.a. zu Saudi-Arabien, Islamismus und islamistischem Terrorismus. Die Stiftung berät Bundestag und Bundesregierung in allen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik. Der Artikel erscheint auf der SWP-Homepage in der Rubrik "Kurz gesagt".