12.09.2012, 18:32
Zitat:Ergänzend möchte ich noch anmerken, dass es ein erheblicher Fehler wäre, den Kampfpanzer als System allein aus dem Gefecht der verbundenen Waffen heraus gelöst zu betrachten. Insbesondere halte ich eine massive, zeitnahe und präzise Artillerieunterstützung bei jedem Vorgehen von Kampfpanzern für unabdingbar notwendig, und gerade diese fehlte den Juden anfangs im Libanon und führte dort zu vermeidbaren Verlusten. Die Verluste der Juden hätten also deutlich geringer ausfallen können (und wären dann marginal gewesen), hätte man die eigenen Kampfpanzer nicht eingangs etwas überschätzt (so zumindest meine Ansicht).Ein massives und rücksichtsloses Vorgehen der Artillerie hätte die Verluste sicherlich reduziert. Vor allem dadurch das der Krieg aufgrund politischer Zwänge ne Woche früher zu Ende gegangen wäre.
Nicht alles was militärisch geboten wäre ist faktisch umsetzbar. Wenn die Israelis im Libanon alles von anfang an mit MLRS belegt hätten können die Panzerverbände sicherlich verlustfreier vorgehen. Aber wann ist das bitte möglich? Nicht einmal in Falludscha haben die Amis alles eingeebnet.
Davon ab, entscheidender als die Artillerieunterstützung war mal wieder die fehlende Zusammenarbeit mit der Infanterie. Panzer- und Infanterieverbände agierten zu unabhängig voneinander und waren dann nicht da wo sie gebraucht waren. Das klassische Beispiel ist die Kompanie, die sich ohne Feuerunterstützung durch irgendein Kuhkaff von Haus zu Haus kämpft und der Panzerverband zwei Anhöhen weiter im schwierigen Gelände von Panzerjägern überrascht wird.
Das gab es zuhauf und ist alles andere als neu, den Israelis fehlt halt ein vernünftiger Schützenpanzer und die damit einhergehende Doktrin. Die Panzer haben in der Vergangenheit die Kriege halt mit der Luftwaffe zusammen gewonnen und davon rückt man nicht ab. Auch der Namer ist in diesem Punkt keine Lösung.
Zitat:Doch es hilft: Weil ich die Panzerjäger auch nach eigenen Verlusten immer noch problemlos vernichten kann. So was nennt man Zweitschlagskapazität und die fehlt heute zunehmend.Die fehlt nicht, die ist heute schlicht nicht mehr erwünscht. Du kannst nicht auf eine Doktrin bauen die massive eigene Verluste voraussetzt. Die mag so realistisch sein wie sie will, durchsetzbar ist sie in westlichen Armeen nicht. Du brauchst Plattformen die dem Feuer des Gegners einigermaßen standhalten können. Auch wenn das im Zweifelsfall 25mm statt 30mm heißt. Waffenstarrende Ungetüme die so mit Munition vollbeladen sind das sie dir bei jedem Treffer um die Ohren fliegen sind dagegen nicht zielführend.
Die Argumentation, das man Fahrzeuge gegen moderne Antipanzerwaffen nicht schützen könnte hilft dir da nicht weiter. Es wird keinem Einfallen deswegen mehr Feuerkraft draufzupacken und die Verluste dadurch nochmehr zu erhöhen. Mehr Verluste auf beiden Seiten des Konflikts ist nicht das was gewollt ist. Militärisch zweifellos sinnvoll aber mit unserem Verständnis des Krieges unvereinbar. Deswegen ist dein Ansatz falsch. Du müsstest unser Verständnis vom Krieg umkrempeln damit dein Vorschlag vernünftig wäre. Würde man deinen Vorschlag heute mit unsere westlichen Kriegsverständnis anwenden wäre das politische r Selbstmord.
Dementsprechend geht die Entwicklung halt in die andere Richtung. Die Israelis haben die Komponente Schutz mit dem Namer ins Extreme gesteigert und für das was sie erreichen wollten ist das Ding eine hervorragende Plattform. Leider gibt es keine Kohle für eine vernünftige Maschinenkanone und ein APS. Trotzdem zeigt das Ding, das es im Prinzip möglich ist ein Gefährt für die Infanterie zu bauen, das modernen Antipanzerwaffen gewachsen ist.
