Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
#74
@Quintus:
Unsere Chance. :wink:

Wie ich bereits geschrieben habe, ist es ein weit verbreiteter und oft wiederholter Fehler zu glauben, dass es nur eine Art von Krieg gibt. Zu deiner Ehrenrettung kann man immerhin sagen, dass du nicht der Erste bist, der diesen Fehler macht. Es gab schon weitaus bedeutendere Persönlichkeiten (nicht böse gemeint Tongue ), die bittere Erfahrungen damit machen mussten. Das reicht mindestens bis in die Zeit der Römer zurück, wenn nicht noch weiter.
Ich kann es nur wiederholen. Es gab immer beide Arten von Kriegen mit ihren spezifischen Anforderungen und Truppen die in verschiedenen Verhältnissen zueinander dafür aufgestellt wurden.
Auch heute ist der kleinen Krieg nicht der entscheidende. Das ist nur eine subjektive Sicht. Eben weil wir technologisch und an Großgerät dermaßen überlegen sind, ist jeder Krieg für uns ein asymetrischer Krieg und der Gegner ist gezwungen, wenn er nicht in Rekordzeit vernichtet werden werden will, den kleinen Krieg zu führen.
Auch die US-Amerikaner hatten mal den gleichen Ansatz, den du hier zur Sprache bringst, nur mit einer etwas anderen Ausformung. Es hat schlicht nicht funktioniert. Weil einfach die Informationshoheit, so wie sie dafür nötig ist, nicht erreichbar war. Und den US-Amerikanern kann man kaum vorwerfen, dass sie zimperlich wären bei der Informationsbeschaffung. Wobei man die Gesetze nicht nur dehnt.

Speziell zur Infanterie geb ich dir ja recht, dass sie lange vernachlässigt wurde - also so 50 Jahre lang etwa. Sie muss auf jeden Fall besser ausgerüstet werden und ggf muss man auch neue Tatiken entwickeln bzw. die alten anzupassen. Aber trotzdem ist die Infanterie nur ein Baustein in der Kriegführung und keine Waffengattung allein kann effektiv Krieg führen; egal welchen.

Und ein Vielvölkerstaat ist nicht einfach ein Staat in dem mehr als 1 Ethnie lebt. Das trifft auf jeden Staat zu. Sondern ein Vielvölkerstaat ist ein Staat in dem kein Volk die absolute Mehrheit hat. Und solche Staaten gibt es in Europa heute kaum noch. In den Post-Kolonialstaaten ist es aber die Regel. Und diese Staaten sind praktisch nie stabil.
Und zu deinem Beispiel. Das heutige Russland ist kein Vielvölkerstaat. Die Russen machen ca. 75% der Bevölkerung aus. Und der Rest besteht aus vielen winzigen Splittergruppen.
Und dein Beispiel Kosovo hatte ich im Sinn als ich letzten Post geschrieben habe. Die Streitigkeiten im Kosovo beschränken sich alle auf Grenzgebiete. Als der Kosovo noch zu Serbien gehörte war das gesamte Gebiet Kriegsgebiet.
Wenn ich durch die Teilung die von Konflikten betroffene Bevölkerung halbiere, hab ich schon mehr gewonnen, als in den letzten Jahren seit dem Einmarsch erreicht wurde.
Wie ich auch schon geschrieben habe, sind die Taliban nur so stark, weil sich die Bevölkerung mit nichts identifizieren kann. In Staaten, wo die Bevölkerungsgruppe auf die sie sich abgestützt haben aber bestenfalls eine winzige Minderheit ist, werden sie keinen Einfluss haben. Der einzige Weg wäre ein zwischenstaatlicher Krieg. Den werden sie aber nicht gegen Truppen führen können die ohnehin komplett von ihnen unterwandert sind, wie die ANA sondern gegen Armeen, die praktisch komplett aus fremden Ethien bestehen, bei denen sie keine Unterstützung haben.

PS:
Es wäre mir lieb, wenn du ein paar Beispiele gescheiterter Staaten anführst, die aus Vielvölkerstaaten entstanden sind. Also bei denen die Situation hinterher schlechter war als vorher.
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