01.03.2013, 13:21
Zitat:Und warum?Es ist sicher richtig, dass diese Umstände die industrielle Entwicklung befristet aufhielten. Aber nur in Deutschland. Die britische Luftfahrtindustrie ist ganz von selber zu dem verkümmert, was sie heute ist. Dasselbe gilt für die französische. Beide Länder haben nach dem Krieg eine Vielzahl neuer Kampfflugzeuge hergestellt. Bei den Engländern war dann nach der Lightning Schluss, die TSR2 wurde gar nicht erst gebaut. England hat sich seitdem von der eigenständigen Jagdflugzeugherstellung verabschiedet. Nur noch in bi- oder multinationalen Kooperationen entstand neues (Tornado, Eurofighter, aber auch Jaguar, Puma, Gazelle,..). Die Franzosen waren erfolgreicher, haben aber die aktuell zu bewältigende Stufe (Stealth) auch nicht mehr gepackt. Kurz: auch Länder, die nach dem Krieg ohne die oben geschilderten Einschränkungen weitermachen konnten, haben inzwischen gegen die USA das Nachsehen. Deutschland wäre es nicht anders ergangen. Einfach deshalb, weil die industrielle Leistung von der Grösse des Landes her nicht mit der Grösse der USA mithalten kann.
Weil unsere Infrastruktur vernichtet wurde und unsere Forschungsergebnisse in allierte und russische Hände kamen und weil unsere innovativen Entwickler quasi über Nacht nicht mehr im Land waren.
Ich denke, Deutschland hätte es 20 Jahre nach dem Krieg hingekriegt, Flugzeuge wie die F-4 oder F-104 selber zu entwickeln. Bis dahin waren die Zerstörung und der Brain-Drain, ausgelöst durch die Niederlage im Krieg, wohl verdaut. Man hätte auch die verlorenen Wissenschaftler zurückholen können (z.B. Kurt Tank baute munter Jets in Südamerika nach dem Krieg). Es ist aber nichts in diese Richtung geschehen. Deutschland hat noch nicht mal die vorhandenen französischen und britischen Flugzeuge den amerikanischen vorgezogen. Erst mit der zunehmenden europäischen Integration kam auch so etwas wie eine Verpflichtung zu europäischen Mustern ins Spiel. Und man erkannte, dass man nur durch Zusammenarbeit zu den USA aufholen konnte. Das Resultat sind die europäischen Projekte (Eufi, Tornado). Eine "militärische Tradition", die quasi zum Erwerb von europäischer Ware verpflichtet, gab es also in der Nachkriegszeit für die Deutschen nicht; die ist allenfalls jetzt erst am Entstehen. Allerdings zeigt grad das F-35-Programm, dass die USA schon wieder einen Schritt voraus sind. Europa hechelt wieder hinterher.
Dass Europa branchenverwandt auch zur Weltspitze aufschliessen kann, zeigen die Erfolgsgeschichten von Airbus und Eurocopter. Es ginge also schon, wenn man denn wollte.