Zitat: Das ist nicht die russische Doktrin.Zweifellos nicht, aber das wäre zwangsläufig die russische Doktrin wenn sie gegen einen Feind mit modernen Antipanzerwaffen antreten müsste. Dein Fahrzeuge mit überhöhter Feuerkraft sind weit weniger widerstandsfähig als konventionellere Plattformen. Dementsprechend folgt ein Schlachtfest.
Zitat:Feuerkraft schützt zudem ebenfall vor Feindfeuer. Sie hält den Feind auf Abstand, zwingt ihn beim Angriff die eigene Vernichtung hinzunehmen (was der Feind nicht zwingend tut, weil er auch Leben will), hält gegnerische oder potentielle gegnerische Stellungen nieder, und vor allem anderen verkürzt sie den Kampf ! was die eigenen Verluste wiederum verringert. Je mehr Feuerkraft, desto weniger lange kann der Feind überleben, desto schneller ist also der Kampf vorbei, desto geringer sind folglich die eigenen Verluste.Damit Feuerkraft vor Feindfeuer schützt muss überhaupt mal ein Ziel aufgeklärt werden gegen das sich deine Feuerkraft richten kann. Und das geschieht bei Panzerjägern üblicherweise erst dann wenn sie dich angreifen. Was heißt das du mit deinen übermunitionierten Fahrzeugen tot bist und der Feind vielleicht auch. Oder auch nicht. Jedenfalls hat sich das bei dir mit dem Zurückschießen schnell erledigt wenn deine Fahrzeuge keinem Beschuss standhalten. Und dann ist auch nichts mit dem Nachsetzen durch die zweite Welle. Dann musst du zusehen das du das Gelände behauptest und deine Verwundeten und Toten nach hinten bekommst.
Rein praktisches Beispiel: zwei Gefechte aus Afghanistan:
Zu Afghanistan: der Unterschied ist weniger der Mader als die 20 mm MK. Es gibt keinen zwingenden Grund warum man auf dem Boxer nicht auch eine 20 mm MK setzen könnte.
Aber deine Beispiele sind doch letztenendes vollkommener Kleinkram. Hätten die Taliban moderne ATGMs wie die Hisbollah wäre auch eine komplette bundesdeutsche Panzergrenadierkompanie keinen Meter weitergekommen. Da krankt es an ganz anderen Problemen wenn es die eigene motorisierte Infanterie nicht schafft sich gegen einen Gegner mit nicht mal gleichwertiger Feuerkraft durchzusetzen.
Zitat:Jetzt mal ernsthaft: nur weil mehr Waffen auf einem Panzer montiert sind, heißt das nicht zwingend im Umkehrschluss, dass die Panzerung deshalb schwächer ist.Sicher nicht, nur hängt die Komponente Schutz nicht allein an der Panzerung. Mehr Waffen bedeutet mehr Munition und weniger Mobilität. Das ist schlecht um Treffer zu vermeiden und noch schlechter um Treffer zu überleben.
Für was braucht ein Kampfpanzer mehr Waffen? Ich sehe das nicht. Die 120mm Kanone zerlegt alles schnell genug. Wofür zusätzliche Maschinenkanonen oder Granatwerfer? Wohin mit der Munition? Du hast heute eine ausgezeichnete Chance in einem Kampfpanzer eine Penetration der Panzerung durch eine ATGM zu überleben. Im Schnitt fiel im Libanon ein Soldat von vier wenn die Panzerung durchbrochen wurde. Wie das? Weil man konsequent dazu übergangen ist, den Kampfraum so trocken wie möglich zu halten. Wenn du wieder anfängst Granaten und sonstige Munition mitzuführen wirkt sich das bei Treffern katastrophal aus. Und wozu das Ganze? Für mehr Schaden pro Quadratmeter pro Sekunde? Das kann doch nicht Sinn der Sache sein.
Der Mörser beim Merkava dient hauptsächlich zur Einnebelung. Ein Überbleibsel des Designansatzes Kampfpanzer und Transportpanzer zu vereinen.
Im Endeffekt muss man sich doch einfach fragen, wie viel Feuerkraft brauch es effektiv? Ich halte nichts vom russischen Ansatz die eigenen Fahrzeuge mit Waffen zuzugleistern. Gleichzeitig sehe ich es jedoch schon so, dass manch ein westliches Fahrzeug eine schwerere Maschinenwaffe vertragen kann. Ohne dadurch den Schutz auf Spiel zu setzen oder ihn gleich ersetzen zu wollen.