14.06.2012, 17:44
Zitat:Staudammprojekt<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/aktuell/international/der-preis-des-wachstums-in-amazonien-1.17234558">http://www.nzz.ch/aktuell/international ... 1.17234558</a><!-- m -->
Der Preis des Wachstums in Amazonien
Am Rio Xingu baut Brasilien das drittstärkste Wasserkraftwerk der Welt. Es ist ein Symbol des Fortschritts für die einen, der Zerstörung für die anderen. Die Region steht vor einem Wandel mit ungewissem Ausgang. [...]
Das Schicksal von Elio da Silva ist eines von Tausenden. Laut den Schätzungen von Norte Energia müssen 6000 Familien oder rund 20 000 Personen umgesiedelt werden. Andere Quellen gehen von mehr aus. Am stärksten betroffen ist Altamira am oberen Ende des künftigen Stausees. Mehrere Wohnquartiere der 100 000 Einwohner zählenden Stadt liegen im Risikogebiet. Die Betroffenen haben die Wahl zwischen einer Abfindung oder einem Fertighaus des staatlichen Wohnbauprogramms. Wer in einer ärmlichen Holzhütte wohnt, nimmt das Angebot gerne an. Andere, deren ganze Ersparnisse in ihrem Haus stecken, fürchten um ihre Existenz. Dabei ist es weniger die Enteignung, die den Leuten Sorgen macht, als vielmehr die Ungewissheit. «Wir wissen nicht einmal, wie viel Zeit uns noch bleibt», sagt der Hausbesitzer Vitor Marcio dos Santos. Das kümmere die Stadtregierung aber nicht, weil sie dank dem Kraftwerk einen Haufen Geld erhalte und mit dem Konsortium unter einer Decke stecke. [...]
Überrumpelt vom Wandel wurden auch viele Indianer. Das Betreiberkonsortium stellt jedem Dorf pro Monat Waren im Wert von 30 000 Reais (rund 14 000 Franken) zur Verfügung. Viele können damit nicht umgehen, bestellen Benzin und Werkzeuge, die sie nachher verkaufen – nicht selten, um Alkohol zu besorgen. Das Kraftwerk hat zudem viele Dörfer entzweit und Streit zwischen einzelnen Gemeinden und Stämmen ausgelöst. Einen Tiefpunkt erreichte die Stimmung Ende Mai, als in Altamira ein Indianer im Streit mit einem anderen getötet wurde. Solche Zwischenfälle gab es bisher nicht.
Schneemann.