18.03.2012, 12:37
Werter Quintus,
die Frage, ob "Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" sei, wird in Deutschland seit den traumatischen Erfahrungen des letzten Weltkriegs anders beurteilt. Politik ist danach die Kunst des menschlichen Zusammenlebens - und Krieg demzufolge das Versagen der Politik.
Tatsächlich gab es bis zum Ende des "Kalten Krieges" den gesellschaftlichen Konsens, dass der Einsatz von militärischer Gewalt nur im (gar nicht so unwahrscheinlichen) Fall der Verteidigung (also eine Art staatliche Notwehr) auch von verbündeten Staaaten (Nothilfe) gegen einen Angriff fremder Staaten gerechtfertigt sei. Die NATO war (und ist) dementsprechend ein Verteidigungsbündnis, das mit dem Ende des "Kalten Krieges" auch zunehmend in eine existentielle Sinnkrise geraten ist.
Gleichzeitig damit geht aber auch eine Änderung der Einstellung der Bevölkerung einher, die den Einsatz von militärischer Gewalt nicht nur zur Abwehr eines staatlichen Angriffs auf einen Verbündeten, sondern auch zum Schutz der Bevölkerung von Staaten "out of aerea" vor eigenstaatlicher militärischer Gewalt als zulässig erachtet (Jugoslawien, Libyen). Der Begriff der "Nothilfe" wird also in der Akzeptanz der deutschen Bevölkerung ausgedehnt von der Unterstützung von verbündeten Staaten auf den Schutz der Bevölkerung - auch "out of aerea".
Dass darüber hinaus aber auch in ganz Europa mehrheitlich eine Aversion gegen militärisch geführte Hegemonialpolitik (wie in den USA bisweilen praktiziert) besteht, hat nicht erst Vietnam gezeigt. Tatsächlich haben die Erfahrungen von zwei Weltkriegen und die "Entkolonialisierungskriege" in Europa eine deutliche Distanzierung zu einer solchen militärisch gestützten Hegemonialpolitik verursacht.
Das ist in den USA anders. In den USA wird (trotz Vietnam) der Einsatz militärischer Gewalt zur Umsetzung nationaler Ziele (Irak, Afghanistan) wohl nicht ernsthaft kritisch hinterfragt - vgl. dazu auch den Artikel letzte Woche im SPIEGEL.
Willst Du ernsthaft die US-amerikanischen Verhältnisse (die mich manchmal in der Glorifizierung des Militärs an das alte Preußen erinnern) auch in Deutschland restituieren?
die Frage, ob "Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" sei, wird in Deutschland seit den traumatischen Erfahrungen des letzten Weltkriegs anders beurteilt. Politik ist danach die Kunst des menschlichen Zusammenlebens - und Krieg demzufolge das Versagen der Politik.
Tatsächlich gab es bis zum Ende des "Kalten Krieges" den gesellschaftlichen Konsens, dass der Einsatz von militärischer Gewalt nur im (gar nicht so unwahrscheinlichen) Fall der Verteidigung (also eine Art staatliche Notwehr) auch von verbündeten Staaaten (Nothilfe) gegen einen Angriff fremder Staaten gerechtfertigt sei. Die NATO war (und ist) dementsprechend ein Verteidigungsbündnis, das mit dem Ende des "Kalten Krieges" auch zunehmend in eine existentielle Sinnkrise geraten ist.
Gleichzeitig damit geht aber auch eine Änderung der Einstellung der Bevölkerung einher, die den Einsatz von militärischer Gewalt nicht nur zur Abwehr eines staatlichen Angriffs auf einen Verbündeten, sondern auch zum Schutz der Bevölkerung von Staaten "out of aerea" vor eigenstaatlicher militärischer Gewalt als zulässig erachtet (Jugoslawien, Libyen). Der Begriff der "Nothilfe" wird also in der Akzeptanz der deutschen Bevölkerung ausgedehnt von der Unterstützung von verbündeten Staaten auf den Schutz der Bevölkerung - auch "out of aerea".
Dass darüber hinaus aber auch in ganz Europa mehrheitlich eine Aversion gegen militärisch geführte Hegemonialpolitik (wie in den USA bisweilen praktiziert) besteht, hat nicht erst Vietnam gezeigt. Tatsächlich haben die Erfahrungen von zwei Weltkriegen und die "Entkolonialisierungskriege" in Europa eine deutliche Distanzierung zu einer solchen militärisch gestützten Hegemonialpolitik verursacht.
Das ist in den USA anders. In den USA wird (trotz Vietnam) der Einsatz militärischer Gewalt zur Umsetzung nationaler Ziele (Irak, Afghanistan) wohl nicht ernsthaft kritisch hinterfragt - vgl. dazu auch den Artikel letzte Woche im SPIEGEL.
Willst Du ernsthaft die US-amerikanischen Verhältnisse (die mich manchmal in der Glorifizierung des Militärs an das alte Preußen erinnern) auch in Deutschland restituieren?